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Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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Steine.»
    «Wirklich? Das kommt mir komisch vor.»
    «Es sieht großartig aus», sagte Lily lächelnd. «Vertrauen Sie mir. Ich bin gut darin. Jetzt beginnen Sie einfach von vorn. Nehmen Sie an, ich habe keine Ahnung. Was der Wahrheit leider beschämend nahe kommt. Okay. Wo sind wir hier? Und was genau sind die
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III
    Die Bremslichter des Pick-ups flackerten rot auf und verschwanden dann hinter einer Erhebung. Knox hielt seinen Blick auf den Punkt gerichtet und lief etwas langsamer weiter, um Atem zu schöpfen. Er erreichte den Hügel, bückte sich und spähte über den Rand, aber auf der anderen Seite war nichts zu sehen. Eine Weile ging er durch die Dunkelheit und wollte schon die Hoffnung aufgeben, als er rechts von sich ein Geräusch hörte. Er kletterte auf einen weiteren Hügel und sah den Pick-up in einer Senke auf der anderen Seite stehen. Motor und Scheinwerfer waren ausgeschaltet, und außer einem schwachen gelben Lichtschein, der aus einer Grube neben dem Wagen drang, war kein Lebenszeichen zu sehen.
    Wenn er ein GP S-Gerät gehabt hätte, hätte er einfach die Koordinaten eingegeben und wäre losgegangen, um die Polizei zu holen. Doch ohne GPS war es praktisch unmöglich, die Stelle zu bestimmen. Abgesehen von einer hellroten Erdgasflamme in der Ferne und den dunklen Umrissen zweier Kraftwerksschornsteine war der Horizont völlig konturenlos. Er robbte weiter. Die Grube erwies sich als Einstieg zu einer Treppenflucht; durch eine Luke führte sie in eine Art Atrium, in dem ein Generator brummte. Knox ging zu dem Pick-up, auf dessen Ladefläche nur noch drei Kisten standen. In der ersten befand sich die Tonstatue eines Knaben mit einem Finger an den Lippen. Harpokrates, eine bei Ägyptern, Griechen und Römern beliebte Gottheit. Er fotografierte sie und wollte gerade die zweite Kiste öffnen, als er Schritte hörte. Sofort ließ er sich zu Boden fallen und rollte sich unter den Pick-up. Die drei jungen Männer tauchten auf und kamen herüber. Ihre Stiefel blieben genau vor Knox’ Gesicht stehen und wirbelten Staub auf, der ihm in der Kehle kratzte. Sie nahmen die letzten Kisten und brachten sie nach unten. Auf der Treppe kam ihnen Griffin entgegen, der einen Moment später schwer atmend aus der Luke stieg. Er näherte sich, und als er sich auf die Ladefläche setzte, quietschte die Federung. Knox war unter dem Wagen gefangen. Eine Minute verstrich. Zwei. Dann kehrten die jungen Männer zurück.
    «Holen wir die letzte Ladung», meinte Griffin. Alle vier stiegen ein, und der Wagen setzte sich in Bewegung. Knox schob die Hände unter den Bauch, presste sein Gesicht auf den trockenen Boden und befürchtete, jeden Augenblick entdeckt zu werden. Doch der Wagen verschwand über dem Hügel. Knox rappelte sich auf und ging zum Eingang der Grube. Die Luke war geöffnet, und amBoden brannte noch Licht. Obwohl Omar mittlerweile bestimmt schon wahnsinnig geworden war, war die Gelegenheit einfach zu günstig. Auf Zehenspitzen und mit klopfenden Herzen stieg Knox hinab ins Atrium. Der Raum war leer, nur der Generator brummte in einer Ecke. Er begann plötzlich zu stottern und ließ den Boden erzittern. Für einen Augenblick wurde das Licht schwächer, dann wurde es wieder heller. Knox wartete, bis sich sein Puls beruhigt hatte, und schaute auf die Uhr. Griffin würde bestimmt eine Viertelstunde brauchen. Also hatte er zehn Minuten.
    Gewölbegänge führten nach links und rechts. Knox ging nach links. Der Gang schlängelte sich mal hierhin, mal dorthin und schien dem Weg des geringsten Widerstands durch den Kalkstein zu folgen. An orangefarbenen Elektrokabeln hingen alle paar Meter Lampen, deren Lichter gespenstische Schatten auf den rohbehauenen Fels warfen. Plötzlich mündete der Gang in eine große Katakombe. In den Wänden befanden sich in mehreren Reihen
loculi
mit quadratischen Öffnungen, in der Mitte waren Kisten und Körbe aufgestapelt. Knox fotografierte ein Skelett in einer der Bestattungsnischen, dessen Augenhöhlen blind nach oben starrten. Für die Essener war der Tod etwas Unreines gewesen, eine Bestattung innerhalb einer Wohngegend wie dieser daher undenkbar. Ein schwerer Schlag für seine Therapeuten-Theorie.
    An einem Stativ auf einem Arbeitstisch waren eine Kamera und Ultraviolettlampen angebracht. Darunter standen Schachteln, an die jeweils ein Arbeitsblatt geklebt war: Artefakte, die fotografiert werden sollten. Knox öffnete eine Schachtel. Eine Öllampe aus Ton in Form eines lüstern

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