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Die Jäger des Roten Mondes

Die Jäger des Roten Mondes

Titel: Die Jäger des Roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Bratpfannen und Feuer. Er war glücklich, aus dem Sklavenschiff der Mekhar herausgekommen, aber es schien, daß er der Sklaverei nur entkommen war, um den sicheren Tod durch die Hand schrecklicher, unbekannter Jäger zu finden. Er dachte, daß sogar der Mann, der gesagt hatte: ›Gebt mir die Freiheit, oder gebt mir den Tod‹, so freundlich gewesen war, dem die Erklärung vorauszuschicken, er wisse nicht, welchen Weg andere wählen mochten. Abgesehen davon hatte Dane nicht die Wahl zwischen Freiheit und Tod, sondern nur zwischen Sklaverei und etwas, was ohnehin wie der sichere Tod klang.
    Dallith, mit ihrer jetzt vertrauten Methode, seine Stimmungen abzulesen, sagte ärgerlich: »Warum sprach der Mekhar-Kapitän dann von einem ehrenvollen Entkommen als Alternative zum ehrenvollen und blutigen Tod?«
    Der Mekhar blickte sie erstaunt an. »Ich dachte, ihr wüßtet das«, sagte er. »Selbstverständlich würden wir kein tapferes Wesen zum sicheren Tode verurteilen! Die Jagd – wie alle wissen sollten, die Jäger kennen – dauert von Dunkelheit zu Dunkelheit des Roten Mondes. Diejenigen, die noch leben, wenn die Finsternis wieder heraufzieht, sind frei. Frei, und zwar mit einer großen Belohnung und großer Ehre. Warum wäre ich sonst hier?«
    Der Mekhar drehte ihnen mit zuckenden Schnurrhaaren den Rücken, und Dane stand da und beobachtete ihn und versuchte das Gesagte zu begreifen.
    Eine Chance zu entkommen – aber einem wilden Volk, so wild, daß es keinen anderen Namen hatte, als den der Jäger, ein Volk, das sogar die Mekhar fürchteten. Ein Feind, den noch nie jemand gesehen hatte, außer in dem Moment, in dem er von ihm getötet wurde. Man mußte also kämpfen oder fliehen oder ihnen irgendwie entkommen, in der Zeitspanne zwischen zwei Dunkelheiten – wie lange das auch immer sein mochte – nicht wissend, welche Gestalt der Feind annehmen oder ob er unsichtbar aus der Luft kommen würde.
    Für einen Augenblick wünschte er sich feige, wieder auf dem Sklavenschiff zu sein. Er hatte sein ganzes Leben lang nach Abenteuern Ausschau gehalten, aber eine Reise quer durch die Galaxis, selbst als Sklave, war genug Abenteuer für ein ganzes Leben.
    Dann besserte sich seine Laune ohne rechten Grund. Wenn die Jäger ein quasi religiöses Ritual aus der Jagd machten, würde ein Teil ihres Vergnügens sicher schon in dem Risiko liegen. Jäger auf der Erde fanden es nicht gerade aufregend, hinauszugehen und Hasen zu schießen. Fuchsjäger machten ein großes Theater darum, den Fuchs nicht zu schießen. Das wahre Geheimnis der Jagd schien für die, die daran teilnahmen, auch auf der Erde, im Anschleichen, der Gefahr, dem Kitzel, dem Risiko zu liegen. Darum würden die Menschen, die daran teilnahmen – oder von welcher Rasse ihre Beute auch sein mochte – so etwas wie eine faire Chance bekommen.
    Ich bin weichlich geworden, dachte Dane, ich bin nicht in Form. Ich war in guter Kampfform – diese Unterrichtsstunden in Aikido und Karate in Japan, die rastlose Knochenarbeit des Einhandsegelns Tag und Nacht –, aber drei Wochen kompletter Untätigkeit haben mich verweichlicht. Aratak könnte es gelingen; er ist groß und stark. Die Frauen … nun, wenn es auf Körperkraft ankam, mußte zumindest Dallith beschützt werden – obwohl sie wild genug gewesen war, als sie gegen den Mekhar gekämpft und ihn erschreckt hatte! Aber die Mekhar hatten nicht ihre Körperkraft getestet, erinnerte sich Dane. Was die Mekhar geprüft hatten, war ihre Verwegenheit, ihr Mut, ihre Bereitschaft, Risiken einzugehen, und die Fähigkeit, das für die Flucht offen gelassene Schlupfloch zu finden. Das mußten also die Qualitäten sein, die die Jäger an ihrer Beute schätzten, damit sie ihnen einen guten Kampf lieferte. Er sagte laut: »Vielleicht haben wir trotzdem eine Chance. Keine gute. Aber eine Chance.«
    Dallith schnappte nach Luft und faßte nach seinem Arm, denn die Tür am gegenüberliegenden Ende des Raumes glitt auf. Dane drehte sich um und fragte sich, ob sie jetzt den ersten der mysteriösen Jäger zu Gesicht bekommen würden. Statt dessen sah er eine große, schmale Metallsäule, die wie auf unsichtbaren Rädern vorwärts zu gleiten schien. Das Ding hatte schmale, von einem Metallgeflecht bedeckte Schlitze und kleine blinkende Lichter oder Linsen, und nach einer Weile, noch ehe es mit derselben mechanischen Stimme zu sprechen begann, die er aus dem Schaltpult des Mekhar-Raumschiffes gehört hatte, stellte Dane fest, daß es eine Art

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