Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)
vernichten. Nachdem ich mein ganzes Arsenal an Waffen an mir befestigt hatte, brachte der Pater mich zur Kirchentür. „Sei vorsichtig!“, sagte er und betrachtete mich, als würde er mich am Liebsten am Altar festbinden, damit ich nicht hinausging.
Ich tätschelte ihm beruhigend den Arm und sagte, er solle sich keine Sorgen machen.
Zu meinem Leidwesen war die Nacht allerdings doch besorgniserregend. Ich war gerade einmal eine Viertelstunde unterwegs, da sah ich in einer Gasse auch schon das erste fiese Monster. Vor ihm lag etwas auf dem Boden, und den Geräuschen nach zu urteilen, war es ein erstickender Mensch. Ich schrie vor Wut auf, weil ich zu spät gekommen war. „Hätte ich den Nachtisch weggelassen, wäre ich noch rechtzeitig eingetroffen,“ dachte ich bitter.
Das Monster drehte sich zu mir herum. Als es erkannte, wer ich war, brüllte es mich an und eine übelriechende Fahne schlug mir entgegen. Oh man! Wieso konnten diese Dinger nicht mal nach Vanille riechen oder Erdbeeren? Mhh, Erdbeeren. Lecker! Ich würde jetzt wirklich gern… konzentrier dich, Ada!
Ich zog das Schwert unter dem Mantel hervor und lächelte das Untier diabolisch an. „Dein letztes Stündlein hat geschlagen!“, rief ich. Eigentlich wusste ich nicht, ob mich diese Dinger überhaupt verstehen konnten, und in den vergangenen Jahren hatte ich es auch noch nicht herausgefunden. Aber im Grunde genommen war es mir egal. Ich spottete trotzdem gern über sie. Außerdem sprach ich meine Gedanken auch gern laut aus, weil ich mich damit irgendwie selbst beruhigen konnte. Ich gebe ja offen zu, dass ich immer noch manchmal Angst habe, wenn ich nachts durch die dunklen Straßen laufe. Da konnte hier und da eine kurze, lockere Bemerkung über die Nervosität hinweghelfen
Das Monster brüllte nochmals. Dann sprang es über den sterbenden Menschen hinweg und machte sich auf die Flucht. Ich rannte ebenfalls los. Im Vorbeilaufen sah ich die Person am Boden liegen. Es war ein junger Mann. Er war kaum älter als fünfundzwanzig Jahre. Aber ich konnte nichts mehr für ihn tun.
Ich verfolgte das Monster durch die Gasse. Es bog nach links ab und dann wieder nach rechts. Es rannte über einen leeren Platz, dann lief es zwischen zwei Häusern weiter. Es war verdammt schnell, und ich hatte schon Seitenstechen. Aber ich war noch nicht fertig. Meine Wut auf diese Viecher gab mir Kraft. Ich folgte ihm unaufhörlich. Bis ich plötzlich in einer alten Fabrikhalle stand. Es gab kaum Licht, und alles sah grau aus. Die Fensterscheiben waren eingeschlagen. In den Ecken standen noch alte Maschinen, an denen einst die Arbeiter gestanden hatten. Auf dem Boden lagen überall noch Reste von was auch immer. Ich zückte meine Taschenlampe, die ich für solche Fälle immer dabei hatte, und leuchtete in sämtliche Winkel der Halle. „Komm raus, komm raus, kleines Monster,“ flüsterte ich. Meine Augen huschten aufgeregt über die Schatten in der Halle und versuchten, meinen Feind ausfindig zu machen. Als ich auf dem Boden nichts fand, hob ich meinen Blick nach oben. Und siehe da! Wer hing da wie eine Fledermaus von einem Stahlträger?
Ich konnte gar nicht so schnell zur Seite springen, wie es sich fallen ließ. Der Aufprall ließ den Boden unter meinen Füßen vibrieren. Es brüllte mich an, und wieder atmete ich den üblen Gestank ein. Schon allein deshalb musste es sterben!
Mit einem Satz sprang es auf mich los. Ich rollte mich gerade noch so unter ihm hinweg. Das war knapp! Hastig rappelte ich mich wieder auf. Das Ding lauerte und wartete. Ich tat es auch. Dann nahm es Anlauf und kam auf mich zu. Auch ich setzte mich in Bewegung. Mit dem ausgestreckten Arm, der das Schwert hielt, rannte ich geradewegs auf es zu. Mit einem Schrei stach ich fest zu. Ich hörte das mir so geliebte Geräusch eines sterbenden Untiers. Dann sackte es über mir zusammen. Na super!
Ich verzog angeekelt das Gesicht und schob den Berg von einem Monster von mir herunter. Mit einem „Platsch!“ landete es auf dem Fabrikhallenboden. Auf dem Rücken liegend gönnte ich mir für einen Moment eine Verschnaufpause. Aber die unheimliche Atmosphäre in der verlassenen Halle ließ mich schon bald wieder aufstehen, und ich holte mir mein Schwert zurück. Mit einem Tuch aus meiner Tasche reinigte ich es. Dann rief ich den Padre an und teilte ihm mit, wo er das Aufräumteam hinschicken sollte. Unsanft würgte ich seine sorgenvollen Worte ab. Ich wollte mich umgehend auf den Weg machen, um
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