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Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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immer heftig um die Herkunft des Wortes ‹Essener›, aber es hatte höchstwahrscheinlich eine sehr ähnliche Bedeutung, genau wie das Wort ‹Therapeuten›. Und dann war da noch der Name Echnaton, den sich der Pharao selbst gegeben hatte. Denn er bedeutetewörtlich ‹Der, der Aton von Nutzen ist› oder, einfacher ausgedrückt, ‹Diener Gottes›.
    Durch den starken Regen war der Pegel des Nils angestiegen und die Strömung Richtung Delta und Mittelmeer reißend geworden. Vielleicht hatte selbst der Fluss eine Bedeutung für das Rätsel, dachte Knox. Denn warum wurde ein Mosaik von Echnaton in einer antiken Anlage außerhalb von Alexandria gefunden, wo sein Reich doch viel weiter im Süden gelegen hatte? Wenn die Geschichte des Exodus nur einen Fünkchen Wahrheit enthielt und wenn aus den Anhängern Atons tatsächlich die Juden hervorgegangen waren, könnte es auch dafür eine Erklärung geben.
    Knox wusste, dass Ägypten in der Amarna-Zeit von der Pest heimgesucht worden war. Vielleicht hatte die Epidemie schon während der Herrschaft von Echnatons Vater begonnen, denn es war bekannt, dass er Hunderte Statuen von Sachmet, der Göttin der Krankheit, in Auftrag gegeben hatte. Auf jeden Fall hatte die Pest während Echnatons Herrschaft fortgedauert; das ging sowohl aus unabhängigen Texten der Hethiter hervor als auch aus der Untersuchung jüngst auf Friedhöfen in Amarna gefundener Leichenreste. Sie wiesen deutliche Anzeichen von Unterernährung, Kleinwuchs, Blutarmut und geringer Lebenserwartung auf – klassische Merkmale der Seuche. Diese Situation glich derjenigen in der Exodusgeschichte. Schließlich hatte Gott vom Pharao die Freilassung seines Volkes erzwungen, indem er zehn Plagen über Ägypten verhängte. Historiker und Wissenschaftler hatten lange versucht, diese Plagen mit natürlichen Phänomenen zu erklären. Eine Theorie ging davon aus, dass alle Katastrophen durch einen Vulkanausbruch ausgelöst worden waren, namentlich durch den Ausbruch des Thera auf der griechischen Insel Santorin in der Mitte des zweiten Jahrtausends vor Christus. Es war eine Explosion unglaublichen Ausmaßes gewesen, sechs Mal stärker alsjene auf Krakatau, was ungefähr tausend Atomsprengköpfen entsprach. Hundert Kubikkilometer Felsgestein waren damals in die Atmosphäre geschleudert worden, im Umkreis von Hunderten von Kilometern waren Unmengen Trümmer und Schutt auf die Erde niedergegangen, was genau dem in der Bibel beschriebenen Feuerhagel entsprach. Außerdem hatte in den darauffolgenden Tagen und Wochen mit Sicherheit eine riesige Wolke aus Asche und Rauch die Sonne verdunkelt und die Welt in Finsternis gelegt, genauso wie die zweite in der Bibel beschriebene Plage.
    Da es noch immer wie aus Kübeln goss, reichte das Wasser im Boot mittlerweile bis zu seinen Knöcheln. Knox holte die Skulls für einen Moment ein und schöpfte es mit den Händen ab.
    Vulkanische Asche war außerordentlich säurehaltig. Sehr starker Körperkontakt verursachte nicht nur Übelkeit und Geschwüre, die Asche konnte sogar das Vieh töten. Der hohe Eisenoxidgehalt würde die Flüsse rot färben und die Fische ersticken. Andere Lebewesen könnten jedoch davon profitieren, besonders eierlegende Arten, deren natürlichen Feinde durch die Katastrophe ausgestorben wären. Plötzlich würden alle Eier ausgebrütet werden, was eine Massenplage von Läusen, Fliegen, Heuschrecken und Fröschen zur Folge hätte. Ein Vulkanausbruch könnte also tatsächlich die biblischen Plagen erklären, abgesehen von der Tötung der Erstgeborenen, aber selbst dafür hatte Knox schon die unglaublichsten Erklärungen gehört.
    Doch das war noch nicht alles. Aus der Entfernung sah ein Vulkanausbruch bei Nacht wie eine Feuersäule aus, bei Tag hingegen wie eine Rauchsäule – eben wie jene, der die Juden bei ihrer Flucht gefolgt waren. Wenn sie tatsächlich von Amarna aus aufgebrochen waren, hätte die naheliegendste Route sie nordwärts den Nil hinaufführen müssen, in die Richtung von Thera. Und wenn sich Knox nicht täuschte, würde eine zwischen Amarna und Theragezogene Linie fast direkt durch die Siedlung der Therapeuten am Mariutsee führen.
    Etwas schimmerte auf dem Fluss. Bei dem Unwetter konnte er nur schwer erkennen, was es war. Dann wurde ihm klar, dass es Scheinwerfer sein mussten, die direkt auf den Nil gerichtet waren. Vielleicht stand dort die Polizei. Er hörte sofort auf zu rudern, legte sich flach ins Boot und ließ sich von der Strömung unter den

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