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Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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sie auf den Hügel und hob ihren Kopf aus dem Wasser. Gaille hustete sich die Flüssigkeit aus den Atemwegen, gab aber ansonsten kein Lebenszeichen von sich. Trotzdem schmiegte Lily sie in der Dunkelheit an sich und begann, vor Kummer, Angst und Einsamkeit fürchterlich zu weinen.

II
    «Ich besorge Ihnen einen Anwalt», rief Augustin Claire zu, als er die Stufen hinter ihr hochhumpelte. «Sagen Sie kein Wort, bis er da ist. Haben Sie verstanden?» Sie nickte noch und wurde dann auf den Rücksitz des Polizeiwagens verfrachtet. Ihr Gesicht war beunruhigend blass geworden. «Ich passe auf Sie auf», versprach er. «Ich werde Sie nicht im Stich lassen.» Dann knallte die Türauch schon zu, und der Wagen fuhr davon. Erst da fiel Augustin ein, dass sein Motorrad kaputt war.
    Mansoor kam zu ihm. «Keine Sorge. Das klärt sich von allein.»
    «Was soll das denn heißen?», knurrte Augustin. «Sie wissen doch genau, was in diesem Land mit Leuten passiert, die in die Fänge der Justiz geraten.»
    «Warum regen Sie sich wegen ihr so auf? Sie ist eine von denen, oder?»
    «Nein, ist sie nicht. Sie ist auf unserer Seite. Sie musste eine Wahl treffen, und sie hat sich für uns entschieden.»
    «Ja, aber   …»
    «Sie müssen mich zurück nach Alexandria fahren. Ich muss sie rausholen.»
    «Das kann ich nicht», erwiderte Mansoor. «Die Sache hier hat Vorrang. Das müssen Sie verstehen.»
    «Schwachsinn. Das Gelände ist doch bereits gesichert. Rufen Sie an, lassen Sie noch mehr Wachleute kommen, wenn Sie wollen. Alles andere kann bis morgen warten. Die ganze Anlage hat schließlich schon zweitausend Jahre gewartet.»
    «Tut mir leid, mein Freund.»
    «Ich habe ihr mein Wort gegeben», protestierte Augustin. «Ich habe versprochen, sie nicht im Stich zu lassen.»
    «Ja, aber   …»
    «Bitte, Mansoor. Ich habe eine Menge für Ägypten getan, oder?»
    «Natürlich.»
    «Und auch für Sie.» Mansoors Sohn studierte Medizin an einer renommierten Pariser Universität, zum größten Teil dank Augustins Beziehungen.
    «Ja.»
    «Und ich habe nie etwas dafür verlangt.»
    «Was reden Sie denn da? Sie verlangen ständig etwas. Was ist mit meinem GPS und diesem ferngesteuerten Flugzeug? Wo ist das übrigens?»
    Augustin ging nicht auf seine Spitzfindigkeit ein. «Ich meine es ernst, Mansoor. Claire ist ein guter Mensch. Wirklich. Sie hat sich unter schwierigen Bedingungen großartig verhalten. Sie hat ihre gesamte Zukunft aufs Spiel gesetzt, um diese Sache zu klären. Sie haben Farooq gesehen. Er will einen Sündenbock. Jemanden, den er verhören und schikanieren kann, an dem er seine Wut auslassen kann. Wenn er Peterson oder Knox nicht findet, wird er ihr alles anhängen.»
    Mansoor seufzte. «Was kann ich tun?»
    «Sagen Sie ihm, dass Claire Ihre Informantin war, dass sie diejenige war, die sich als Erste an die Antiquitätenbehörde gewendet hat, weil sie Bedenken wegen Peterson und seiner Ausgrabung hatte. Sagen Sie ihm, dass Omar und Knox nur aufgrund ihrer Aussage überhaupt hier rausgefahren sind.»
    «Das wird er mir niemals glauben.»
    «Das muss er auch nicht. Solange er nicht das Gegenteil beweisen kann.»
    Mansoor verzog unglücklich das Gesicht. «Glauben Sie im Ernst, dass es funktionieren wird?»
    «Es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.»
    «Dafür sind Sie mir dann aber wirklich etwas schuldig.»
    «Ja», räumte Augustin ein. «Bin ich.»

III
    Knox hielt gerade seine Schuhe vor die Heizung, als endlich das Handy klingelte. «Ich bin’s», sagte Augustin. «Tut mir leid, dass ich vorhin nicht rangehen konnte. Ich hatte selbst Probleme. Wo bist du?»
    «Hermopolis. Eine lange Geschichte. Sag mal, hast du das Flugzeug über Petersons Gelände fliegen lassen?»
    «Du hast es gesehen? Ja. Und wir haben seine Ausgrabung gefunden, das Mosaik, alles.» «Du bist der Größte.»
    «Ich hatte noch keine Gelegenheit, es mir genau anzusehen, aber ich kann dir ein Foto schicken. Wieder unter dieser Nummer?»
    «Bitte.»
    «Irgendwelche Neuigkeiten von Gaille?»
    «Noch nicht.»
    «Du wirst sie finden», sagte Augustin. «Ich weiß es.» Er hielt einen Moment inne und suchte nach den richtigen Worten. «Ich glaube nicht an viel, aber an euch beide schon.»
    «Danke, Kumpel», sagte Knox gerührt.
    Das Foto erreichte ihn kurze Zeit später, doch das Display des Handys war zu klein, um Einzelheiten zu erkennen. Er schaltete die Innenbeleuchtung des Toyotas an, nahm aus der Kiste im Heck einen Stift und einen Notizblock,

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