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Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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fragte Mansoor kleinlaut. «Rudi bringt mich um, wenn da ein Kratzer drauf ist.»
    «Sie kriegen es heute Abend zurück», versprach Augustin. «Sie haben mein Wort.»
    «Das haben Sie bei meinem GPS auch gesagt.»
    Doch Augustin knallte schon die Tür hinter sich zu. Er hatte es eilig.

II
    Knox kam gut voran, bis er das Kraftwerk erreichte, dessen Zaun sich in beide Richtungen vor ihm erstreckte. Petersons Ausgrabungsstätte lag auf der anderen Seite, und er hatte weder Zeit noch Lust, einen Umweg zu machen. Der alte Maschendraht war ausgeleiert und machte das Hinüberklettern schwer. Knox ging zu einem der Betonpfosten, wo der Zaun fester gespannt war, vergewisserte sich, dass er nicht beobachtet wurde, und zog sich hoch. Der Draht hinterließ rote Striemen an seinen Fingern. Er schwang sich hinüber, sprang auf der anderen Seite hinunter und landete unsanft auf Händen und Knien.
    Er wartete einen Moment, falls Alarm ausgelöst wurde, richtete sich dann auf und eilte mit eingezogenem Kopf über einen fast leeren Parkplatz vor dem Verwaltungsgebäude. Als er näher kam, ging eine Seitentür auf, aus der eine mollige Frau trat, die ihn misstrauisch anschaute. Er schlug eine andere Richtung ein und duckte sich hinter einer Reihe Autos. Sie steckte ihren Kopf wieder durch die Tür und rief etwas. Knox beschleunigte seinen Schritt. Ein übergewichtiger Wachmann schlenderte heraus. Die Frau zeigte auf Knox. Der Wachmann forderte ihn auf, stehen zu bleiben. Knox begann zu laufen und steuerte auf den Zaun am anderen Ende zu. Der Boden war tückisch. Ein Stein wackelte, und er stürzte und verrenkte sich das Knie. Er warf einen Blick zurück. Der Wachmann kam näher, ein zweiter folgte ihm und brüllte nach Unterstützung. Knox rappelte sich auf, humpelte weiter zum Zaun und erklomm ihn. Als er auf der anderen Seite landete, fuhr ihm ein stechender Schmerz durchs Bein.
    Der erste Wachmann erreichte den Zaun hinter ihm, keuchte aber so sehr, dass er nichts anderes tun konnte, als mit dem Fingerzu drohen. Knox hinkte schnell weiter, weil er Angst hatte, dass Peterson und seine Leute den Aufruhr bemerken könnten. Sein Knie pochte schmerzhaft, aber er wagte es nicht, langsamer zu werden. Wenn die Polizei von einem Eindringling auf dem Kraftwerksgelände erfuhr, würde es innerhalb von Minuten in der Gegend nur so von Beamten wimmeln. Er durfte keine Sekunde verschwenden.

III
    Da das ferngesteuerte Flugzeug für Augustins Motorrad zu sperrig war, hielt er ein Taxi an, stellte die Kiste auf den Rücksitz und bat den Fahrer, ihm hinaus nach Borg el-Arab zu folgen.
    Er hatte schon mit vielen solcher Modellflieger gearbeitet. Sie boten großartige Möglichkeiten, antike Stätten zu fotografieren, und nebenbei eine Menge Spaß. Die Steuerung in der Luft war recht einfach. Wesentlich schwieriger waren der Startvorgang und die Fotoaufnahmen beim Fliegen.
    Etwa einen Kilometer von Petersons Ausgrabungsstätte entfernt stellte er sein Motorrad in einem kleinen Wäldchen ab und winkte das Taxi zu sich heran. Der Fahrer war Anfang zwanzig, hatte spärlichen Bartwuchs und eine freundliche, offene Art. «Wie heißt du?», fragte Augustin, als er ihn bezahlte.
    «Hani.»
    «Okay, Hani. Willst du dir weitere zehn verdienen?»
    «Na klar. Was soll ich machen?»
    Augustin nahm die Kiste vom Rücksitz und öffnete sie. Als Hani das Flugzeug sah, riss er vor Aufregung Augen und Mund auf. «Darf ich auch mal?»
    «Klar. Sobald ich fertig bin.»
    Sie gingen querfeldein und hielten sich im Schutz einer Mauer, hinter der Petersons Ausgrabungsstätte lag, bis sie eine geeignete Stelle mit einem ebenen, festen Untergrund erreichten. Augustin kniete sich hin, öffnete die Kiste und begann, das Flugzeug zusammenzubauen.
    «Was wollen Sie damit machen?»
    «Ich mache Aufnahmen für die Antiquitätenbehörde.»
    «Glaub ich nicht!»
    Augustin grinste. «Hast du schon mal Luftaufnahmen von einem Feld gesehen? Du würdest nicht glauben, wie viele Details man erkennen kann.» Er steckte die roten Schaumstoffflügel an den Rumpf und zog die Schrauben fest. «Gräben, Mauern, Wege, Siedlungen. Man kann jeden Tag darübergehen, ohne etwas zu bemerken, und plötzlich springt es dir förmlich ins Auge.» Die Technik war fast genau vor hundert Jahren durch Zufall entdeckt worden. Die britische Armee hatte über der Ebene von Salisbury Versuche zur Luftaufklärung gemacht, als ihr Ballon über Stonehenge getrieben war und die Fotos zum ersten Mal ein Netz aus

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