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Die Jäger des Lichts (German Edition)

Die Jäger des Lichts (German Edition)

Titel: Die Jäger des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Fukuda
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»Benutzt eure Hemden!« Aber ich kann die Kralle nicht lösen – sie sitzt zu tief im Holz.
    Rechts neben mir schlägt ein weiterer Enterhaken ein, der Davids Kopf nur um Haaresbreite verfehlt.
    Die Jäger stürzen aus dem Schatten und ziehen mit roher,brutaler Kraft an den Seilen. Das Boot neigt sich zur Seite und nähert sich in beunruhigendem Tempo dem Ufer.
    »Sissy! Kapp das Seil!« Aber sie hört mich nicht und versucht weiter, den anderen Enterhaken zu lösen, der sich jedoch noch tiefer in die Planken gegraben hat, sodass sie ihn nicht bewegen kann. Ich greife einen Dolch aus ihrem Gürtel und strecke am Bug die Hand ins Wasser. Als ich das Harpunenseil spüre, das sich gegen das Boot presst, sinkt mein Mut. Es ist aus einem harten synthetischen Material, dass sich garantiert nur mühsam durchschneiden lässt. Mit diesem Messer brauche ich mindestens fünfzehn Minuten. Ich versuche, das Seil nach unten zu drücken, um das Boot so zu befreien, doch es drückt zu fest gegen das Holz.
    Mittlerweile haben sie das Boot halb bis ans Ufer gezogen, nahe genug, um einen Jäger zu sehen, der knöcheltief im Wasser steht und zischend zum Wurf ausholt. Ein Enterhaken schwirrt durch den Nachthimmel.
    »Vorsicht!«, rufe ich.
    Ben ist so auf seinen Enterhaken konzentriert, dass er den, der auf seinen Kopf zusegelt, nicht bemerkt. Epap, der immer noch seine Rippen abtastet, springt auf und reißt Ben zur Seite, einen Moment bevor der Haken krachend dort einschlägt, wo er eben noch gehockt hat. Sie stürzen vor der Kabine zu Boden. Epap schlägt auf dem Deck auf und bleibt bewusstlos liegen; der Haken muss ihn getroffen haben, aus einer hässlichen Platzwunde an der Seite seines Kopfes strömt Blut.
    Die Jäger stoßen ekstatische Schreie aus.
    Das am Haken befestigte Seil droht direkt auf Epap zu fallen, deshalb laufe ich zu ihm und zerre ihn unsanft in die Kabine, bevor es sich spannt, ihn an Deck fesselt oder schlimmer noch eine seiner Gliedmaßen durchtrennt. Jetzt sind drei Seile am Boot verankert, mit deren Hilfe sie uns an Land ziehen – mit solcher Kraft, dass sich ein Ende des Bootes aus dem Wasser hebt und es mit leichter Schlagseite wie von einem Außenborder angetrieben auf das Ufer zugleitet.
    Sissy säbelt an einem der Seile und gibt dann auf. Sie sind aus dem gleichen Material wie das Harpunenseil. Sie sieht mich eindringlich an, hundert Berechnungen, die in Sekunden angestellt werden, ein Dutzend Optionen erwogen und verworfen, bis nur noch eine übrig bleibt. Sie schiebt David und Jacob grob in die Kabine, vor der Ben und ich immer noch auf dem Boden liegen. Epap ist nach wie vor bewusstlos, seine Brust hebt und senkt sich flach und schnell.
    »Passt auf«, sagt Sissy. Wasser tropft von ihrem Gesicht. »Ich schwimme ans Ufer. Ich lasse mich auf der anderen Seite des Bootes in den Fluss und schwimme unter Wasser, damit sie mich nicht sehen. Ihr müsst sie in der Zwischenzeit ablenken. Zieht weiter an diesen Haken.«
    »Nein, nicht, Sissy!«, ruft Ben.
    »Es ist die einzige Möglichkeit, die uns bleibt.«
    »Es muss doch noch eine andere geben …«
    Sie packt Ben so heftig am Arm, dass er zusammenzuckt. »Nein, gibt es nicht, Ben.«
    »Dann lass mich gehen«, sage ich. »Ich bin ein guter Schwimmer, ich kann es schaffen.«
    »Nein«, sagt sie und schiebt ihren Dolch in die Scheide an ihrem Gürtel.
    »Dann gehen wir beide«, beharre ich.
    »Nein«, sagt sie, reißt mir meinen Dolch aus der Hand und verstaut ihn ebenfalls sicher in ihrem Gürtel.
    »Sissy …«
    In ihren Augen liegen sowohl Wut als auch Staunen, als sie mich grimmig anstarrt und meinen Blick einen Moment länger als nötig hält. »›Lasst Gene nicht sterben‹«, flüstert sie schließlich, huscht dann einfach so an mir vorbei und springt mit einem leisen Platschen ins Wasser.
    David fängt an zu weinen. Ich ziehe ihn auf die Füße, genau wie Jacob und Ben, weil ich weiß, dass die drei einander brauchen werden. »Hört zu, Jungs«, sage ich mit aller Überzeugung, die ich aufbringe. »Sissy hat euch einen Auftrag gegeben. Zieht diese verdammten Haken aus unserem Boot. Benutzt eure Hemden, kein Hautkontakt. Habt ihr verstanden?« Jacob nickt. Ich fasse Davids Gesicht behutsam mit beiden Händen. Seine Haut ist so zart. Er ist nicht für eine Welt wie diese gemacht. Ich blicke ihm aufmunternd in die Augen, bis er nickt.
    »Los!«, sage ich und schiebe sie hinaus an Deck, wo jeder zu einem Haken trottet.
    Dann springe ich von Bord und

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