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Die Jaegerin

Die Jaegerin

Titel: Die Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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raus«, flüsterte sie. »Sonst werden sie uns einfach erschießen.«
    »Sie können mir nichts anhaben – nicht, solange sie keine Silberkugeln haben.«
    »Nein, das haben sie nicht«, bestätigte der Unendliche, der jedes Wort gehört hatte, ruhig. »Doch das wird deine Jägerin auch nicht retten.«
    Lucian veränderte kaum merklich seinen Griff an Alexandras Schulter. Er hatte etwas vor, das konnte sie spüren, doch sie wusste nicht was. »Lass sie gehen, Andrej«, verlangte er, »dann gebe ich dir das Kreuz.«
    Der Unendliche lachte. Ein kalter, humorloser Laut, der vielfach von den Wänden widerhallte und Alexandra einen eisigen Schauer über den Rücken jagte. »Denkst du wirklich, ich hätte nicht bemerkt, wie sehr du mich hasst? Für wie dumm hältst du mich, Lucian? Meine Männer haben dich während all der Jahre nie aus den Augen gelassen. Dass sie dich nicht vernichtet haben, liegt einzig und allein daran, dass sie es nicht konnten .« Sein Blick senkte sich auf das Kreuz in Alexandras Hand. »Heute stehen die Dinge wohl anders.«
    Auch du bist heute verwundbar! Ehe Alexandra wusste, was sie tat, zog sie ihre Pistole und legte auf den Unendlichen an. Es war erschreckend, zu sehen, dass er selbst im Angesicht des Todes keine Miene verzog. Er blickte ebenso kalt und ausdruckslos drein wie damals, als er den sterbenden Leib ihrer Mutter im Arm gehalten hatte. Und auch jetzt bohrte sich sein durchdringender Blick in sie, griff nach ihrem Verstand und lähmte sie. Ich muss nur den Abzug drücken! Eine winzige Bewegung – mehr war nicht nötig, um seiner finsteren Existenz ein für alle Mal ein Ende zu setzen. Nur ein kleines Zucken ihres Zeigefingers! Doch sie konnte sich nicht bewegen. In ihrem Rücken kamen die Gefolgsleute des Unendlichen näher. Sie mussten schon beinahe auf selber Höhe sein! Der Unendliche hatte recht: Lucian mochten die Waffen der Männer nichts anhaben, ihr hingegen schon.
    »Schießen Sie!«, rief Lucian.
    Der Blick des Unendlichen ließ sie innerlich gefrieren. Sie konzentrierte all ihre Kraft und Energie auf ihren Zeigefinger, doch er wollte sich nicht bewegen! Ein leises Klicken erklang, als einer der Männer in ihrem Rücken seine Waffe entsicherte. Noch einmal versuchte Alexandra verzweifelt ihren Finger am Abzug zu bewegen. Es wollte ihr ebenso wenig gelingen, wie sie es schaffte, Lucian zu warnen. Lucian brauchte keine Warnung. Im selben Augenblick, als hinter ihr das Geräusch erklang, stieß er sie hart zur Seite. Einen Herzschlag später zerriss ein Schuss mit tödlichem Donnern die Stille. Dank Lucians schneller Reaktion, verfehlte die Kugel sie. Von der überraschenden Wucht seines Stoßes aus dem Gleichgewicht gebracht, stürzte Alexandra. Der Bann des Unendlichen brach. Wieder Herrin über ihren Verstand und Körper, rollte sie sich zur Seite. Mit dem Kreuz in der einen und der Pistole in der anderen Hand wollte sie sofort wieder aufspringen.
    Da legte sich Lucians Hand in ihren Nacken. »Unter den Altar!«, rief er und stieß sie in die Richtung. Seinem Instinkt vertrauend folgte sie der Aufforderung. Sie hatte den Schutz des steinernen Altarfußes kaum erreicht, als weitere Schüsse, gefolgt von unzähligen Echos erklangen. Lucian, der unmittelbar vor ihrem Versteck stand, stieß ein unterdrücktes Zischen aus und taumelte einen Schritt zur Seite, ehe er sich wieder fing. Sie haben ihn getroffen! Der Schrecken, den sie angesichts dieser Erkenntnis empfand, war so groß, dass sie Mühe hatte, sich ins Gedächtnis zu rufen, dass ihm die Kugeln zwar Schmerzen bereiteten, aber nur Silber ihm wirklich etwas anhaben konnte. Dennoch fragte sie sich, ob es möglich wäre, Lucian mit gezielten Schüssen lange genug abzulenken, bis einige der Männer an ihn herankamen. Mein Silberdolch! Die Waffe lag noch immer auf dem Altar, wo Wasili sie hingeworfen hatte. Was, wenn einer der Männer den Dolch in die Finger bekam und Lucian hinterrücks angriff? Ich muss etwas tun! Irgendetwas! Aber was? Ihre Waffe war geladen, doch konnte sie es wagen, ihre letzten beiden Silberkugeln an die Schergen des Unendlichen zu verschwenden, wenn ihr Meister ebenfalls im Raum war? Was hatte sie ihm dann noch entgegenzusetzen? Den Dolch? Der Unendliche würde sie niemals nahe genug an sich heranlassen, damit sie ihm die Klinge ins Herz stoßen konnte. Wenn sie etwas gegen das Monster ausrichten wollte, brauchte sie ihre Pistole und die Silberkugeln! Doch wie sollte sie Lucian helfen? Ihr Blick

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