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Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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dass wir es nicht wissen, auf jeden Fall nicht mit Sicherheit. Aber wir erhalten Aufschlüsse durch andere Sprachen, vor allem durch das Koptische.»
    «Das Koptische?», meinte Lily skeptisch. «Ich dachte, koptisch wäre eine Kirche.»
    «Das ist es auch», räumte Gaille ein. «Es geht zurück auf die Eroberung Ägyptens durch Alexander den Großen. Er führte Griechisch als Amtssprache ein, doch da das Volk natürlich weiterhin Ägyptisch sprach, machten es sich die Schreiber zur Angewohnheit, das Ägyptische phonetisch mit dem griechischen Alphabet niederzuschreiben, und das hatte Vokale. Daraus entstand Koptisch, was wiederum die Sprache der frühen Christen in dieser Region wurde, die den Namen übernommen haben. Wenn wir also ein ägyptisches Wort finden, das in Koptisch geschrieben wurde, haben wir eine ziemlich gute Vorstellung davon, wie es ursprünglich ausgesprochen wurde. Das funktioniert natürlich nicht immer, besonders nicht für die Amarna-Zeit, die über tausend Jahre vor Alexander zu Ende war. Hier gehen wir eher von der akkadischen Keilschrift aus, aber Akkadisch ist ein großes Durcheinander. Deswegen gab es für Echnatons Namen über die Jahre so viele verschiedene Schreibweisen. Im Viktorianischen Zeitalter kannte man ihn als Khu-en-aten oder Ken-hu-aten, aber in letzter Zeit haben wir   …» Sie verstummte und legte eine Hand auf den Bauch. Ihr Herz begann schneller zu schlagen.
    «Was ist?», fragte Lily besorgt.
    «Nichts. Mir ist nur ein bisschen schwindelig geworden.»
    «Diese furchtbare Sonne.»
    «Ja.» Sie sammelte sich und lächelte gequält. «Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich zurück zum Wagen gehe und mich einen Moment hinsetze?»
    «Natürlich nicht. Möchten Sie, dass ich mitkomme?»
    «Danke, aber das ist nicht nötig.» Mit wackeligen Beinen stieg sie den Pfad hinunter zum Discovery. Die Polizisten dösten in ihrem Wagen. Sie nahm Staffords Buch vom Armaturenbrett und setzte sich seitlich auf den Fahrersitz. Von der Sonne fühlte sich der dunkle, synthetische Stoff klebrig an. Sie blätterte durch die Seiten, bis sie fand, was sie gesucht hatte.
    Ja. Genau daran hatte sie sich erinnert.
    Aber es konnte nicht sein. Es konnte einfach nicht sein. Oder doch?

IV
    Als der Tropfständer auf den Boden gekracht war, hatte Peterson gewusst, dass seine Chance vorbei war und er nur noch hoffen konnte, unbemerkt davonzukommen. Er hatte sich hinter der Tür versteckt, während der Polizist nach dem Rechten gesehen hatte, und als dieser nach einem Arzt gesucht hatte, war er aus dem Zimmer und durch die Pendeltüren am Ende des Flures geschlichen, zwei Etagen hinuntergelaufen und durch den Notausgang entkommen. Dann hatte er in seinem Toyota gesessen und ein paar Augenblicke gebraucht, um sich zu sammeln und nachzudenken.
    Peterson war stolz auf seine Charakterstärke. Auf seine Fähigkeit, die Nerven zu behalten. Doch jetzt konnte er nicht leugnen, einen ungeheuren Druck zu spüren. Knox würde mit Sicherheit über den Eindringling in seinem Zimmer reden. Selbst wenn er sich nicht an die gestrigen Ereignisse erinnerte, würde er ohne Probleme seinen Angreifer beschreiben können, und Farooq würde sofort die richtigen Schlüsse ziehen. Allein durch Leugnenwürde Peterson sich nicht retten können. Er brauchte ein Alibi. Er musste so schnell wie möglich zurück zur Ausgrabungsstätte.
    In diesem Moment ging im ersten Stock ein Fenster auf. Als er hochschaute, sah er, wie Knox sich hinaushangelte, auf den Sandhaufen fallen ließ, sich dann aufrappelte und auf die Straße taumelte.
    Ein Schauer lief Peterson über den Rücken. Er hatte das überwältigende Gefühl, privilegiert zu sein. Es war Gottes Wille gewesen, dass er Zeuge dieser Szene wurde. Daraus folgte, dass der Herr für Peterson noch etwas zu tun hatte. Tief in seinem Herzen wusste er auch, was es war, und so akzeptierte er seine Mission ohne Zögern.
    Er schaltete den Motor ein, fuhr hinter Knox auf die Straße und sah, wie dieser in ein Taxi stieg. Er folgte dem Taxi in östlicher Richtung durch Alexandria, bis es vor einem hohen grauen Wohnblock anhielt. Knox kletterte wackelig aus dem Wagen und verschwand dann im Haus. Peterson suchte einen Parkplatz und ging zu dem Gebäude, um die Namen auf den Klingelschildern zu überprüfen. In der sechsten Etage wohnte ein Augustin Pascal. Ein Mann dieses Namens war Alexandrias berühmtester Unterwasserarchäologe. Bestimmt war Knox zu ihm gegangen. Die Tür des Aufzugs

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