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Die Jaegerin

Die Jaegerin

Titel: Die Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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gesagt hatte? Sie vertraute ihm. Trotzdem hatte sie Angst. Sie nahm die Decke und wickelte sie um ihre Hand, ehe sie den Arm erneut ins Licht reckte. Tatsächlich dauerte es länger, bis das Brennen diesmal einsetzte, dennoch kam es erschreckend schnell. Mit einem Ruck zog sie die Hand zurück. Geduckt verließ sie den Schutz des Sofas und hastete an eine der Seitenwände, wo sich noch immer ein zäher Streifen Schatten hielt. Von hier aus reckte sie den Kopf und spähte aus dem Fenster. Sie versuchte die Entfernung zum Stall abzuschätzen. Es war erschreckend weit. Viel weiter, als sie angenommen hatte. Was, wenn Daeron sich irrte? Was, wenn sie nicht schnell genug war, um den Schutz des Stalls zu erreichen, ehe sich das Sonnenlicht durch die Decke hindurch in ihr Fleisch fraß? Catherine beschloss das Risiko nicht einzugehen. Ihr Blick fiel auf die Verbindungstür zum Nebenraum; sie fasste einen Plan. Mit einem raschen Blick vergewisserte sie sich, dass die Tür zum Gang sorgfältig verschlossen war. Dann wickelte sie sich in die Decke und trat ans Fenster. Für das, was sie vorhatte, würde der Schutz reichen. Sie stieß das Fenster auf und zog ihre Schuhe aus. Einen warf sie aus dem Fenster, den anderen versteckte sie unter dem Sofa. Für die Jäger mochte es so aussehen, als hätte sie den Schuh bei ihrer Flucht durchs Fenster verloren. Zufrieden mit sich entzog sie sich dem Licht, schlich zur Verbindungstür und lauschte. Sie vernahm weder ein Geräusch noch spürte sie die Wärme eines Verfolgers oder einen Herzschlag von der anderen Seite. Leise drückte sie die Tür auf und schlüpfte in den Nebenraum. Schatten umfingen sie und sie stellte erfreut fest, dass die Fensterläden geschlossen waren. Obwohl sie sich in diesem Raum weitaus sicherer fühlte als nebenan, konnte sie auch hier nicht verweilen. Sie schlich an einer langen Tafel mit hochlehnigen Stühlen vorüber. Der Geruch von Holz und Bienenwachs erfüllte die Luft. Catherine ignorierte eine weitere Verbindungstür an der gegenüberliegenden Seite und trat an die Tür zum Gang. Sie legte die Hand auf die Klinke und drückte sie behutsam. Sehr vorsichtig zog sie die Tür auf. Noch bevor sie die Schritte vernahm, die sich von der Eingangshalle her näherten, spürte sie die Anwesenheit eines Menschen. Herzschlag. Wärme. Leben. Dann vernahm sie ein Geräusch. Jemand machte sich an der Tür zum Salon zu schaffen, in dem sie sich eben noch aufgehalten hatte. Catherine wartete, bis sie ein gedämpftes Rumpeln vernahm. Der Jäger hatte die Tür aufgebrochen! Jetzt wagte sie einen Blick auf den Gang hinaus und sah gerade noch, wie er nebenan im Salon verschwand. Ihre Augen wanderten weiter, durchstreiften die Eingangshalle und wieder den Gang. Niemand zu sehen! Die anderen mussten Daeron nach oben gefolgt sein. Sie trat auf den Gang und zog lautlos die Tür hinter sich zu. Nachdem die Jäger die Ushana vernichtet und Daeron sie in Deckung gezogen hatte, war ihr eine Tür unterhalb der Treppe aufgefallen. Hinter Holzpaneelen verborgen war sie nur schwer auszumachen. Zweifelsohne führte sie in einen Abstellraum oder einen Keller. Dort würde sie sich verstecken. In der Dunkelheit, fernab vom todbringenden Licht der Sonne!
     
    *
     
    Daeron stemmte sich gegen eine Kommode. Das schwere Möbel schrammte über die Holzbohlen und hinterließ tiefe Scharten im Parkett, als er es vor die Tür schob. Kaum stand es an seinem Platz, warfen sich die Jäger auch schon gegen das Holz und versuchten in den Raum zu dringen. Die Tür erzitterte unter ihrem Ansturm, aber sie hielt. Daeron wandte sich dem Fenster zu. Erleichtert stellte er fest, dass es zur Südseite hinausging, sodass die Sonne ihn zwar draußen erfassen würde, zu dieser Stunde aber zumindest noch nicht in den Raum vorzudringen vermochte. Er dachte daran, eines der Laken zu nehmen und sich darin einzuwickeln, doch verwarf er den Gedanken rasch wieder. Der Stoff würde ihn nur beim Klettern behindern. Abgesehen davon war das Gewebe so dünn, dass es ihm kaum Schutz vor der Sonne bieten würde. Mit einem entschlossenen Ruck schob er das Fenster hoch und kletterte hinaus. Seine Beine fanden auf einem schmalen Mauersims Tritt. Noch bevor er richtig Halt gefunden hatte, spürte er bereits, wie sich die Morgensonne mit grauenhafter Intensität in sein Fleisch brannte. Ursprünglich war es sein Plan gewesen, an der Wand entlang nach unten zu klettern und Catherine zum Stall zu folgen. Doch ihm wurde rasch klar,

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