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Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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eine Zerstörung der Stadt etwa 1300 vor Christus geben. Doch die Ergebnisse der Archäologen sind eindeutig. Jericho war zu dieser Zeit nicht einmal bewohnt. Die Stadt wurde im sechzehnten Jahrhundert vor Christus zerstört und war bis zum zehnten praktisch verlassen.»
    «Ja, aber   …»
    «Die frühen Bibeltexte sind reine Phantasie, Mister Stafford. Sie wurden erst nach dem babylonischen Exil geschrieben, circa fünfhundert vor Christus, mehr als
achthundert
Jahre nach Echnatons Tod.»
    «Basierend auf Berichten, die wesentlich weiter zurückgehen.»
    «Wer sagt das? Besitzen Sie irgendwelche dieser Berichte? Oder nehmen Sie ihre Existenz nur an? Und wenn es sie tatsächlich gibt, wie erklären Sie dann die ganzen Anachronismen? Kamele in Ägypten, tausend Jahre bevor sie wirklich eingeführt wurden. Städte wie Ramses und Sais, die Hunderte Jahre nach Echnaton gegründet wurden. Eine Landschaft aus Königreichen, die im dreizehnten Jahrhundert vor Christus noch gar nicht existierten, deren Karten aber fast haargenau auf das siebte oder sechste Jahrhundert passen.»
    «Was ist mit den Parallelen zwischen den Religionen?», fragte Stafford matt. «Die können Sie nicht bestreiten.»
    Fatima schüttelte abweisend den Kopf. «Das Ägypten der achtzehnten Dynastie war die größte Macht der Region. Die Armeen hatten Kanaan seit Jahrhunderten besetzt. Selbst nach der Besatzung blieb das Reich Kanaan Haupthandelspartner. Ägyptische Praktiken und Rituale wurden bewundert und übernommen wie die der Franzosen und Engländer in den Kolonien. Und haben Sie, was den Monotheismus angeht, schon einmal die Möglichkeit in Erwägung gezogen, dass es einfach Zufall sein könnte?Monotheismus ist keine komplexe Angelegenheit. Es geht einzig darum, welcher Gott größer ist als der andere. Lange bevor Echnaton Aton zum alleinigen Gott erklärte, hatten die Ägypter das Gleiche mit Amun getan.»
    «Ja, aber   …»
    «Und lassen Sie uns die Götter vergleichen. Aton unterhält eine exklusive Verbindung mit Echnaton. Der Gott von Moses schließt einen Bund mit jedem einzelnen Juden. Aton ist schöpferisch und friedlich, der Gott eines Schöngeistes. Der Gott von Moses ist rachdurstig, eifersüchtig und gewalttätig. Oder nehmen Sie die Schöpfungsmythen. Was Sie im Grunde nicht können. Bei Aton gibt es keinen Schöpfungsmythos; aber in der Genesis existieren gleich zwei. Der Gott von Moses wohnt im abgeschlossenen Allerheiligsten, Aton wurde im offenen Gelände angebetet. Lesen Sie, wie Moses die Zehn Gebote erhielt: Es ist eindeutig, dass er Gott auf einem Vulkan begegnet ist. Es gibt aber keine Vulkane in Ägypten oder im Sinai.» Sie schüttelte wütend den Kopf. «Ich sage Ihnen etwas: Sie behaupten, mein Kopf würde im Sand stecken, weil ich keine Verbindung zwischen Echnaton und Moses sehe. Aber Sie irren sich. Ich sage nur, dass es keinen Beweis für eine solche Verbindung gibt. Ich bin Archäologin, Mister Stafford. Liefern Sie mir Beweise, und ich werde mich Ihren Ansichten gerne anschließen. Doch bis dahin   …» Sie machte eine abwehrende Handbewegung.
    Staffords Kiefer zuckte. «Dann müssen wir wohl damit leben, dass wir uns nur in der Uneinigkeit einig sind», sagte er.
    «Ja», pflichtete Fatima ihm bei. «Das müssen wir wohl.»

II
    Peterson kniete neben Omar Tawfiq an der Böschung. Überall lagen Glassplitter herum, die im Mondlicht blassblau schimmerten. Omars Kopf war scheußlich und unnatürlich verrenkt, sein zerschnittenes Gesicht war mit frischem und geronnenem Blut bedeckt. Peterson hielt ihn so sicher für tot, dass er zurückschreckte, als er plötzlich den Mund öffnete und nach Atem rang.
    Der Jeep lag auf der Seite, quietschend und stöhnend und zischend, als hätte er große Schmerzen. Peterson hockte sich daneben, um durch den leeren Rahmen der Windschutzscheibe zu schauen. Knox hing im Gurt auf dem Fahrersitz und lehnte gegen die Tür, sein verschwitztes Haar glänzte, in seinem Mundwinkel bildeten sich Blutblasen, während er atmete. Er öffnete die Augen und sah Peterson mit einem leichten Flackern an, als würde er ihn erkennen. Dann wurde sein Blick undeutlich und seine Augen schlossen sich wieder.
    Peterson legte eine Hand auf die eingedellte Motorhaube, griff durch den leeren Fensterrahmen und begann nach dem Handy zu suchen. Er tastete Knox’ rechte Hosentasche ab, fand aber nur ein Portemonnaie, das er stecken ließ. Er beugte sich vor, um die linke Hosentasche zu erreichen, und

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