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Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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rauchten.
    «Sie schon wieder», sagte Khaled finster. «Was wollen Sie dieses Mal?»
    Naguib schloss die Tür hinter sich, damit der Sturm nicht hereinfegte, und wischte die Wassertropfen von seiner Jacke. «Scheußlicher Abend», bemerkte er.
    «Was wollen Sie?», fragte Khaled und erhob sich.
    «Ich wollte anrufen», sagte Naguib und deutete vage aus dem Fenster. «Aber ich hatte keinen Empfang. Sie kennen ja diese Handys.»
    Khaleds Kinn zuckte. Er stemmte seine Hände in die Hüften. «Was wollen Sie?»
    «Nichts. Jedenfalls nichts Bestimmtes. Ich wollte Sie und Ihre Männer nur auf dem Laufenden halten. Wir haben vorhin eine Meldung bekommen.» «Eine Meldung?»
    Naguib hob eine Augenbraue. Was er ihnen sagen wollte, amüsierte ihn genauso, wie es sie amüsieren würde. «Jemand aus der Gegend hat Stimmen gehört.»
    «Stimmen?»
    «Männerstimmen», sagte Naguib nickend. «Und Frauenstimmen. Von Ausländern.»
    «Wo?»
    «Hab ich nicht genau verstanden. Ich kenne die Gegend nicht so gut wie Sie. Außerdem hat sich der Zeuge nicht besonders klar ausgedrückt. Aber irgendwo in Amarna.»
    «Was erwarten Sie jetzt von uns?»
    «Nichts», sagte Naguib. «Ich dachte mir nur, in dieser heiklen Situation sollte ich der Sache nachgehen.»
    Khaled starrte ihn entgeistert an. «Sie wollen bei dem Wetter rausfahren?»
    Naguib lachte herzhaft. «Halten Sie mich für verrückt? Nein, nein. Aber wenn Sie nichts dagegen haben, komme ich gleich morgen früh mit dem Zeugen vorbei. Dann kann er mir die Stellezeigen. Sie können uns natürlich gerne begleiten, wenn Sie wollen. Vielleicht ist es nur falscher Alarm, wer weiß, aber nach der Geiselnahme und so weiter   …»
    «Klar», sagte Khaled und nickte steif. «Morgen früh. Kein Problem.»
    «Danke», sagte Naguib. «Dann bis morgen.»

Kapitel 50
    I
    Captain Khaled Osman ballte seine Fäuste, als er am Fenster stand und beobachtete, wie Naguib davonfuhr. Nachdem die Rücklichter im Sturm verschwunden waren, drehte er sich zu Faisal und Abdullah um. «Stimmen», sagte er eisig. «Jemand hat Stimmen gehört. Männerstimmen, Frauenstimmen. Von Ausländern. Erklärt mir das, bitte.»
    «Das muss ein Irrtum sein, Sir», sagte Abdullah und wich zurück. «Oder es waren irgendwelche Touristen oder Journalisten.»
    «Willst du mir sagen, ihr habt Touristen und Journalisten auf das Gelände gelassen?»
    Abdullah senkte den Blick. «Nein, Sir. Aber vielleicht haben sie sich reingeschlichen, während   …» Er verstummte, als er merkte, dass sein Chef ihm nicht glaubte.
    Khaled verschränkte die Arme und starrte abwechselnd Abdullah und Faisal an. «Ihr habt nicht getan, was ich gesagt habe, oder?»
    «Doch, haben wir, Sir», sagte Abdullah. «Ich schwöre es.»
    «Ihr habt sie umgebracht?»
    Abdullah wurde blass. «Umgebracht, Sir?» Er schluckte. «Sie haben nicht gesagt, dass wir sie umbringen sollen.»
    «Was?»
    «Sie haben gesagt, dass wir sie zum Schweigen bringen sollen, Sir», schaltete sich Faisal ein. «Und genau das haben wir getan.»
    Khaleds Miene war wie versteinert. «Sie zum Schweigen bringen? Und wie habt ihr das angestellt?»
    «Wir haben die Bretter über den Schacht gelegt», antwortete Faisal. «Dann haben wir sie mit Decken und Tüchern bedeckt. Es ist unmöglich, dass jemand sie gehört hat.»
    «Es hat sie aber jemand gehört», bemerkte Khaled. «Und morgen früh wird die Polizei rausfahren und sie suchen. Dann werden sie die Stimmen wieder hören.» Er beugte sich zu Faisal. «Wir werden alle hängen, weil ihr meinen eindeutigen Befehl nicht befolgt habt. Wie findest du das? Macht dich das stolz?»
    «Die Polizei wird erst morgen zurückkommen», stellte Nasser fest.
    «Richtig», sagte Khaled. Es war die erste vernünftige Bemerkung. Er schaute auf seine Uhr. Noch war Zeit. «Holt Spitzhacken und Seile», befahl er. «Und was wir sonst noch brauchen, um das Grabmal wieder zu öffnen und zu schließen.» Automatisch berührte er seine Walther. Sosehr er sie auch schätzte, sie war nicht das geeignete Werkzeug für die Arbeit, die vor ihnen lag. Er öffnete seinen Spind, nahm zwei der Handgranaten, die er als Andenken von der Armee mitgenommen hatte, und klemmte sie an seinen Gürtel. «Gehen wir», knurrte er, öffnete die Tür und trat hinaus in das Unwetter. «Wir haben zu tun.»
    Sie liefen durch den strömenden Regen, stiegen in den Transporter und machten sich auf den Weg ins königliche Wadi, ohne den blinden Passagier auf ihrem Dach zu

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