Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)
Ada?“, fragte mich der Padre.
Ich zuckte mit den Schultern und sah weiter traurig nach unten. Ich wusste, dass ich ihn enttäuscht hatte und konnte ihm nicht in die Augen sehen.
„Hast du nicht aufgepasst? Waren da mehrere von der Sorte?“, wollte er wissen.
Ich schüttelte den Kopf und seufzte.
„Was war es dann?“, bohrte er weiter nach. Langsam wurde er ungeduldig.
„Ich weiß auch nicht. Ich…“, begann ich und hielt dann inne. Ich sah zu, wie Pater Michael eine Kompresse auf meinen Arm legte und meine Hand darauf platzierte, damit sie nicht verrutschte.
„Was?“, fragte er und öffnete eine Packung Mullbinden. Es knisterte, als er die Verpackung aufriss.
„Vielleicht werde ich… zu langsam.“ Es tat mir weh, es auszusprechen. Denn ich wusste, was es bedeutete.
„Zu langsam?“, fragte mich der Pater erstaunt. Mit geschürzten Lippen gab er eines dieser „Mhhs“ von sich und fing an, mir den Verband umzuwickeln. „Zu langsam,“ murmelte er gedankenverloren.
Grrr! Wieso sprach er es nicht einfach aus?
„Weißt du, ich habe eine Ewigkeit vor der Tür gestanden und wusste nicht, was ich tun sollte. Ich überlegte, ob ich losziehen soll, um nach dir zu suchen. Aber wie weit würde ich in einer Stunde schon kommen?“
Ich konnte ihm darauf keine Antwort geben, aber es war auch keine Frage, die beantwortet werden musste. Plötzlich packte er mich an den Schultern und schüttelte mich. „Ada,“ flüsterte er, „ich hätte nicht auf die Uhr gesehen. Ich wäre für dich in den Tod gegangen!“
Mein Kopf schoss nach oben, und ich sah ihn verblüfft an. In seinen schwarzen Augen entdeckte ich plötzlich einen helleren Schimmer, der mir vorher noch nie aufgefallen war. Aber ich hatte ihm bei diesem grellen Licht, das in dem medizinischen Raum war und somit das Farbenspiel enthüllte, noch nie so intensiv in die Augen gesehen. Der Anblick faszinierte mich so sehr, dass ich nicht einmal blinzelte und auch das Atmen vergaß.
Der Pater ließ mich abrupt los und senkte seinen Blick wieder, um die Arbeit an meinem Verband fortzusetzen. Er schien zu wissen, was ich soeben gesehen hatte. Aber es kam mir vor, als wäre es ihm unangenehm, dass jemand anderes außer ihm über diese Eigenart seiner Augen Bescheid wusste. Und während er die letzten Zentimeter der Mullbinde um meinen Arm wickelte, fügte er ruhig und sachlich hinzu: „Vielleicht solltest du nicht mehr auf die Jagd gehen.“
Da war es endlich! Das, was mir schon im Kopf herumgespukt war. Ich hasste diesen Vorschlag! Ich hatte fest damit gerechnet, dass ich noch bis Mitte des nächsten Monats weitermachen würde. Ich ärgerte mich tierisch über mich selbst. Zu blöd, dass mir mein Körper einen Strich durch die Rechnung machen musste. Aber ich wusste auch, dass der Padre Recht hatte. Und jetzt wo es ausgesprochen war, gab es kein Zurück mehr. Pater Michael würde schon dafür sorgen, dass ich mich nicht unnötig in Gefahr brachte. Er verknotete meinen Verband, und ich spürte seine Blicke auf mir. „Denk nicht so viel darüber nach, Ada. Du musst jetzt an dich denken und an unser Kind,“ flüsterte seine Stimme mir zu.
Ich spürte seine Hand unter meinem Kinn, und er zwang mich, ihn anzusehen. Er lächelte warmherzig, dann hob er mich von der Liege herunter, führte mich aus dem Raum und begleitete mich in mein Schlafzimmer. Als ich ihm folgte, sah er nicht das Lächeln, das mein Gesicht wegen seiner Worte erstrahlen ließ. Er hatte es noch nie so gesagt. Noch nie hatte er „Wir“ oder „Uns“ gesagt. Aber das war nun vorbei.
28. Mir ist langweilig!
Am nächsten Tag klingelte mein Mobiltelefon. Ich hatte gerade mein spätes Frühstück beendet. Schnell erkannte ich die Nummer und nahm das Gespräch an. „Hallo, Mister Meyers,“ sagte ich.
„Hallo, Miss Pearce. Es tut mir leid, dass ich Sie stören muss, aber ich muss unser Treffen für heute absagen. Ich wurde kurzfristig für eine andere Story abgezogen.“
Er erzählte mir, dass er für die nächsten zwei Tage keine Zeit hatte.
Na toll! Was sollte ich denn jetzt machen?
Die Aussicht auf zwei Tage absolute Tatenlosigkeit senkte meine Laune um ein erhebliches Maß. Ich hatte mich irgendwie schon an unsere Gespräche gewöhnt. Erst die nächtlichen Patrouillen, die für mich ab sofort flachfallen würden und nun das! Es war zum Heulen! Vielleicht waren es auch nur die Hormone, die mich so rührselig machten.
Frustriert holte ich mir eine kleine Salami
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