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Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)

Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)

Titel: Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadja Losbohm
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nebeneinander auf dem Bett und küssten uns ohne Atempause. Plötzlich rutschte er näher zu mir. Er packte mein Bein, legte es über seine Hüfte und presste sich enger an mich. Er schob mich auf den Rücken und war plötzlich über mir. Sein Mund löste sich von meinem, und er stützte sich mit den Armen ab, um auf mich hinunterzusehen. „Ada,“ flüsterte er.
    Ich suchte in dem Schwarz seiner Augen nach den wunderschönen, hellen Lichtpunkten, aber die kleine Lampe auf dem Nachttisch war zu schwach, um sie zu enthüllen. Dafür entdeckte ich Tränen. Wieso weinte er?
    Als er an sich hinuntersah, begriff ich, dass er immer noch ein schlechtes Gewissen wegen dem hatte, was wir getan hatten und im Begriff waren wieder zu tun. Es war für ihn immer noch eine Sünde. Es tat mir leid, dass er sich wegen einer Sache so sehr quälte, die so alt war wie die Menschheit selbst. Aber war es mittlerweile nicht schon egal? Pater Michael schien selbst zu dieser Erkenntnis gekommen zu sein. Denn er küsste mich erneut und dieses Mal hörte er nicht auf.

30. Zweifel
     
     
     
    Als ich am nächsten Morgen erwachte, war ich allein in meinem Schlafzimmer. Ich hatte eigentlich gehofft, dass Pater Michael neben mir liegen würde. Aber man kann ja nicht alles im Leben haben, nicht wahr?! Ich streckte mich genüsslich aus, um den letzten Schlaf aus meinen Knochen zu vertreiben und schwang mich dann aus dem Bett. Ich duschte ausgiebig und zog mich an. Dann ging ich in die Küche. Und war wieder allein. Auf dem Tisch stand ein Teller mit meinen heißgeliebten Pancakes. Ach, der gute Pater hatte an mich gedacht. Wie lieb!
    Ich setzte mich und vertilgte hungrig den ganzen Berg und spülte alles mit einem großen Glas Orangensaft hinunter. Ich spülte das Geschirr und stellte es zum Trocknen beiseite. Das Ticken der Küchenuhr erfüllte die Stille in dem Raum. Angestrengt überlegte ich, was ich heute tun könnte. Erst für morgen hatte sich der Reporter angekündigt. Somit hatte ich weitere vierundzwanzig Stunden vor mir, in denen ich mich langweilen durfte. „Vielleicht braucht der Pater ja Hilfe,“ dachte ich und überlegte, wo er sein könnte. Ich ging zu seinem Schlafzimmer. Zaghaft klopfte ich an die Tür und hörte ein „Ja, bitte“ von der anderen Seite. Also drückte ich die Klinke hinunter und trat in das Zimmer ein.
     
    Pater Michael stand vor dem großen Spiegel, der in einer Ecke des Raumes stand. Seine Hände lagen an den Knöpfen seines schwarzen Soutanenhemdes und hielten inne, als er aufschaute und mein Spiegelbild betrachtete. Er lächelte und sagte: „Guten Morgen, Ada.“ Dann wandte er sich wieder seiner Aufgabe zu.
    Ich nahm mir einen Moment Zeit, seine Erscheinung genauer zu betrachten. Pater Michael trug meistens eine Soutane. Daher waren das Hemd und die Hose ein seltener Anblick. Die Sachen waren nicht besonders schick oder modisch, aber sie standen ihm, und ich fand, dass er ruhig öfter so gekleidet sein könnte. Da konnte ich wenigstens den Anblick seiner schlanken Gestalt besser genießen. Wobei eine Soutane der Fantasie natürlich noch mehr Freiraum ließ, darüber nachzugrübeln, was unter dem weiten Stoff lag und was ich bereits gesehen und gefühlt hatte. Ich seufzte innerlich und geriet schon wieder ins Träumen.
    „Geht es dir gut?“
    Ich schreckte aus meinem Tagtraum auf und sah Pater Michael mit großen Augen an. „Ja, sicher,“ meinte ich und schloss die Zimmertür hinter mir. Zögerlich näherte ich mich ihm. Ich wusste nicht, warum ich plötzlich solche Angst davor hatte, aber seine Nicht-Anwesenheit in meinem Schlafzimmer hatte mich verunsichert. Ich hatte Angst davor, dass er wieder zu dieser gewohnten Unnahbarkeit zurückgekehrt war, die er doch gerade erst abgelegt zu haben schien. Ich wollte nach dieser Nacht nicht zurückgewiesen werden, und ich wollte nicht zu viele Emotionen zeigen, die ihn vielleicht verschrecken könnten.
     
    Meine Ängste waren allerdings unbegründet, denn als ich neben ihm stand und er den letzten Knopf am Hals geschlossen hatte, sah er mich an und lehnte sich zu mir hinunter, um mir einen Kuss zu geben. Ich spürte einen der vielen Schmetterlinge in meinem Bauch mit seinen Flügeln schlagen.
    „Wie geht es deiner Wunde?“, erkundigte er sich, während ich nachdenklich auf den Rosenkranz seiner Mutter blickte, der auf dem Stoff seines Hemdes ruhte.
    „Es tut nicht mehr so weh,“ erwiderte ich und lächelte. Der Kuss hatte meine Befangenheit nicht

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