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Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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bevorstehendes Beben. Um sie ruhig zu halten, faltete er sie. «Können wir das bitte schnell hinter uns bringen?», fragte er. «Denn mein Flug geht in   …»
    «Vergessen Sie Ihren Flug.»
    «Aber ich   …»
    «Ich sagte, vergessen Sie ihn.» Einer der beiden Sicherheitsmänner zog einen Stuhl heran, setzte sich hin und beugte sich vor. «Wir müssen uns leider mit ein paar Unregelmäßigkeiten befassen, bevor wir Sie gehen lassen können.»
    «Unregelmäßigkeiten?»
    «Ja, Unregelmäßigkeiten.»
    «Was für Unregelmäßigkeiten?»
    «Solchen, mit denen wir uns befassen müssen.»
    Griffin nickte. Seit er erwachsen war, hatte er sich unzulänglich gefühlt. Sein ganzes Leben war eine einzige Lüge, er war den Anforderungen einfach nicht gewachsen. Er schaute durch das Bürofenster in die Abflughalle. Seine Studenten liefen hitzig diskutierend vor dem Flugsteig herum und schauten besorgt in seine Richtung. Sie wollten offenbar bis zum letzten Moment warten, ehe sie in die Maschine stiegen. Plötzlich kamen sie ihm unglaublich jung vor. Sie sahen wie Kinder aus. Jedem Einzelnen war bewusst gewesen, dass ihre Ausgrabung heimlich vonstattenging. Aber das hatte sie nicht gekümmert. Sie waren gottesfürchtig, sie waren Amerikaner, sie hatten keine Konsequenzen zu fürchten. Doch jetzt, da ihnen die Immunität genommen worden war, merkten sie plötzlich, wie verwundbar sie waren. Horrorgeschichten von ausländischen Gefängnissen, von Gerichtsprozessen, indenen sie kein Wort verstanden, ihre Zukunft in der Hand von Menschen, die sie als Ungläubige verabscheuten   … Kein Wunder, dass sie Angst hatten.
    Er wandte sich wieder an die Sicherheitsmänner. Was auch immer sie wussten, sie hatten offensichtlich nur ihn im Visier, sonst hätten sie die ganze Gruppe am Abflug gehindert. Er war für seine Studenten verantwortlich, seine Aufgabe bestand darin, ihnen Zeit zu verschaffen, egal, was mit ihm selbst geschah. Und als ihm das klar wurde, kam eine friedliche Ruhe in ihm auf. «Ich weiß nicht, was Sie meinen», sagte er.
    «Doch, das wissen Sie.»
    «Wirklich nicht.»
    Die beiden Beamten wechselten einen Blick. «Dürfen wir bitte Ihren Pass sehen?»
    Er zog ihn zusammen mit seiner Bordkarte aus der Tasche. Sie nahmen sich Zeit für die Überprüfung und blätterten langsam durch die Seiten. Griffin schaute wieder hinaus. Die Halle war leer, der Flugsteig geschlossen. Seine Studenten waren an Bord. Eine warme Welle der Erleichterung, die Kälte der Einsamkeit.
    «Sie kommen häufig nach Ägypten.» Eine Feststellung, keine Frage.
    «Ich bin Archäologe.»
    Die beiden Sicherheitsleute schauten sich an. «Sie kennen die Strafen für Antiquitätenschmuggel aus diesem Land?»
    Griffin runzelte die Stirn. Er hatte eine Menge Schuld auf sich geladen, aber nicht in dieser Hinsicht. «Wovon sprechen Sie?»
    «Kommen Sie», redete ihm der Mann zu. «Wir wissen alles.»
    «Alles?» Und in diesem Moment war ihm klar, dass sie nichts wussten und ihn nur auf gut Glück mitgenommen hatten.
    «Wir können Ihnen helfen», sagte der andere. «Es muss nur alles seinen geregelten Gang gehen. Aber auch darum werden wiruns für Sie kümmern. Nachdem Sie uns eine entsprechende Gebühr gezahlt haben, müssen Sie nichts mehr tun.»
    Die Erleichterung war so groß, dass Griffin nicht anders konnte, als in seinem Stuhl zusammenzusacken. Eine Erpressung, das war alles. Er hatte sich vor Angst fast in die Hosen gemacht, und die beiden wollten ihn nur erpressen. «Und was wäre die entsprechende Gebühr?»
    «Einhundert Dollar», sagte der eine.
    «Einhundert Dollar für jeden», sagte der andere.
    «Und dann kann ich meinen Flug nehmen?»
    «Selbstverständlich.»
    Er missgönnte ihnen das Geld nicht einmal. Es kam ihm so vor, als wären die beiden Boten einer höheren Macht, als wäre dies eine Art Buße. Und das bedeutete, dass er noch immer Zeit hatte, alles zum Guten zu wenden. Dass er seine Studenten nach Hause bringen und sich um Claire kümmern konnte, um dann etwas aus seinem Leben zu machen, etwas, auf das er stolz sein konnte. Er zählte zehn Zwanzig-Dollar-Scheine ab und legte noch einen dazu. «Für Ihre Kollegin am Abfertigungsschalter», sagte er. Dann ging er durch die Tür in die Abflughalle zum Flugsteig. Ihm war eine derart große Last von den Schultern gefallen, dass er beinahe stolzierte.

IV
    Naguib traf Captain Khaled Osman in seinem Quartier an, wo er mit seinen Männern zusammensaß, die eine Shisha mit Honigaroma

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