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Die Jaegerin

Die Jaegerin

Titel: Die Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Zeichen geben. Das ist zu gefährlich.«
    »Ich werde wissen, wo Sie sind.«
    Alexandra runzelte die Stirn. »Wie?«
    »Ich weiß es einfach. Lassen sie es dabei bewenden.«
    »Ist Ihnen eigentlich klar, wie sehr Sie sich selbst widersprechen?« Als sie seinen fragenden Blick sah, fuhr sie fort: »Erst erklären Sie mir, dass Sie um keinen Preis etwas tun wollen, was das Misstrauen Ihres Bruders auf Sie lenkt, und jetzt riskieren sie genau das!«
    »Ich riskiere nichts«, erwiderte er grinsend. »Ich bin nur hier, um die Männer meines geschätzten Bruders zu unterstützen. Wie könnte ich ahnen, dass Sie ausgerechnet den Moment meines Erscheinens nutzen werden, um sich in die Kirche zu schleichen?«
    »Sie sind wirklich –«
    Ehe sie ihren Satz vollenden konnte, legte Lucian ihr erneut eine Hand auf den Mund und presste sie gegen die Wand. Alexandra sah ihn erschrocken an, da wies er mit einer kaum merklichen Kopfbewegung in Richtung der Kirche. Sie musste die Augen zusammenkneifen, um überhaupt etwas zu erkennen, dann jedoch machte sie eine Bewegung am Seitenportal aus. Drei Gestalten schlüpften heraus und huschten an der Wand entlang, ehe sie schließlich um die Ecke verschwanden. Lucian ließ noch ein wenig Zeit verstreichen, bevor er Alexandra freigab und einen Schritt zurücktrat. »Sind wir uns einig?«
    Alexandra nickte.
    »Gut. Auf mein Zeichen laufen Sie zu den Büschen da drüben und verstecken sich.« Er deutete auf ein dichtes Gestrüpp, das sich etwa auf halbem Wege zwischen Pfarrhaus und Kirche befand. »Warten Sie dort, bis ich die Männer abgelenkt habe. Dann sehen Sie zu, dass sie in die Kirche kommen, und suchen nach diesem Geheimraum.«
    Lucians Zeichen kam so schnell, dass sie keine Gelegenheit für weitere Fragen fand. Sie rannte los. Geduckt folgte sie dem Weg bis hin zu den Sträuchern, schlug einen Haken und ging dahinter in Deckung. Der liebliche Geruch von Stechginster stieg ihr in die Nase. Sie duckte sich tiefer und zog sich so weit in die Schatten des Gebüschs zurück wie nur möglich. Ihr Blick erfasste Lucian, der jetzt mit raschen, aber sichtbar gelassenen Schritten auf die Kirche zuhielt, ohne dabei auch nur ein einziges Mal in ihre Richtung zu sehen.
    »Pjotr!«, rief er schon von Weitem, ohne innezuhalten. Erst vor dem Eingang blieb er stehen. Kurz darauf erschien einer der Männer im Eingang. Alexandra glaubte den Blonden mit der Hakennase zu erkennen, war sich jedoch nicht sicher. Lucian wechselte einige gedämpfte Worte mit dem Mann. Plötzlich wandte sich dieser um und rief etwas in die Kirche. Es dauerte nicht lange, bis weitere Männer in der Tür erschienen, einige mit Laternen in Händen. Wieder sprach Lucian zu ihnen, zu leise, als dass Alexandra seine Worte hätte verstehen können. Die Männer lauschten ihm aufmerksam. Sobald er geendet hatte, trat Lucian einen Schritt zur Seite, um die Männer passieren zu lassen. Einer nach dem anderen – Alexandra zählte sieben – gingen sie an ihm und dem Blonden vorbei und folgten dem Verlauf der Außenmauer in dieselbe Richtung, in der Alexandra und Lucian zuvor ihre Kameraden hatten verschwinden sehen. Lucian und der Blonde gingen als Letzte. Alexandra wartete, bis auch sie um die Ecke und außer Sicht waren, dann ließ sie noch einige Augenblicke verstreichen, bis der Schimmer der Laternen nicht mehr zu sehen war. Schließlich wagte sie sich aus ihrem Versteck und huschte zum Seiteneingang. Je näher sie der Kirche kam, umso deutlicher wurde das Ausmaß der Zerstörung. Keine einzige der großen Bleiglasscheiben war noch intakt, ähnlich wie im Pfarrhaus war auch hier das Dach teilweise eingefallen. Große Steintrümmer säumten die Kathedrale, Intarsien an der Außenmauer waren unter der Wucht von Hammerschlägen zermalmt und bis zur Unkenntlichkeit zerstört worden. Im Schatten des Torbogens hielt Alexandra inne und lauschte. Alles war ruhig. Da sie jedoch nicht wusste, wie weit Lucian die Männer weglotsen würde, konnte sie es nicht riskieren, eine Lampe zu entzünden. Die Gefahr, dass einer von ihnen den Lichtschein aus der Ferne ausmachte, war zu groß. Wie soll ich im Dunkeln etwas erkennen! Ein wenig ratlos wandte sie sich der Tür zu. Das Portal hing schief in den Angeln und offenbarte einen Blick ins Innere, wo sich ein schwacher Lichtschein ausbreitete. Vorsichtig rückte Alexandra näher heran und spähte in die Kapelle. Was einst ein prächtiges Gotteshaus gewesen sein mochte, war kaum mehr als solches zu

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