Die Jäger des Roten Mondes
erster Eindruck: Schatten kippender Balken, die auf und ab liefen zwischen ihm und dem Licht, das bläulich-weiß und fahl war. Ein Käfig.
Er wälzte sich herum, setzte sich und griff sich benommen an den Kopf.
Auf den zweiten Blick eher ein Gefängnis als ein Käfig. Ein großer, vergitterter Raum, an der einen Wand eine Reihe von Pritschen, von denen Netze gespannt waren – er nahm an, um die darin Liegenden während schneller Manöver vor dem Herausfallen zu bewahren. In dem großen Raum befanden sich ungefähr ein Dutzend Leute.
Leute – im weitesten Sinn. Etwa die Hälfte von ihnen waren menschlich wie er selbst oder mit Unterschieden, die zu geringfügig waren, als daß er sie sofort hätte bemerken können. Keiner war von der löwengesichtigen Rasse wie die beiden in dem Raum, in dem er vorhin aufgewacht war und von dem er annahm, daß es eine Art Schiffshospital war. Aber die Hälfte der Bewohner des Raumes, in dem er sich jetzt befand, waren ihm sehr ähnlich. Der Rest war – anders.
Da gab es ein Wesen, mindestens zweieinhalb Meter groß, das ihn auf merkwürdige Weise an eine Spinne erinnerte; grau, pelzig und mit seltsamen, großen Augen; er hatte den verworrenen Eindruck, daß da mehr Arme und Beine waren als nötig, obwohl er sich nicht recht vorstellen konnte, warum. Da gab es einen, der war gedrungen und kräftig gebaut mit lederartiger Haut oder Kleidung und einer ebensolchen Gesichtsmaske. Es war zu viel für Dane Marsh, um es alles auf einmal aufzunehmen.
Mein Gott, bin ich in einem Zoo? Nur eines von vielen Tieren?
»Nicht in einem Zoo«, sagte eine Frau, die neben seiner Koje stand, und Dane bemerkte, daß er laut gesprochen hatte. Die Worte klangen fremdartig, aber es schien Dane, als ›höre‹ er ihre Resonanz auf der Platte, die die Löwen-Wesen in seine Kehle eingesetzt hatten. Er nahm an, daß es irgendein mechanisches Übersetzungsgerät war. Dane konnte sich nicht einmal annähernd eine Technologie vorstellen, die so etwas entwickelt hatte. »Nein, Sie sind nicht in einem Zoo. Nicht ganz. Es wäre vermutlich besser für Sie, wenn es so wäre. Dies ist ein Sklavenschiff der Mekhar.«
Er schwang die Beine über den Rand der Pritsche. Die Frau beugte sich herab, um ihm zu helfen, das Netzwerk davor zu lösen. Er sagte: »Wie lange war ich bewußtlos?«
»Ein paar Stunden. Die müssen ein Laserfeld eingesetzt haben, um Sie zu betäuben – sie haben eins in der Krankenstation, und ich nehme an, sie haben Sie auch mit einem gefangen.«
Dane dachte an die letzten Momente an Bord der Seadrift zurück. »Ja. Meine Arme und Beine bewegten sich immer langsamer, und zuletzt muß ich ohnmächtig geworden sen. Es war ein Albtraum.«
»Es war real«, sagte die Frau düster. Sie war ungefähr in Danes Alter, ihr rotes Haar floß offen und ungekämmt herab, und sie trug eine Art lockeres Hemd und Hosen in der Art, wie ein russischer oder israelischer weiblicher Soldat sie tragen würde. »Sind Sie von einer der Welten des Bundes? Sklavenjagd ist in allen Sternensystemen des Galaktischen Bundes verboten, aber die Mekhar-Schiffe tun es trotzdem; es ist so einträglich, daß sie es riskieren.«
Dane sagte: »Es tut mir leid. Das ist zu hoch für mich. Sie wollen damit sagen, dieses Schiff hier kommt wirklich von den Sternen?«
Sie sagte: »Soweit ich es abschätzen kann, haben wir ungefähr dreißig Sonnensysteme angesteuert. Die Sklavenquartiere sind nahezu voll; ich vermute, daß sie jetzt ziemlich bald zum Mekhar-Handelszentrum zurückkehren. Es ist ungewöhnlich, daß sie nur eine Person von einem Planeten mitnehmen. Hat Ihre Welt ein gutes Abwehrsystem gegen Sklavenraubzüge?«
»Kein Mensch auf meiner Welt ahnt, daß es so etwas überhaupt gibt«, sagte Dane mit verzerrter Miene. »Leute, die von Raumschiffen von anderen Sternen erzählen, werden gewöhnlich als Verrückte eingesperrt – oder ausgelacht, je nachdem. Ich segelte allein in einem kleinen Boot.«
»Außer Sichtweite des Festlands? Das erklärt es natürlich; sie sind nur heruntergeschossen und haben Sie ergriffen, wahrscheinlich in der Annahme, acht oder zehn Leute an Bord zu finden«, sagte die rothaarige Frau. »Irgend jemand im Kontrollraum bekommt in diesem Augenblick wahrscheinlich das Gesicht zerkratzt.«
»Die Mekhar? Sind das die löwengesichtigen Burschen, die ich gesehen habe?« Er zögerte, als ihm einfiel, daß sie vielleicht nicht wußte, was ein Löwe war, aber offensichtlich vermittelte ihr der
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