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Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)

Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)

Titel: Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadja Losbohm
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als mich der Pater beiseite schubste und es sich schnappte. Mit großen Augen beobachtete ich die Szene. Mir blieb fast das Herz stehen, als ich sah, wie das Krallenmonster zum Sprung ansetzte. Der Pater stand in voller Erwartung ganz ruhig da. Er war wie eine Statue mit einem Schwert in der Hand und wartete auf die richtige Gelegenheit. Das Monster stieß sich vom Boden ab und stürzte sich auf ihn. Ein lauter Schrei ertönte, wobei ich nicht deuten konnte, wer von beiden geschrien hatte. Aber ich sah, wie der Pater direkt unter dem Monster stand, das nahezu über ihm schwebte. Pater Michaels Arm sauste nach oben, und das Schwert schlitzte den Bauch des Monsters auf. Der Pater drehte und wirbelte sich herum. Und im nächsten Moment kniete er hinter dem toten Krallenmonster.
     
    Ich konnte ihn nur fassungslos anstarren. Noch nie hatte ich einen Menschen sich so bewegen gesehen! Er war so anmutig und beweglich wie ein Tänzer gewesen. Aber gleichzeitig auch so präzise und unnachgiebig wie eine Maschine, die nur zu einem Zweck diente: zu töten.
    Als ich langsam auf ihn zuging, ließ ich seine atemberaubende Gestalt nicht aus den Augen. Wie er so dort kniete, wirkte er wie ein Ritter, der vor seinem König kniete und ihm sein Schwert anbot. „Das war… der Wahnsinn!“, hauchte ich und blickte abwechselnd von ihm zu dem toten Ding.
    Pater Michael hob den Kopf. Er blickte mich an, aber ich glaube, er sah mich nicht wirklich. Denn seine Augen waren seltsam verschleiert, als wäre er in einer Art Trance. Er blinzelte, und der Schleier hatte sich verflüchtigt. „Ja, wirklich Wahnsinn!“, erwiderte er sarkastisch und stand auf. „Was zum Teufel war los mit dir?“, fuhr er mich an. Sein Gesicht war dicht vor meinem. Vor Verärgerung atmete er hastiger und tiefer, und ich spürte jeden Atemzug über meine Haut hinwegfegen.
    Sein Verhalten erschreckte mich, und ich fing an zu stottern. Wenn sogar er anfing zu fluchen, war er wirklich, wirklich sauer!
    „Du bist verletzt,“ fuhr er dazwischen. Schlagartig war sein Ton wieder ruhig geworden. Er fasste mich grob am Arm, um sich den Schaden zu besehen. Ich zog scharf die Luft ein bei dem Schmerz, der dabei aufkam.
    „Entschuldige, bitte,“ meinte er und als ich zu ihm aufsah, war sein Blick weich und voller Fürsorge. „Geh jetzt hinein. Ich komme gleich nach und versorge deine Wunden. Ich kümmere mich nur noch darum,“ sagte er und deutete auf das tote Krallenmonster. Ich nickte nur und gab ihm mein Mobiltelefon. Dann befolgte ich seinen Befehl. Ich hörte hinter mir, wie er telefonierte und sich angeregt über die Entsorgung unterhielt. Es war nicht einfach, denn es wurde schon hell. Es musste alles äußerst schnell gehen, damit niemand etwas davon mitbekam. Während ich auf meiner Holzbank saß und wartete, dass Pater Michael zu mir kam, pulte ich nachdenklich am Holz herum. „Wenn der Padre das sehen würde, würde er sofort wieder anfangen zu schreien,“ schoss es mir durch den Kopf. Ich konnte ihn lebhaft sagen hören: „Lass das, Ada!“
    Na gut.
     
    Ich entspannte meine Hände wieder und legte sie in meinen Schoß. Nach etwa zehn Minuten hörte ich es vor der Kirche rumoren. Das Aufräumteam war eingetroffen. Kurz darauf kehrte der Pater in die Kirche zurück und verschloss das Portal. Er seufzte, als er mich sah. Ich atmete noch einmal tief durch und richtete mich darauf ein, dass er mich gleich anmeckern würde. Aber er schüttelte nur den Kopf und sagte: „Komm! Deine Wunden müssen gesäubert werden.“
    Ich blinzelte ihn ein paar Mal an, verblüfft darüber, dass er mich nicht weiter zurechtwies. Aber ich schätzte mich glücklich, dass er mich verschonte und ging bereitwillig mit ihm.

27. Zu langsam
     
     
     
    Ich saß auf der Patientenliege im medizinischen Raum. Die Schürfwunden an meinen Beinen und den Händen waren nicht ganz so schlimm wie ich befürchtet hatte. Das meiste hatte der Stoff meiner Hose abbekommen. Na, toll! Und wieder eine Hose hinüber!
    Die Verletzung am Arm war da schon von einem anderen Kaliber. Es brannte und pochte unentwegt. Und dass der Pater die Wunde mit einer braunen Flüssigkeit abtupfte, machte es auch nicht besser. Mein Gesicht verzog sich vor Schmerz. Am liebsten hätte ich geschrien. Aber ich wollte mir vor dem Pater nicht die Blöße geben. Ich schämte mich ohnehin schon genug. Der Geruch von Blut und Medizin stieg mir in die Nase, und mir wurde langsam übel davon.
    „Wie konnte das nur passieren,

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