Die Jaegerin
senkten sich auf sie herab, als sie unter den Altar tauchte. Die Schritte auf der Treppe wurden lauter. Einer der Männer musste das obere Ende erreicht haben und blieb stehen. Alexandra drängte sich so weit wie möglich gegen den steinernen Fuß, der den Altar von drei Seiten umschloss.
»Habe ich es dir nicht gesagt?«, rief einer der Männer aufgeregt. »Ich wusste, dass wir es finden würden!«
Vorsichtig schob sich Alexandra ein Stück zur Seite und spähte um die Ecke. Der Mann, der gesprochen hatte, stand vor der Treppe und blickte nach unten. In seinen Händen hielt er ein Kästchen. Das Kreuz! Eine Welle der Erleichterung erfasste Alexandra. Das Schwarze Kreuz existierte tatsächlich – und sie musste nicht erst lange danach suchen! Ihre Freude wich jedoch rasch Ernüchterung. Wie sollte sie es den Männern abnehmen? Überdeutlich war sie sich plötzlich des Gewichts der Pistole in ihrer Hand bewusst. Sie jagte und vernichtete Vampyre; widerwärtige Kreaturen, die Angst und Schrecken verbreiteten. Niemals zuvor hatte sie eine Waffe gegen einen Menschen gerichtet. Sie war sich nicht sicher, ob sie überhaupt dazu imstande war. Abgesehen davon wäre ein Schuss weithin zu hören und würde womöglich die anderen Männer des Unendlichen alarmieren. Das konnte sie nicht riskieren. Es musste einen anderen Weg geben! Ohne den Blick von dem Mann mit dem Kästchen zu nehmen, verstaute sie die Pistole vorne im Gürtel und zog ihren Silberdolch. Der Lichtschein aus dem Keller kam näher, dann erschien ein zweiter Mann. Er hielt eine Laterne vor sich und leuchtete die Umgebung aus. Als sich sein Blick dem Altar näherte, zog Alexandra den Kopf zurück.
»Hast du die Laterne ausgemacht?«, fragte er seinen Kameraden.
»Vielleicht ist das Öl aufgebraucht.«
Schritte kamen, begleitet von einem heller werdenden Lichtkreis, langsam näher. Alexandra kroch tiefer in die Schatten. Dann sah sie ein Paar Beine. Statt die Laterne zu nehmen und weiterzugehen, blieb der Mann stehen. Sie kauerte sich zusammen und hoffte, dass der Altarstein sie davor bewahren würde, entdeckt zu werden. Der Mann trat noch näher, bis seine Stiefelspitzen Alexandra beinahe berührten. Sie wollte sich noch weiter zurückziehen, doch sie wagte nicht mehr sich zu bewegen. Mit angehaltenem Atem verharrte sie. Ein dumpfer Laut erklang, als er die Laterne über ihr auf den Altar stellte, gefolgt von einem zweiten, sehr ähnlichen Geräusch. Die zwei mussten das Kästchen mit dem Kreuz ebenfalls abgestellt haben!
»Dafür wird der Meister uns reich belohnen!«, erklang eine Stimme von der anderen Seite des Altars, dort, wo der Stein sie davor schützte, gesehen zu werden. »Denkst du, er wird …?«
»Uns das ewige Leben schenken?« Gedämpfte Geräusche drangen von oben an ihr Ohr. Alexandra vermutete, dass einer der Männer das Kästchen öffnete. Dann vernahm sie die Stimme von eben erneut: »Ich glaube, das wird er.«
Er wird die kostbare Gabe entgegennehmen und anschließend mit eurem Blut darauf trinken! Aber wie sollte sie das Kreuz an sich bringen, ehe die beiden damit die Kirche verließen? Für einen Moment dachte sie daran, einfach aus ihrem Versteck zu springen, das Kästchen zu packen und damit loszulaufen. Doch was sollte das bringen? Vermutlich hätten die Männer sie eingeholt, noch ehe sie die Tür erreichte. Oder sie erschießen mich einfach. Selbst wenn ihr die Flucht gelingen sollte, wäre sie noch nicht entkommen. Zweifelsohne würden sie Alarm schlagen. Dann wären ihr in kürzester Zeit die Männer des Unendlichen auf den Fersen. Flucht kam nicht infrage. Wenn sie Erfolg haben wollte, musste sie die zwei ausschalten.
Sie schloss ihre Finger fester um den Dolchgriff und veränderte leicht ihre Position, um schneller unter dem Altar hervorspringen zu können. Ihre Gewänder raschelten leise – kaum hörbar und doch glich es in ihren Ohren einem Sturm.
»Hast du das gehört?«
Die Worte ließen Alexandra erstarren. War da eine Bewegung? Veränderten die Männer ihre Position? Zogen sie ihre Waffen? Jeden Augenblick würden sie unter den Altar blicken und die Pistolen auf sie richten! Alexandra musste ihnen zuvorkommen. Vermutlich würde sie nicht verhindern können, dass die beiden Alarm schlugen. Das musste sie in Kauf nehmen. Ich muss eben schneller sein als die Männer des Unendlichen. Ohne noch einmal darüber nachzudenken, dass sie es diesmal nicht mit Vampyren, sondern mit Menschen zu tun hatte, holte sie aus und
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