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Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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fühlte darin einen harten Gegenstand. Da er ihn nicht richtig zu fassen bekam, versuchte er, den Sicherheitsgurt zu lösen und Knox zu sich ziehen, um so an sein Handy zu gelangen. Doch der Verschluss klemmte und ließ sich nicht öffnen. Frustriert wich er zurück, hockte sich hin und überlegte.
    Er wusste, dass eine schwere Gehirnerschütterung das Kurzzeitgedächtnis beeinträchtigen konnte. Als junger Mann, bevor er zu Gott gefunden hatte, war er vom Dach eines Hauses gefallen,in das er eingebrochen war, und erst wieder auf der asphaltierten Auffahrt zu sich gekommen, während sein Kumpan sich totgelacht hatte. Bis zu diesem Tag hatte er keine Erinnerung mehr, was in den zwölf Stunden vor seinem Fall geschehen war. Deshalb war es gut möglich und sogar wahrscheinlich, dass Knox sich nicht an den Unfall oder die Ereignisse, die dazu geführt hatten, erinnern würde. Aber wenn er sich doch erinnerte? Was, wenn er überlebte und sich an alles erinnern würde? Die Frage war also, ob es einen einfachen Weg gab, um sich sowohl um das Handy zu kümmern als auch mit Knox fertig zu werden.
    Derartige Fragen überstiegen die Weisheit eines Normalsterblichen, aber sie waren dadurch nicht unbeantwortbar. Peterson kniete am Rand des Grabens nieder und neigte seinen Kopf zum Gebet. Der Herr sprach immer zu jenen, die zuhörten. Er musste nicht einmal lang warten. Vor seinem geistigen Auge leuchteten wie Freudenfeuer die Ziffern 20 und 13 auf. Sie konnten sich nur auf Levitikus 20, 13 beziehen.
     
    Schläft einer mit einem Mann, wie man mit einer Frau schläft, dann haben beide eine Gräueltat begangen; beide werden mit dem Tod bestraft; ihr Blut soll auf sie kommen.
     
    So sollte es sein. Wenn der Herr mit solcher Deutlichkeit sprach, konnte der Mensch nur noch gehorchen. Peterson stand auf und ging herum zur Unterseite des Jeeps. Auf dem ausgetrockneten Schlammufer hatte sich eine kleine Lache Diesel gesammelt, der aus einem Haarriss im Tank tropfte. Am Armaturenbrett seines eigenen Geländewagens befand sich ein Zigarettenanzünder. Er drückte ihn hinein und ging los, um einen Stein zu suchen. Er fand ein brauchbares Stück Feuerstein, kehrte zum Jeep zurück und hämmerte mit dem Stein gegen den Tank, bis aus dem dahintröpfelndenDieselöl ein Strom wurde und aus der Lache eine Pfütze. Er kletterte die Böschung wieder hinauf zu seinem Wagen, riss ein Fetzen Papier von den Dokumenten der Autovermietung ab, steckte es mit der hellroten Glut des Zigarettenanzünders an, trug es vorsichtig den Hang hinab und ließ es in die Dieselpfütze fallen, während er schnell zurücksprang, damit seine Augenbrauen nicht versengt wurden.
    Wie ein großer hellroter Ballon stieg eine Stichflamme in den Nachthimmel. Doch nach dem ersten heftigen Aufflackern erstarb sie von allein. Zurück blieben nur kleine Flammen, die am Fahrgestell des Jeeps züngelten. Obwohl der Stoff der aufgerissenen Sitze schmorte, entwich der größte Teil des dicken, schwarzen Rauchs durch die zerborstenen Fenster. Peterson fluchte. Selbst wenn Knox ersticken sollte, musste er an sein Handy kommen. Er kletterte wieder auf die eingedellte Motorhaube, steckte seinen Kopf hinein und trotzte der enormen Hitze. Der Sicherheitsgurt klemmte noch immer. Wütend zog und riss er an dem Verschluss, bis dieser sich endlich löste. Für einen Augenblick ließ ihn die Hitze zurückweichen, doch dann hangelte er sich erneut ins Innere, packte Knox am Kragen, zerrte ihn nach vorn, während er mit der anderen Hand nach seiner Hosentasche griff und   …
    «Hey!»
    Peterson ließ Knox erschrocken los und machte einen Satz zurück. Zwei Männer in leuchtend gelben Westen standen am Rand des Grabens und hatten ihre Taschenlampen auf ihn gerichtet. Der größere der beiden kletterte hinab. Auf einem Dienstabzeichen der Autobahnmeisterei auf seiner Brust stand der Name Shareef. Er sagte etwas auf Arabisch.
    Verständnislos schüttelte Peterson den Kopf. «Ich bin Amerikaner», sagte er.
    Shareef wechselte ins Englische. «Was ist passiert?»
    «Ich habe sie so gefunden», sagte Peterson. Er deutete auf Knox. «Der hier lebt noch. Ich habe versucht, ihn aus dem Wagen zu kriegen, bevor er ihm Rauch erstickt.»
    Shareef nickte. «Ich helfe Ihnen, okay?»
    «Danke.» Gemeinsam zogen sie Knox durch die Windschutzscheibe, trugen ihn zur Böschung und legten ihn behutsam ab. Der zweite Mann von der Autobahnmeisterei telefonierte aufgeregt über sein Handy. «Was ist los?», fragte

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