Die Jäger des Roten Mondes
ihn entwaffneten und seine Waffe erbeuteten. Der andere Wächter, dem wir die übliche Wahl ließen, zog es vor, Selbstmord zu begehen, anstatt sich einem Gerichtsverfahren auf Mekhar zu stellen. Dieser hier wählte den anderen Ausweg – er verkaufte sich selbst als Beute für die Jäger. Der Preis für ihn wird seinen Hinterbliebenen auf Mekhar übergeben, so daß er frei von Verpflichtungen ist und seine einzige legale Chance wahrnehmen kann zu überleben.«
»Wir nehmen jederzeit gerne einen Mekhar als Beutetier an«, sagte die mechanische Stimme. »Wir wiederholen das Angebot, das wir schon früher unterbreitet haben, euch eure verzweifelten Verbrecher als Beute abzunehmen.«
»Und wir wiederholen«, sagte der Mekhar am Funkgerät, »daß die Ehre unseres Volkes es eigentlich nicht zuläßt, daß wir in der Jagd durch Kriminelle vertreten werden; aber der Wächter wurde in einem ehrlichen Kampf besiegt, da wir den Gefangenen absichtlich eine Möglichkeit ließen zu entkommen. Er hat das verbriefte Recht, seine Todesart auszusuchen, und er hat das Recht, den ehrenhaften Tod durch eure Hand zu wählen, wenn er das möchte.«
»Wir beugen uns euren Ehrbegriffen«, sagte die mechanische Stimme.
»Wir schlagen einen Bonus von zehn Prozent über unseren üblichen Preis hinaus vor; wenn das annehmbar für euch ist, könnt ihr die Gefangenen sofort landen.«
»Das ist annehmbar für uns«, bestätigte der Mekhar, aber Danes Aufmerksamkeit wurde auf Rianna gelenkt, die keuchend aufgestöhnt hatte.
»Die Jäger«, flüsterte sie. »Dann sind sie keine bloße Legende! Eine Chance zu entkommen – ja, eine Chance – aber, o Götter, was für eine Chance!«
Dane drehte sich in seinem Sitz, aber bevor er ein Wort der Erwiderung sagen konnte, näherte sich der Mekhar-Kapitän.
»Gefangene«, sagte er ruhig. »Es liegt bei euch, ob ihr entkommt oder ehrenhaft sterbt. Ihr habt bewiesen, daß ihr zu tapfer, zu mutig seid, um als Sklaven verkauft zu werden; wir haben daher die Ehre und das Vergnügen, euch diese Alternative zu bieten. Habt keine Angst. Ihr werdet jetzt eine kleine Dosis eines milden Betäubungsgases bekommen, das keinerlei bleibende Nebenwirkung hat, damit ihr euch während des Transfers zur Welt der Jäger nicht durch unnötiges Kämpfen verletzt. Laßt mich euch gratulieren und euch allen eine ehrenvolle Flucht oder einen blutigen und ehrenvollen Tod wünschen.«
6
Als die Nebel des Betäubungsgases sich hoben und Danes Kopf wieder klar wurde, fand er sich auf einem niedrigen, weichen Bett liegend, zugedeckt mit einer seidenweichen Decke. Rianna lag bewußtlos neben ihm, Dallith auf einer ähnlichen Liege nahebei. Aratak war auf dem Fußboden ausgestreckt. Als Dane sich aufsetzte, reckte sich der große graue Echsenmann wie unter Schmerzen, stöhnte und setzte sich auch auf. Er sah sich um, und seine Augen trafen die von Dane.
»In einer Hinsicht sagten uns unsere Gegner wenigstens die Wahrheit«, meinte er ruhig. »Wir sind nicht verletzt worden. Wie geht es den Frauen?«
Dane lehnte sich über Rianna; ihre Brust hob und senkte sich natürlich wie im Schlaf. Dallith begann, sich verschlafen zu strecken; sie setzte sich auf und blickte mit plötzlichem Schrecken um sich, erkannte die anderen und entspannte sich lächelnd.
»Da wären wir also alle wieder«, sagte Dane.
Der Raum, in dem sie lagen, war sehr groß, besaß hohe Decken und Pfeiler und Säulen und war einmal mit einer Art Tonfarbe gestrichen worden; aber die Farbe wirkte verblaßt und alt, und in den Ecken hingen Spinnweben und Staub, obwohl der Raum sonst einigermaßen sauber aussah. Hohe Fenster ohne Scheiben, aber teilweise durch Rolläden aus schmalen, bambusartigen Leisten verdeckt, ließen ein seltsames rötliches Licht herein. Draußen vor den bogenförmigen Fenstern hörte man Stimmen und das plätschernde Geräusch von Wasser. Dane stand auf, ging zum Fenster und spähte durch die Ritzen.
Draußen sah er eine Gartenwildnis – blühende Büsche, lange Steinpfade, niedrige Bäume mit goldfarbenen Zapfen oder langen, roten Samenschoten; überall das überwältigende Grün, obwohl kein einziger Baum ihnen vertraut vorkam.
Unirdisch, dachte er, und das ist eine sehr genaue Beschreibung. Der Himmel senkte sich rötlich herab, bedeckt mit großen, grauen Wolkenmassen des Sonnenuntergangs, und am Horizont hing tief und rotglühend der riesige Mond, den er aus dem All gesehen hatte, und ergoß ein eigenartiges, feurig-rotes Licht
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