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Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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will, dass ich die Sache fallenlasse. Aber ich kann nicht.»
    Yasmine schwieg einen Moment. Dann holte sie tief Luft. «Tu, was du tun musst. Husniyah und ich werden immer zu dir halten, das weißt du.»
    Seine Augen glänzten, als er aufstand. «Danke», sagte er.
    «Aber mach bitte nichts Unüberlegtes. Mehr verlange ich nicht.»
    Er nickte und zog seine Jacke an. «Ehe du es merkst, bin ich wieder zurück.»

Kapitel 46
    I
    Unablässig strömte das Wasser die Wände hinab. Die Lage wurde immer schlimmer, sodass Lily gemeinsam mit Stafford auf der kleinen Insel ausharren musste, die sie durch ihre Grabungen angehäuft hatten. Trotzdem standen die beiden knietief im Wasser. Bald würde es ihnen bis an die Hüften und an den Hals reichen, wenn nicht schnell etwas zu ihren Gunsten geschah. Kälte und Angst ließen Lily am ganzen Körper schlottern, ihre Zähne klapperten unkontrolliert. Es kostete sie alle Kraft, nicht hysterisch zu werden. Sie fühlte sich noch so jung, dass ihr die furchtbare Lage nicht nur völlig ungerecht vorkam, sondern auch wie ein gegen sie gerichteter Vorwurf. Es war eine Sache, ein ganzes Leben und alle Möglichkeiten noch vor sich zu haben, aber eine ganz andere, zurückzuschauen und zu erkennen, wie wenig sie bisher aus ihrem Leben gemacht hatte.
    Gaille tauchte wieder auf und rang nach Atem. Sie war an der Reihe gewesen, sich an der Mauer aus
talalat
zu schaffen zu machen. «Erfolg gehabt?», fragte Lily.
    «Wir müssen weitermachen.»
    «Das bringt doch nichts», ereiferte sich Stafford. «Haben Sie es immer noch nicht kapiert?»
    «Und was schlagen Sie vor?»
    «Wir sparen uns unsere Kräfte auf», sagte Stafford. «Das werde ich jedenfalls tun. Vielleicht können wir hier rausschwimmen.»
    «Rausschwimmen!», wiederholte Lily spöttisch.
    «Wenn es so weiterregnet wie jetzt.»
    «Dann werden wir vorher ertrinken», schrie Lily. «Wir werden alle ertrinken.» Vor lauter Frustration und Verzweiflung schlug sie mit den Armen um sich. Zu ihrer Überraschung traf ihre Hand auf seine nackte Brust. Er hatte sich das Hemd ausgezogen. «Was machen Sie denn da?», fragte sie.
    «Nichts.»
    Sie streckte eine Hand aus und berührte einen Gegenstand, der im Wasser trieb. Eine leere Wasserflasche mit aufgeschraubtem Verschluss. Stafford nahm sie ihr weg, dann hörte sie das Geräusch von nassem Stoff, und als sie ihre Hand wieder in der Dunkelheit ausstreckte, fühlte sie den zusammengeknoteten und gewölbten Ärmel seines Hemdes. Offenbar hatte er die Wasserflasche hineingesteckt. «Sie machen sich eine Schwimmweste», sagte sie.
    «Wir können sie alle benutzen.»
    «Er macht sich eine Schwimmweste», sagte Lily zu Gaille. «Er benutzt alle Wasserflaschen.»
    «Das ist eine gute Idee», entgegnete Gaille.
    «Das sind
unsere
Wasserflaschen. Nicht
seine

    «Ich mache das für uns alle», sagte Stafford wenig überzeugend. «Ich wollte Ihnen nur keine unnötigen Hoffnungen machen, bevor ich weiß, ob es funktioniert. Wie auch immer, sind Sie nicht an der Reihe, diese verdammte Mauer auszugraben?»
    Er hatte recht. Lily paddelte auf die andere Seite des Schachts, holte ein paar Mal tief Luft und tauchte hinab zu dem Loch in der Wand. Ohren und Nebenhöhlen schmerzten ihr vom Luftanhalten, als sie wild an dem Putz zu kratzen begann, der sich unter ihre Nägel grub. Dabei kamen sie kaum voran, weil das steigende Wasser die Arbeit immer schwerer machte, und bald würde es schon unmöglich sein   …
    Plötzlich brach alles um Lily herum zusammen. Das Wasserwurde zu einem einzigen Strudel, irgendetwas krachte gegen ihre Schulter und wirbelte sie herum. Als sie automatisch nach oben strampelte, ahnte sie bereits, was passiert sein musste: Die Bretter und Decken über der Öffnung des Schachts waren durch das Gewicht des angesammelten Wassers eingestürzt und hatten die Steine am Rand mit sich gerissen. Sie tauchte prustend auf und schlug mit den Armen in der Dunkelheit um sich.
    «Gaille!», schrie sie. «Charlie!» Keine Antwort. Dann berührte sie etwas Warmes, einen Körper, einen Mann ohne Hemd, Stafford. Sie ertastete seinen Hals, seinen Kopf, in dem eine tiefe Kerbe war, eine weiche, warme Masse, die sich wie Fallobst anfühlte. Kreischend schob sie ihn weg. «Gaille!», rief sie und suchte mit ausgestreckten Armen die Dunkelheit ab. Überall trieben Decken, Tücher und Holzbretter umher. Dann berührte sie einen Unterarm, fühlte eine Bluse und wusste sofort, dass es Gaille war. Lily schleppte

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