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Die Jäger des Roten Mondes

Die Jäger des Roten Mondes

Titel: Die Jäger des Roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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nie, wie du es ausdrückst, mit den Waffen der Natur ausgestattet. Wir haben Gehirne bekommen, um unsere Verteidigung zu organisieren.«
    »Das ist natürlich eure eigene Version«, entgegnete Cliff einigermaßen ungerührt.
    »Nun, es geht mich ja nichts an«, meinte Dane ernsthaft zu ihm, »aber angenommen, sie treten dir mit einem langen Speer oder etwas Ähnlichem entgegen?«
    Cliff dachte einen Augenblick darüber nach. Er sagte: »Ich werde ihrem Ehrgefühl vertrauen – und ihrem Wunsch nach Sportlichkeit.«
    »Ich wollte, ich hätte dein Vertrauen«, murmelte Dane.
    Aratak studierte die lange Reihe der Waffen und sah unzufrieden aus. »Wir sind ein friedliebendes Volk«, sagte er. »Ich weiß nicht viel über Waffen. Ein Messer ist dazu da, Obst zu schälen oder Stachelfische zu schuppen. Ich muß darüber nachdenken.« Er schaute den langen Raum hinunter zu der Stelle, wo die Fremden, die dem Mekhar entfernt ähnelten, ihre Stöcke aufgehängt hatten, bevor sie gegangen waren. »Vielleicht sollte ich mich auf die schwerste Keule beschränken, die ich noch bequem heben kann. Mit meinem Gewicht dahinter müßte sie fast jeden greifbaren Angreifer zerschmettern. Wenn nicht, weiß ich, daß ich vom Kosmischen Ei dazu ausersehen worden bin, dieses Leben aufzugeben und mich mit seiner eigenen, unendlichen Weisheit zu vereinigen, und es wird sinnlos sein, mich damit abzumühen, fremde Waffen zu beherrschen.«
    Dane vermutete, daß er recht hatte. Der Gedanke an Aratak, wie er ›die schwerste Keule, die er heben konnte‹, schwang, war wirklich Furcht erregend. Er vermutete, daß der große, kraftvolle Echsenmann ein Rhinozeros mit einem einzigen Schlag niederschmettern könnte, wenn es ihm gelänge, es genau auf der Stirn zwischen den Augenbrauen zu treffen. Und alles, was Aratak auf diese Weise nicht töten konnte, konnte wahrscheinlich nicht getötet werden.
    Während er das Samuraischwert in den Armen wiegte, drehte sich Dane zu den Mädchen um. Er sagte: »Es erscheint mir unwirklich. Schwertkampf ist ein Sport, ein Spiel in unserer Welt. Niemand erwartet, daß er mit einem Schwert um sein Leben kämpfen muß in diesen Tagen.«
    »Ich dachte, deine Welt sei voller Kriege«, gab Rianna zurück.
    »Es gibt genug Kriege. Aber die meisten werden heute mit Bomben oder zumindest mit Gewehren ausgetragen. Sogar Bajonette sind aus der Mode gekommen. Und Polizisten tragen Gewehre, wenn ihre Polizeiknüppel nicht ausreichen, um den Frieden zu erhalten.« Er runzelte unwillig die Stirn. »Darin bin ich sicher besser qualifiziert als der durchschnittliche Erdenmann, der nie mit etwas Tödlicherem umgegangen ist als mit dem Wall Street Journal.«
    Rianna schüttelte mißbilligend den Kopf und sagte: »In meiner Welt haben die Frauen nie viel gekämpft, auch nicht, bevor die Kriege abgeschafft wurden. Ich pflegte ein Messer bei mir zu haben für den Fall, daß ich bei einer archäologischen Ausgrabung angegriffen würde – in den wilderen Gebieten tauchen noch ab und zu Diebe und Vergewaltiger auf –, und ein- oder zweimal mußte ich Gebrauch davon machen. Aber für gewöhnlich genügte es zu zeigen, daß ich es hatte; der durchschnittliche Vergewaltiger ist ein Feigling. Ich frage mich, ob ich eines finden kann, das leicht genug für mich ist.«
    Dane grinste ein bißchen. »Wenn nicht, dann existiert es sicher nicht. Sie haben Messer von sechs bis sechsunddreißig Zoll Länge und von jedem Gewicht zwischen fünfzig Gramm und zehn Pfund.«
    Rianna wählte schließlich einen langen, dünnen, blattförmigen Dolch und eine kleine zweite Klinge, die sie in ihrer Rocktasche verstecken konnte. Sie blinzelte, als sie den längeren Dolch an ihrer Taille befestigte und sagte: »Es braucht einige Zeit, sich daran zu gewöhnen. Der Gedanke, es gegen ein … ein intelligentes Wesen anwenden zu müssen oder es gegen mich angewendet zu sehen …« Sie rieb sich heftig die Augen, aber Dane bemerkte, daß sie hinter ihrer stolzen Tapferkeit vor Angst zitterte.
    »Wir wollen hoffen, daß es nicht dazu kommt, Rianna«, sagte er. »Ich habe es so verstanden, daß wir einfach überleben müssen, und wenn wir das tun können, indem wir rennen, werde ich rennen und mich verstecken, so gut ich kann. Ich bin auch nicht versessen darauf, mit diesen Jägern zu kämpfen.«
    Er dachte, daß es gut war, wenn man ihnen einige Zeit ließ, um sich mit dem Gedanken an einen Kampf auf Leben und Tod vertraut zu machen. Das war keine Sache, die eine

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