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Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)

Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)

Titel: Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadja Losbohm
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aus dem Kühlschrank und schnitt sie in Stücke, damit ich sie in einem Schokoladenpudding versenken konnte. Ich hatte zwar gerade erst gegessen, aber ich brauchte das jetzt. Danach lief ich ziel- und planlos durch die Gänge. Ich kam zum Trainingsraum und übte etwas mit Pfeil und Bogen. Ich stellte mir vor, dass die Zielscheiben die Köpfe der Monster waren, die ich so verabscheute. Ich war ziemlich gut und erzielte eine hohe Punktzahl. Aber es langweilte mich schon bald. Also zog ich weiter in die Bibliothek. Ich sah durch die zahlreichen Bücher, aber auch sie konnten mich nicht begeistern. Es gab keine Thriller oder spannende Krimis. Vielleicht würde Pater Michael welche organisieren können? Ich beschloss, ihn danach zu fragen.
     
    Ich ging ins Labor, um zu sehen, ob er dort war. Ich könnte ihm dann auch helfen, wenn er gerade dabei war…was auch immer zu tun. Aber als ich dort ankam, fand ich den Raum leer vor. Das gleiche galt auch für sein Schlafzimmer und den medizinischen Raum. Es blieb nur noch sein Büro. Also stieg ich die Treppe hinauf und fand ihn dort auch schließlich an seinem Schreibtisch sitzend. Mit einem Stift in der Hand beugte er sich über ein Stück Papier.
    „Hi,“ sagte ich und streckte den Kopf zur Tür herein.
    Sein Kopf zuckte nach oben. Er lächelte und sagte: „Hallo.“
    Ich trat in den Raum und setzte mich ihm gegenüber. „Was machst du da?“, fragte ich und versuchte das Geschreibsel über Kopf zu entziffern.
    „Ich schreibe an meiner Rede für den nächsten Gottesdienst,“ sagte er mir.
    „Kann ich helfen?“, fragte ich.
    Er lächelte und verneinte.
    „Schade!“, meinte ich und blickte mich im Zimmer um. Die Bücher in den Regalen standen alle ordentlich in Reih und Glied. Das schlichte Holzkreuz zwischen ihnen machte auch den Anschein, als sei es gerade eben erst zurechtgerückt worden, und nirgends lag ein Fitzelchen Papier herum, das ich hätte aufräumen können. Selbst das hätte ich getan. So langweilig war mir. „Meinst du, dass wir ein paar spannende Bücher bestellen könnten?“, fragte ich ihn.
    Er schaute mich an, als würde ich Chinesisch reden. „Ich dachte, wir haben einen ganzen Raum voller Bücher,“ meinte er verblüfft.
    Ich zuckte mit den Schultern. „Ja, schon. Aber da ist nichts dabei, das mir das Blut in den Adern gefrieren lässt,“ sagte ich.
    Pater Michael musterte mich mit zusammengekniffenen Augen. „Bist du bereits nach so wenigen Jahren als Jägerin derart abgebrüht, dass dich nicht einmal die grausigen Zeichnungen deiner Vorgänger erschrecken können?“, fragte er mit einem Schmunzeln und erhielt von mir nur ein gleichgültiges Schulterzucken als Antwort. Der Padre seufzte und gab sich geschlagen: „Also gut. Ich bestelle ein paar Bücher für dich.“
    Und schon strahlte ich wie ein Honigkuchenpferd und bedankte mich artig. Er lächelte und fing wieder an, auf dem Papier zu kritzeln. Ich beobachtete ihn still dabei. Nach einer Weile wanderte mein Blick zu dem Wandteppich hinter ihm, und für einen Moment dachte ich darüber nach, hinaus in den Garten zu gehen. Aber der Boden war immer noch zu feucht und zu kalt, um sich darauf mit einer Decke niederzulassen. Ich würde mir schnell den Tod holen. Oder zumindest verkühlte Nieren. Also musste ich diese Idee grimmig verwerfen.
    „Du kommst mir gelangweilt vor. Kommt der Reporter heute nicht?“, fragte mich Pater Michael zwischendurch ohne aufzublicken.
    „Nö! Er hat anderweitig zu tun,“ antwortete ich und baumelte mit den Beinen. Ich hörte ein kleines Lachen seinerseits und blickte ihn an. „Hast du nicht etwas für mich zu tun?“, fragte ich und sah ihn flehentlich an.
    Leider schüttelte er den Kopf. „Was soll das nur mit dir in den nächsten Wochen bis zur Geburt werden, wenn du dich jetzt schon so langweilst?“, fragte er mit einem schiefen Grinsen. Meine Ansichten darüber hatten sich mittlerweile drastisch geändert. Ich empfand es nicht mehr als überheblich oder herablassend. Ganz im Gegenteil. Ich fand es irgendwie sexy. „Ich werde unausstehlich sein, und es wird von Tag zu Tag schlimmer werden,“ antwortete ich und zwinkerte ihm schelmisch zu.
    „Na, großartig!“, rief er aus. „Darauf freue ich mich schon!“ Dann senkte er seinen Kopf wieder und widmete sich seiner Rede.
    Ich zog einen Flunsch und lauschte dem Geräusch seines Kugelschreibers, wie er über das Papier kratzte. Dann sah mich Pater Michael wieder an und betrachtete forschend mein

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