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Die Jäger des Roten Mondes

Die Jäger des Roten Mondes

Titel: Die Jäger des Roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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hatte, als sie auf dem Sklavenschiff der Mekhar sterben wollte.
    Denkt sie, ich habe mich von ihr zurückgezogen? Fühlt sie sich zu allein?
    Hör auf, dir selbst zu schmeicheln, Marsh. Es gibt kein einziges Mädchen, das hingeht und stirbt, weil du mit einer anderen Frau schläfst. Nicht einmal Dallith, so anders sie auch ist.
    Aber sie hat sonst niemanden. Und das ist der Grund, warum sie schon einmal sterben wollte. O Himmel, ich wünschte, sie würde sich im Schlaf umdrehen oder irgend etwas …
    Schließlich konnte er die Stille nicht länger ertragen. Er erhob sich und ging leise durch den Raum. Aratak, blauglühend wie immer, wenn er schlief, bewegte sich, öffnete ein Auge und nickte, als würde er zustimmen, und Dane merkte, wie er wieder vor Verlegenheit errötete, aber er zögerte nicht.
    Das rötliche Licht warf farbige Muster durch die geschlossenen Jalousien und fiel in Streifen über Dalliths ausgebreitetes blondes Haar. Dane ließ sich an ihrer Seite nieder und beugte sich über das Mädchen.
    »Dallith«, sagte er sanft. »Schau mich an. Bitte, Liebling, schau mich an.«
    Einen Augenblick lang war sie still, und Danes Herz wurde schwer – hatte sie sich wieder jenseits seiner Reichweite zurückgezogen? – aber dann, als hätte sie seine Angst gespürt und wollte sie beantworten, rollte sie sich herum, die Augen groß und unergründlich, und sah entschlossen zu ihm auf.
    »Schmeichle dir nicht«, sagte sie ruhig. »Es ist nicht so wichtig, oder?«
    Er fühlte eine Welle unvernünftigen Ärgers in sich aufsteigen, halb auf Rianna gerichtet, halb auf Dallith und auf Grund einer unbegreiflichen Arithmetik auch auf sich selbst, seine eigene Ungeschicklichkeit. Er sagte: »Vielleicht nicht. Ich dachte, du würdest es denken, und ich wollte sicher sein …« Seine Stimme stockte plötzlich. Er war das Produkt einer Gesellschaft, in der Männer nicht weinten; aber plötzlich stiegen ihm Tränen in die Augen und fluteten über, und er wußte, in hilfloser Wut, daß er anfangen würde zu schluchzen. Er beugte sich dicht zu dem Mädchen herab, zog sie an sich und preßte sein Gesicht in ihre weiche Tunika.
    Für einen Augenblick wurde sie weich und hielt ihn umschlungen; dann löste sie die Hände und sagte mit freundlichem Spott: »Ich auch?«
    Es war wie eine kalte Dusche. (Er hörte nicht auf zu glauben, daß sie schließlich doch auf schmerzhafte Weise lernen würde, ihre eigene Verletzbarkeit zu beschützen.) Er sagte ungeschickt: »Dallith, ich … ich hatte Angst … oh, was soll ich dir sagen? Du scheinst alles zu wissen. Du bist dir jetzt deiner selbst so verdammt sicher.«
    »Ist es das, was du denkst?« Sie lehnte sich zurück, ihre großen Augen hoben sich wie die eines verwundeten Rehs dunkel ab gegen die Helligkeit ihrer Wangen und Haare.
    Dane stammelte: »Ich liebe dich. Ich begehre dich. Du weißt, was ich fühle, du weißt, daß du es weißt. Und doch – was kann ich dir sagen? Du darfst Rianna keinen Vorwurf machen, nicht wahr? Es ist nicht ihre Schuld, und du hast sie auch geängstigt.«
    »Es tut mir leid wegen Rianna«, sagte Dallith sanft. »Sie war auch freundlich zu mir. Ich habe mich sehr schlecht benommen. Ich weiß das. Dane, es …« Zum ersten Mal klang sie ein bißchen unsicher, »… es macht mir nichts aus – nicht das. Ich wußte es. Ich … ich glaube, ich habe es sogar erwartet.«
    Er legte seinen Arm um sie und sagte unglücklich, indem er das Gesicht an sie drückte: »Ich … ich wollte, du wärest es gewesen …«
    Sie hob sein Gesicht hoch, so daß ihre Augen sich trafen und sagte sehr ruhig: »Nein. Es war ein Reflex, Dane. Du weißt das, ich weiß das – Rianna weiß es. Der Unterschied ist, daß ich es auch spürte und dagegen ankämpfte, weil ich meinem Volk … ich hätte es nicht so gewollt, ein gedankenloses Umklammern im Angesicht des Todes, blind, instinktiv …«
    Dann brach die Verzweiflung hervor, und Dallith begann leise zu weinen.
    »Aber wenn du nicht dagegen ankamst … wenn du nicht anders konntest … kann ich es doch nicht ertragen, daß du nicht zu mir gekommen bist …«
    Er hielt sie fest, hilflos gegenüber der Heftigkeit ihres Kummers, und wußte, daß jede Bewegung, die er jetzt machte, falsch sein mußte. Nach einer langen Zeit beruhigte sie sich. Sie lachte sogar und tröstete ihn, sagte ihm, daß es ihr nichts ausmache und schickte ihn zurück an Riannas Seite. »Ich will sie nicht wieder verletzen; ich will nicht, daß du sie verletzt.«

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