Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jäger des Roten Mondes

Die Jäger des Roten Mondes

Titel: Die Jäger des Roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
Wasser so angenehm war wie in einem geheizten Schwimmbad zu Hause. Es wurde zur Mitte hin zum Schwimmen tiefer, obwohl es an den Rändern nicht mehr als knöcheltief war. Er ging bis zur Mitte, schwamm eine Weile herum und genoß die Wärme nach der kalten Luft.
    Das warme Wasser linderte die Verkrampfung der Muskeln, die durch die lange Untätigkeit schmerzten und steif waren. Ich bin nicht in Form, dachte er. Ich hoffe, ich bekomme eine Chance, mich vor der Jagd aufzumöbeln!
    Er drehte sich auf den Rücken und ließ sich gleiten, als neben ihm jemand seinen Namen nannte.
    »Dane?«
    Er wandte sich um und sah Dallith, die neben ihm dahinglitt.
    »Ich dachte, du würdest dich in einer heißen Wanne räkeln wie Rianna.«
    »Das habe ich auch eine Zeit lang gemacht«, sagte sie. »Das Wasser in den kleinen Becken ist viel wärmer als dieses hier und sehr …« – sie suchte nach einem Wort – »… sehr behaglich. Dann fühlte ich dich kommen und schwamm hierher, um mit dir zu reden.«
    Sie schwammen eine Weile Seite an Seite nebeneinander her, und Dane schaute zu dem riesigen roten Mond am Himmel auf.
    »Es einen Mond zu nennen, ist nicht ganz richtig«, sagte Dallith. »Es muß ein anderer Planet sein, und zwar fast ein Zwilling von diesem hier.«
    »Er sieht größer aus als die Sonne dieses Planeten«, bestätigte Dane. Die Sonne war ein verschwommener, gelblich-orangefarbener Ball von der scheinbaren Größe eines Tellers; der Mond dagegen bedeckte fast ein Sechstel des sichtbaren Himmels. »Hier muß der Mann im Mond ein Riese sein«, scherzte Dane, während er die seltsamen Markierungen auf der vollen roten Scheibe betrachtete.
    Dallith sagte düster: »Wir werden bald die Männer und Frauen im Mond sein.«
    »Was willst du damit sagen, Dallith?«
    »Es gibt hier zwei Männer von einer Welt des Bundes«, sagte sie. »Sie kennen meine Welt und wissen von meinem Volk, obwohl sie nie da gewesen sind. Sie waren natürlich sehr überrascht, einen von meiner Rasse entfernt von unserer Heimatwelt zu sehen – wenn wir reisen müssen, tun wir es in Gruppen, weil wir, wie du ja weißt, nicht allein sein können. Sie stellten mir viele Fragen und erzählten mir dafür, was sie von der Jagd wissen.« Sie deutete mit einer Hand zu der großen, roten Scheibe über ihnen. »Die Jagd findet auf dem Mond statt.«
    Sie erzählte weiter. Der Planet der Jäger und der Rote Mond umkreisten einander auf einer festen Bahn, so daß es regelmäßig zu einer Sonnenfinsternis und fast ebenso oft zu einer Mondfinsternis auf der Welt der Jäger kam. Während der nächsten Sonnenfinsternis – vom Mond aus gesehen – würde das Jagdwild auf den Mond gebracht werden und dort, wenn das Licht zurückkam, gejagt werden. Die einzige Aufgabe des Wildes war es, bis zum Einbruch der nächsten Finsternis zu überleben. Zu diesem Zeitpunkt würde die Jagd enden. Die Jäger, die erfolgreich waren und ihre Beute getötet hatten, brachten die Körper zurück zur Welt der Jäger, wo ein großes Fest und eine feierliche Zeremonie stattfand; das Wild, dem es gelungen war zu überleben, würde Ehrungen erfahren, reich belohnt werden und eine sichere Rückreise zu einem Ort seiner Wahl gewährt bekommen.
    Dane fragte: »Wissen Sie, wie die Jäger aussehen?«
    Dallith sagte: »Nein. Mir ist gesagt worden, keiner wisse dies. Sie sagten dasselbe wie der Mekhar: Der Jäger wird nur von der Beute gesehen, die er tötet.«
    »Das ist lächerlich«, sagte Dane. »Einige Leute müssen doch gegen die Jäger gekämpft und so lange überlebt haben, daß sie etwas erzählen konnten.«
    »Vielleicht sind sie unverwundbar«, vermutete Dallith, und sie meinte das ganz ernst. »Man sagt, daß manche Rassen es seien. Wenn sie verwundet werden, regenerieren sich einfach ihre eigenen Körperteile.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Dane langsam. »Wenn die Jagd praktisch ein religiöses Ritual ist für diese Leute, die Jäger, muß sie mit irgendeiner echten Gefahr und einem Risiko für sie verbunden sein. Die meisten Religionen messen – auf die eine oder andere Weise – dem Sieg über den Tod besondere Bedeutung zu. Ein Volk, das eine Religion aus der Jagd gemacht hat und solche Mühen auf sich nimmt, um wirklich gefährliches Wild zu bekommen, muß verwundbar sein. Wenn sie sich nur einen Spaß daraus machen würden, Wesen zu töten, könnten sie unter allen Sklavenrassen auswählen, aber sie zahlen enorme Summen und nehmen ungeheure Mühen auf sich, um tapfere und

Weitere Kostenlose Bücher