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Die Jäger des Roten Mondes

Die Jäger des Roten Mondes

Titel: Die Jäger des Roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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tauchte er schnell in das kältere Schwimmbecken, bevor die kalte Luft ihn abkühlen konnte.
    Er schwamm eine Zeit lang umher, bis sein ganzer Körper sich lebendig anfühlte und prickelte. Dann zog er sich hinauf, trocknete sich flüchtig mit der ziegelfarbenen Tunika ab und begann, nackt auf dem Beckenrand, die Kata-Übungen durchzugehen.
    »Du machst das schon den ganzen Tag«, sagte Rianna an seiner Seite. »Es sieht aus wie ein heiliger Tanz. Ich wußte nicht, daß du einer Religion mit Ritualen anhängst.«
    Dane lachte, ohne seinen Rhythmus zu unterbrechen, und fuhr in seinen schnellen, tanzähnlichen Bewegungen fort, die Angriffs- und Verteidigungspositionen nachahmten; rhythmisch ging er von einer zur anderen über. »Ich lockere mich nur ein bißchen auf«, sagte er. »Nach dem heutigen Training und einem langen heißen Bad könnte ich leicht steif werden.«
    Er beendete die Übung, bückte sich und zog seine Tunika an, bewußt, daß Rianna ihn beobachtete, als er sie festband. »Du scheinst ein paar unerwartete Fähigkeiten zu besitzen, die du nie erwähnt hast«, sagte sie.
    »Ich haben nie gedacht, daß es mir das geringste nützen würde. Ich habe die kriegerischen Künste in derselben Art studiert, wie ein Mädchen den Tanz studieren könnte, auch wenn sie nicht die Absicht hat, zur Bühne zu gehen.«
    »Es ist sehr schön anzusehen«, sagte Rianna mit einem Lächeln. »Ist es eine Kunst an sich?«
    Dane schüttelte den Kopf. »Nein. Die Übungen stammen vom Karatesport – einer Form des waffenlosen Zweikampfs; ich habe sie auf dem Mekhar-Schiff angewendet.« Er trat näher an sie heran, erheitert und erregt. Er war sich der Art sehr bewußt, wie sie ihn anschaute, gerötet, die Augen geweitet, das Haar eine schäumende Kupferwolke um ihr Gesicht, die eine Schulter von der Tunika entblößt. Ohne irgendeine Vorwarnung griff er nach ihr und zog sie fest in seine Arme, und er spürte, wie sie seine Umarmung erwiderte und sich dicht an ihn schmiegte.
    Er dachte, der bloße Hauch eines Gedanken in der hintersten Ecke seines Gehirns: Dies ist keine Liebe, es ist keine Zärtlichkeit, es ist nur Triebverhalten. Es ist Instinkt, sich angesichts des drohenden Todes … zu vermehren, um etwas von sich selbst zu hinterlassen … Aber in diesem Augenblick hätte Dane die Stimme seiner Vernunft nicht gleichgültiger sein können. Er schaute schnell am Becken entlang (Habe ich das im Unterbewußtsein schon vorher bemerkt? Habe ich es geplant?), wo kleine, eingezäunte Gehölze und Baumdickichte fast bis zum Erdboden herunterhingen und den Einblick verwehrten.
    »Hier entlang«, sagte er zu Rianna. Seine Stimme klang rau und drängend, und er zog sie in ein Gehölz. Er ergriff sie und drückte sie mit seinem Gewicht ins Gras.
    Es war reiner Instinkt, und ebenso war ihre Erwiderung. Irgendwann, irgendwo, hörte er sich selbst zu ihr stammeln: »Ich sollte nicht … nicht so …«
    Sie zog ihn näher zu sich heran und flüsterte an seinem Mund: »Was macht es schon aus? Was haben wir zu verlieren?«
    Es schien geraume Zeit vergangen zu sein. Das Licht des Roten Mondes war beträchtlich stärker geworden, so daß Rianna wie in einem karmesinroten Leuchten gebadet dalag, als sie sich mit einem sanften Lachen tief in ihrer Kehle bewegte.
    »Wie unser lieber Aratak sagen würde – ohne Zweifel sein geliebtes Kosmisches Ei zitierend: Was kann man von einem protosimianischen Paar schon erwarten? Sie hängen so fest in den Klauen ihrer Geschlechtstriebe.« Sie beugte sich über ihn und küßte ihn flüchtig. »Dane, Dane, schau nicht so jämmerlich verteidigend drein! Es ist eine normale Reaktion – selbstverständlich ist es das. Warum sollten wir, du und ich, davon ausgenommen sein?«
    Er setzte sich auf, drapierte seine Tunika und lächelte die Frau an.
    »Ich glaube es ist besser, wir gehen zurück zum Abendessen. Sonst kommt noch dieser verdammte Roboter – oder einer seiner computergelenkten Brüder – und schaut nach uns, und ich würde es hassen, irgendeinem verfluchten Servomechanikus erklären zu müssen, was uns zurückgehalten hat!«
    Sie entgegnete heiter: »Ich bin sicher, er ist es gewöhnt.«
    Es war jetzt so dunkel, daß die Lichter aus dem Inneren des Hauses leuchteten, das ihr augenblickliches Heim war, und als Rianna und Dane eintraten, hatten die anderen schon mit dem Essen begonnen. Cliff schaute mit einem satirischen Kräuseln seiner bärtigen Lippen kurz auf und wandte sich dann wieder seinem

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