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Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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er.
    «Was wollen Sie?», erwiderte der ältere der beiden Wachmänner.
    «Mit dem leitenden Archäologen sprechen.»
    «Sie meinen Mister Griffin?»
    «Wenn das sein Name ist.»
    «Haben Sie einen Termin?»
    «Das hier ist Mr.   Tawfiq», sagte Knox und deutete auf Omar. «Er ist der Leiter der Antiquitätenbehörde in Alexandria, und er möchte mit dem leitenden Archäologen sprechen. Ich schlage vor, Sie sagen ihm Bescheid, dass wir hier sind.»
    Der Wachmann hielt Knox’ Blick stand, erhob sich jedoch, als Knox nicht wegschaute, drehte ihm den Rücken zu und sprach in sein Walkie-Talkie. «Na schön», meinte er schroff, als er fertig war. «Folgen Sie diesem Weg bis zum Ende und warten Sie vor der Hütte. Mister Griffin wird Sie dort treffen.»
    «Und?», fragte Omar, als sie weiterfuhren. «Weiß man, wo diese Therapeuten gelebt haben?»
    «Nicht genau», räumte Knox ein. «Aber bei Philon kann man ein paar Hinweise finden. Er hat zum Beispiel geschrieben, dass ihre Siedlung auf einer leicht erhöhten Ebene lag, wo man noch den Meereswind spüren konnte. Und dass sie nah genug beieinanderlebten, um sich gegen Angriffe zu verteidigen; aber auch so weit voneinander entfernt, um allein mit ihren Gedanken zu sein. Ach ja, dann hat er noch etwas erwähnt.»
    «Was denn?»
    Sie überquerten eine kleine Anhöhe. Eine Holzhütte mit einem Zeltanbau kam in Sicht, davor standen zwei verbeulte Pick-ups und ein Geländewagen. In der Ferne konnte man Alexandrias großen See blau schimmern sehen. Knox wandte sich lächelnd an Omar. «Dass ihre Siedlung am Südufer des Mariutsees lag», sagte er.

Kapitel 4
    I
    Lily Auster starrte düster aus dem Fenster des Discovery, während Gaille sie langsam durch die engen Gassen des Basars von Assiut fuhr. Schon nach zwei Tagen ihres ersten Auslandsjobs ein Zugunglück. Sie ballte ihre Fäuste, bis sich die Nägel in die Handballen gruben.
Reiß dich zusammen, Mädchen,
sagte sie sich.
Ein kleiner Rückschlag, mehr nicht.
Es gehörte zu ihrem Job, mit Rückschlägen fertig zu werden. Wenn sie mit solchen Dingen nicht zurechtkam, musste sie sich einen anderen Job suchen. Sie zwang sich zu einem Lächeln, das nach einem Moment auch ihre Augen erreichte, und beugte sich dann zwischen die Vordersitze. «Sie sind also Gaille Bonnard, ja?», sagte sie mit all der Heiterkeit, die sie aufbringen konnte.
    «Ja», bestätigte Gaille.
    «Ich habe Fatima vom Zug aus angerufen», sagte Lily. «Sie sagte, dass Sie uns abholen würden. Vielen Dank, dass Sie uns dort rausgeholfen haben. Ich dachte schon, wir sind geliefert.»
    «Schon gut», erwiderte Gaille.
    «Ich bin übrigens Lily, Lily Auster. Unseren Star Charles Stafford haben Sie sicherlich erkannt.»
    «Ja», sagte Gaille. «Schön, Sie beide kennenzulernen.»
    «Diese Wahnsinnigen», knurrte Stafford. «Was war nur los mit diesen Leuten?»
    «Im Moment ist die Lage hier etwas angespannt. Zwei Mädchen sind vergewaltigt und ermordet worden. Und die beiden waren Kopten, also ägyptische Christen.»
    «Ich weiß, was ein Kopte ist, vielen Dank», entgegnete Stafford.
    «Die armen Mädchen», sagte Lily und betrachtete sich im Rückspiegel. Automatisch wanderte ihr Blick auf die Wange. Die Laserbehandlung hatte genau das bewirkt, was die Broschüre versprochen hatte. Ihr dunkles Muttermal hatte sich auf einen rötlich braunen Schimmer reduziert, den die Leute kaum noch wahrnahmen. Doch sie hatte eine unangenehme Wahrheit entdeckt: Wenn man lange genug an einer Entstellung litt, gehörte sie irgendwann zu einem, wurde ein Teil der Persönlichkeit. Sie fühlte sich immer noch hässlich, ganz gleich, was der Spiegel ihr zu sagen versuchte. «Aber warum ist es wichtig, dass sie Kopten waren?»
    «Als das letzte Mal so etwas passiert ist – also ein Mord   –, hat die Polizei einfach eine Razzia in der koptischen Gemeinde durchgeführt. Das hat zu großen Spannungen mit dem Westen geführt. Man hat es als religiöse Diskriminierung ausgelegt, von Moslems gegen Christen. Aber das ist übertrieben, die Polizei arbeitet hierzulande einfach mit solchen Methoden. Sie packen sich die erstbesten Leute und prügeln sie so lange, bis jemand redet. Dieses Mal sind sie allerdings nicht auf die Kopten losgegangen, sondern haben die Morde als Vorwand benutzt, um alle islamistischen Unruhestifter zu verhaften. Und deren Freunde und Familien geben nun Leuten wie uns die Schuld daran. Heute Nachmittag zieht ein großer Protestmarsch durch die

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