Die Jaegerin
Gedanken. Der Vampyr war mit verschränkten Armen vor dem Kamin stehen geblieben. Sein Blick wanderte zwischen Alexandra und Lucian hin und her.
»Wir alle hier wollen den Unendlichen vernichten«, begann Lucian und schien sichtlich Mühe zu haben, seinen Bruder nicht bei seinem Namen zu nennen, wie er es sonst tat. »Aber er ist nicht mit normalen Waffen zu schlagen. Es gibt einen Gegenstand, der –«
»Das Schwarze Kreuz«, fiel Catherine ihm ins Wort.
»Alexandra hat Ihnen davon erzählt?« Dann runzelte Lucian die Stirn. »Das Schwarze Kreuz – ist das sein Name? Bisher kannte ich diese Bezeichnung nicht.«
»Catherine und Daeron wussten schon vor unserer Begegnung davon«, gab Alexandra zu. »Das war auch der Grund, warum ich Ihnen überhaupt geglaubt habe.«
Ein Anflug von Bedauern erfasste seine Augen, als ihm bewusst zu werden schien, dass sie ihn andernfalls niemals an sich herangelassen und schon gar nicht vertraut hätte. Dennoch nickte er und wandte sich erneut an Catherine. »Der Unendliche weiß, wo dieses Kreuz ist! Wir müssen rasch handeln! Wenn er seine Männer ausschickt, um es zu holen, werde ich ihnen folgen. Ich werde versuchen es ihnen abzujagen und …« Er zuckte die Schultern. »Wenn wir mit dem Unendlichen und seinen Handlangern fertig werden wollen, werde ich Hilfe brauchen.«
Zu ihrem eigenen Erstaunen vertraute Alexandra ihm. Lucian hatte ihr mehr als nur einmal geholfen. Abgesehen davon kannte niemand den Unendlichen besser als er. Womöglich waren sie tatsächlich auf seine Hilfe angewiesen. »Sie müssen ihm nicht folgen. Das ist zu riskant.« Daerons und Catherines warnende Blicke ignorierend fuhr sie fort: »Die beiden wissen, wo das Kreuz ist.«
»Dann können wir ihm zuvorkommen!« Zum ersten Mal, seit Alexandra zu sich gekommen war, hellte sich seine Miene auf. »Wo können wir es finden?«, fragte er an Catherine gewandt.
Catherine wechselte einen raschen Blick mit Daeron. »Es ist in Sicherheit«, antwortete er an ihrer Stelle. »Kein Vampyr kann es erreichen.«
»Heiliger Boden?«, mutmaßte Lucian. »Das ist kein Hindernis für den Unendlichen. Abgesehen davon sind seine Handlanger Menschen, denen es jederzeit möglich ist, Kirchen und Friedhöfe zu betreten.« Sein Blick kehrte zu Alexandra zurück. »Fühlen Sie sich kräftig genug, sofort aufzubrechen?«
Obwohl es nicht der Wahrheit entsprach, nickte sie. Sie war müde und hatte Schmerzen, dennoch war sie froh, nicht im Haus der Vampyre übernachten zu müssen.
15
Daeron lehnte neben der Garderobe an der Wand und beobachtete Catherine. Die Jägerin und der fremde Vampyr waren längst fort und noch immer starrte sie auf die Tür. Auch ihr war die Anspannung deutlich anzusehen. Daeron glaubte zu wissen, was sie beschäftigte. Es waren dieselben Fragen, die auch ihm immer wieder durch den Kopf gingen. Wer war dieser Lucian Mondragon, dass er so gut über den Unendlichen im Bilde war? Obwohl er kaum etwas über sich offenbart hatte, war die Jägerin sofort bereit gewesen ihm zu glauben. Zweifelsohne wusste sie mehr über ihn. Doch in welcher Verbindung stand sie zu ihm? Warum vertraut sie ihm, während sie Catherine und mich noch immer voller Misstrauen beäugt?
Es hatte Catherine nicht behagt, das Versteck des Schwarzen Kreuzes zu offenbaren. Zweifelsohne hätte sie es nicht getan, wenn Daeron ihr nicht mit einem knappen Nicken seine Zustimmung signalisiert hätte. Die Entscheidung war auch ihm nicht leichtgefallen. Davon abgesehen, dass ihnen kaum Zeit zur Vorbereitung geblieben war, wusste er zu wenig über Lucien Mondragon, um ihm zu vertrauen. Sein geheimnisvolles Auftreten warf mehr Fragen auf, als es beantwortete. Dennoch hoffte er, dass Mondragon ihnen helfen konnte und würde.
Wenn wir das Kreuz haben, können wir endlich etwas tun! Die augenblickliche Situation war für Catherine kaum noch zu ertragen. Aus den anfänglichen Albträumen, von denen sie berichtet hatte, war etwas Reales, Greifbares geworden! Nicht zu wissen, was vor sich ging und was als Nächstes geschehen würde, versetzte sie regelrecht in Panik. Daeron musste ihr nur in die Augen sehen, um zu wissen, dass sie fürchtete das nächste Mal zu sich zu kommen, wenn sich ihre Fänge ins Fleisch ihres Opfers gruben. Daran würde sie zerbrechen. Sie war so schon kaum imstande, ihr Vampyr-Sein zu erdulden. Noch ein oder zwei Erlebnisse dieser Art und er würde sie endgültig verlieren. Der bloße Gedanke an ein Leben ohne sie jagte ihm einen
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