Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jäger des Roten Mondes

Die Jäger des Roten Mondes

Titel: Die Jäger des Roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
gut zu verstehen.
    Es schien, daß es verschiedene Gruppen gab, die mit unterschiedlichen Waffen übten. Er fragte sich, ob es erlaubt war, andere zu beobachten, und als er Diener – oder einen anderen mechanischen Roboter, der ihm ›aufs Haar‹ glich – auf ihre Gruppe zurollen sah, stellte er ihm diese Frage. Er erfuhr, daß das verehrte Heilige Wild innerhalb der Grenzen des Jagdreservats überall hingehen konnte. Er fragte sich, was passieren würde, wenn er hinausginge, aber er war nicht gerade versessen darauf, das herauszufinden. Sobald er seine Waffe endgültig ausgewählt hatte, erfuhr er weiter, würde sie für die Dauer der Jagd für ihn reserviert werden und durfte dann von keinem anderen mehr benutzt werden.
    Dane zögerte nur einen Augenblick, bevor er sagte, daß er sich entschieden habe. Vielleicht war es Torheit, vielleicht gab es eine Waffe, die besser für seine Hand geeignet war, aber die Verlockung eines Schwertes von seiner eigenen Welt war etwas, dem er nicht widerstehen konnte. Wenn es aus reiner Sentimentalität geschah, mußte er damit rechnen, daß er sein Leben dafür riskierte.
    Er verbrachte den Rest des kurzen Tages damit, sich an das Gefühl des Heftes und des Schwertes in seiner Hand zu gewöhnen, an die Art, wie es in der Hand lag und wie es sich anfühlte. Als die Sonne unterging, kam Diener, um sie vor dem Abendessen wieder zu den Bädern zu führen.
    Immer noch beschäftigt mit der Entdeckung des Samuraischwertes, trennte er sich von den anderen, ohne mit ihnen ein Wort zu wechseln, und streckte sich ungefähr eine halbe Stunde lang in einem der vulkanischen Becken aus, um nachzudenken. Seit undenkbaren Zeiten hatten Geschichten die Runde gemacht – Charles Fort hatte Tausende gesammelt –, die von mysteriösem Verschwinden berichteten. Leute, die mit ›fliegenden Untertassen‹ in Berührung gekommen waren, erzählten alle möglichen Geschichten über Schiffe aus dem fernen Raum. Da war die alte Geschichte der Mary Celeste. Das Schiff wurde im Atlantik treibend gefunden, alle Rettungsboote in Ordnung, das Schiff in perfekter seetüchtiger Verfassung, das Frühstück der Mannschaft fertig in der Kombüse und der Kaffee noch warm – aber keine Seele an Bord, weder lebend noch tot. Nun hatte Dane Marsh den Beweis in seiner Hand gehalten, wo einige dieser auf geheimnisvolle Weise verschwundenen Menschen gelandet waren.
    War das von Bedeutung? Niemand auf der Erde würde es je erfahren. Selbst wenn er die Jagd überlebte und die Jäger ihr Versprechen hielten, die Überlebenden freizulassen, war es jenseits aller Wahrscheinlichkeit, daß man ihn zur Erde zurückbringen würde oder könnte. Und wenn er tatsächlich irgendwie zurückkehren würde und versuchte, diese Geschichte zu erzählen – nun, kein Mensch würde ihm glauben. Vielleicht war der Knabe, der behauptet hatte, an Bord eines Raumschiffes zur Venus gebracht worden zu sein, doch nicht so verrückt – aber vielleicht war es nicht die Venus gewesen.
    Vor ihm lag, wie ein großes Tor, das jeden Blick in die Zukunft verbaute, die Jagd. In das kochendheiße Becken getaucht, zu dem großen, roten Mond aufblickend, der heute mehr als ein Viertel des Himmels bedeckte, wurde ihm klar, daß er nicht anfangen konnte, sich vorzustellen, wie das Leben sein würde, bevor dies nicht vorbei und bewältigt war. Und wenn ich getötet werde, wird es egal sein, dachte er grimmig. Warum für eine Zukunft planen, die wahrscheinlich gar nicht kommen wird?
    Nein. Dieser Weg führte in die Verzweiflung und den sicheren Tod. Der einzige Weg, sich zu vergewissern, daß es eine Zukunft geben würde, für die er planen konnte, lag hinter der Barriere der Jagd, und er hatte die Absicht, sie zu überleben, wenn er konnte. Der unbekannte Samurai, dessen Schwert er trug, hatte sicher geglaubt, er sei hinter das Ende der Welt gebracht worden, um gegen Dämonen zu kämpfen. Aber was auch immer sie waren, die Jäger waren keine Dämonen, und sie würden ihm nicht mit irgendwelchen monströsen, unbekannten Waffen entgegentreten. Sie mußten schlagbar sein. Alle Ungleichheiten mochten zu ihrem Vorteil ausgerichtet sein – aber in einem Stierkampf lag der Vorteil auch auf der Seite des Torero, und trotzdem tötete der Stier manchmal den Mann.
    Das heiße Wasser war in jede Pore seines Körpers gedrungen, und Dane fühlte sich geschmeidig, behaglich und entspannt. Er schnitt eine Grimasse zum Roten Mond hinauf und verließ das heiße Becken. Dann

Weitere Kostenlose Bücher