Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
Vom Netzwerk:
genau?»
    «Ein Deckel für ein Lagergefäß.»
    «Ein Deckel für ein Lagergefäß? Deswegen kommen Sie den ganzen Weg hierher?»
    «Wir sind hergekommen, weil wir Antiquitätendiebstahl für eine ernste Angelegenheit halten», erwiderte Omar.
    «Ja, natürlich», stimmte Griffin etwas kleinlauter zu. «Aber Sie müssen bedenken, dass es hier draußen früher einmal eine bedeutende Keramikindustrie gegeben hat. Hier wurden Gefäße hergestellt, um Korn und Wein durch den gesamten Mittelmeerraum zu transportieren. Guten Wein übrigens. Strabo hat ihn sehr empfohlen. Ebenso Horaz und Vergil. Kaum zu glauben, aber man hat sogar in der Nähe von Marseille Amphoren mit diesem Wein gefunden. Wenn man hier am alten Seeufer entlanggeht, entdeckt man überall große Haufen antiker Tonscherben. Jeder könnte diesen Deckel darin gefunden haben. Er muss nicht von einer Ausgrabung stammen.»
    «Dieser Deckel war unbeschädigt», entgegnete Knox. «Außerdem war er   … ungewöhnlich.»
    «Ungewöhnlich?», wiederholte Griffin und schirmte seine Augen vor der Sonne ab. «Inwiefern?»
    «Was befand sich eigentlich an dieser Stelle?», wollte Omar wissen.
    «Ein alter Bauernhof. Ziemlich unbedeutend, glauben Sie mir.»
    «Wirklich?», fragte Knox skeptisch. «Warum machen Sie dann eine Ausgrabung?»
    «Wie gesagt, dies ist vor allem eine Übungsausgrabung. So können unsere Studenten vor Ort lernen.»
    «Was wurde hier angebaut?»
    «Alles Mögliche. Korn, Trauben, Bohnen, Krapp, Papyrus und so weiter.»
    «Auf Kalksteinfelsen?»
    «Hier befanden sich nur die Wohnhäuser. Die Felder waren in der Umgebung.»
    «Und wer hat hier gelebt?»
    Griffin schien langsam nervös zu werden. «Wie gesagt, hier befand sich früher eine Hofstelle. Es waren Bauern.»
    «Welche Ära?»
    Griffin warf Peterson einen Blick zu, bekam aber keine Hilfe. «Wir haben Artefakte von der neunzehnten Dynastie an gefunden. Vor allem griechisch-römische. Aber mit dem frühen fünften Jahrhundert vor Christus hört es auf. Ein paar Münzen stammen aus dem Jahr 413 oder 414.   Um die Zeit muss es hier ein Feuer gegeben haben. Glück für uns.»
    Knox nickte. Ein großer Brand müsste eine Schicht aus Asche und Kohle über die Überreste gelegt haben, wodurch sie vor den schlimmsten Verwüstungen der Zeit und der Witterung geschützt gewesen wären. «Die Christenaufstände?», meinte er.
    «Warum sollten Christen einen Hof niederbrennen?»
    «Ja, warum?», fragte Knox nachdenklich.
    «Vielleicht könnten Sie uns herumführen?», schlug Omar in der darauffolgenden Stille vor. «Damit wir sehen können, was Sie gefunden haben.»
    «Natürlich, natürlich. Jederzeit. Vereinbaren Sie einfach einen Termin mit Claire.»
    «Claire?»
    «Unsere Projektleiterin. Sie spricht Arabisch.»
    «Das ist gut», sagte Omar. «Denn ich spreche ja kaum ein Wort Englisch.»
    Griffin errötete. «Entschuldigen Sie. So habe ich es nicht gemeint. Ich dachte nur, dass vielleicht einer Ihrer Mitarbeiter einen Termin für Sie vereinbart.»
    «Können wir jetzt mit ihr sprechen?»
    «Sie ist leider nicht hier. Und in der nächsten Zeit ist es ziemlich ungünstig. Wir haben eine Menge zu tun und leider nur sehr wenig Zeit.» Er deutete unbestimmt auf die leere Wüste hinter sich, als könnten sie dort eine Begründung finden.
    «Wir würden Ihre Arbeit nicht behindern», sagte Knox.
    «Ich glaube, das kann ich am besten beurteilen, meinen Sie nicht?»
    «Nein», entgegnete Omar knapp. «Ich glaube, das kann ich am besten beurteilen.»
    «Wir sind der Zentrale in Kairo unterstellt», sagte Peterson, der sich zum ersten Mal zu Wort meldete. «Mir ist nicht ganz klar, inwiefern Sie hier zuständig sind.»
    «Haben Sie einen Vertreter der Antiquitätenbehörde hier?», fragte Omar.
    «Selbstverständlich», meinte Griffin. «Abdel Lateef.»
    «Dürfte ich ihn sprechen?»
    «Äh, er ist heute in Kairo.»
    «Dann morgen?»
    «Ich weiß nicht genau, wann er zurückkommt.»
    Knox und Omar wechselten einen Blick. Eigentlich sollte der Vertreter der Antiquitätenbehörde ständig auf der Ausgrabungsstätte sein. «Ich nehme an, Sie haben ein ägyptisches Team. Dürfte ich Ihren
reis
sprechen?»
    «Jetzt reicht es aber», sagte Peterson. «Weisen Sie sich erst einmal aus.» Er wartete eine Weile darauf, dass Omar einen Ausweis hervorzog, und schüttelte dann in gespielter Enttäuschung den Kopf. «Das können Sie nicht? Dann kommen Sie wieder, wenn Sie es können.»
    «Ich bin der Leiter der

Weitere Kostenlose Bücher