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Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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es.»

Kapitel 26
    I
    Gailles Oberschenkel brannten, als sie durch das Wadi gingen und zum Königsgrab anstiegen. Sie sprachen kein Wort, jedem war bewusst, dass sie erhebliche Schwierigkeiten bekommen würden, wenn man sie dort sah. Doch der Eingang zum Grabmal war geschlossen und die Straße verwaist. Gaille grinste Lily erleichtert an.
    «Wir kommen gerade noch rechtzeitig», sagte Stafford und deutete auf die Sonne, die sich auf den westlichen Horizont senkte.
    «Dann sollten Sie besser gleich anfangen», mahnte Gaille.
    «Wenn Sie mir aus dem Blickfeld gehen.»
    Sie entgegnete lieber nichts, drehte sich um und ging davon. Doch es war gar nicht so einfach, den beiden aus dem Weg zu gehen. Links von ihr war eine tiefe Spalte im Berg, als hätte ihn einer der ägyptischen Götter mit einer Axt attackiert. Und zu ihrer Rechten fiel die Felswand jäh zum Grund des Wadis ab. Da sie dort wenigstens nicht mehr in Staffords Blickfeld war, trat sie so nah, wie sie sich traute, an den Abhang und bemerkte zu ihrer Überraschung wenige Meter tiefer eine Art Felsvorsprung. Im Staub darauf war deutlich der Abdruck eines Stiefels zu sehen.
    Sie ging ein Stück an der Kante entlang und fand einen Weg hinab. Lily und Stafford bauten die Kamera auf und würden noch ein paar Minuten brauchen. Gailles Zehen kribbelten, als sie hinabstieg, doch ihre Neugier war größer als ihre Höhenangst.

II
    Es dauerte jedes Mal eine Ewigkeit, bis Kostas an die Tür kam. Die Schuld dafür gab er entweder seinem nachlassenden Gehör oder seinen müden Beinen. Andere warten zu lassen, betrachtete er als ein Privileg des Alters. Doch schließlich öffnete er, strich sein schneeweißes Haar glatt, zog eine Lesebrille aus der Jackentasche und schielte dann über den Rand seinen Besucher an. «Mein lieber Knox!», rief er aus. «Welch reizende Überraschung.» Er zwinkerte und trat einen Schritt zurück. «Mein Gott! Waren Sie im Krieg?»
    «Sieht schlimm aus, nicht wahr?», sagte Knox und verzog das Gesicht. «Ob ich wohl mal Ihr Badezimmer benutzen dürfte?»
    «Natürlich, natürlich. Kommen Sie herein.» Kostas manövrierte sich mit seinem wie ein Blindenstock geführten Spazierstock zwischen den verstaubten hohen Stapeln wissenschaftlicher Wälzer und Kisten mit exotischen Artefakten hindurch, die wie ein Hindernisparcours im Flur standen. Die gesamte Wohnung wirkte wie ein Antiquitätenladen. An den Wänden hingen Sternenkarten, unheimliche okkultistische Poster, seine eigenen Aquarelle von Kräutern und anderen medizinischen Pflanzen, gerahmte Titelbilder von mysteriösen Werken und vergilbte Zeitungsausschnitte mit Artikeln von ihm selbst.
    Im Bad betrachtete sich Knox im Spiegel über dem Waschbecken. Er gab tatsächlich ein schreckliches Bild ab: Auf der Kopfhaut und der Stirn getrocknetes Blut, das Gesicht ausgemergelt, das Haar staubig, als wäre er vorzeitig gealtert. Er nahm die Seife und wusch sich so gut, wie er konnte. Eine griechische Textzeile auf dem oberen Spiegelrand entlockte ihm ein Lächeln: NIΨO-NANOMHMATAMHMONAOΨIN. Es handelte sich um einsder ersten bekannten Palindrome:
Wasche deine Frevel, nicht nur dein Gesicht.
Er trocknete sich mit einem Handtuch ab und ging dann zurück.
    «Und?», fragte Kostas ungeduldig. «Was führt Sie in einem solchen Zustand zu mir?»
    Knox zögerte. Es war nicht leicht zu erklären. «Ich nehme an, Sie haben keinen Internetzugang, oder?», entgegnete er.
    «Leider doch», sagte Kostas und führte Knox in seine Bibliothek, wo gedämpftes Licht auf den blanken Ledereinbänden unzähliger alter Bücher schimmerte. Er klappte sein Schreibpult auf und zog einen flachen Laptop hervor. «Ohne das geht heutzutage doch gar nichts mehr.»
    Knox loggte sich ein und öffnete sein E-Mail -Postfach. Doch zur seiner Bestürzung war Gailles E-Mail verschwunden. Dieser verfluchte Mann mit dem Motorradhelm musste sie gelöscht haben. Er schloss den Browser. «Anscheinend muss ich Ihnen alles erzählen», sagte er. «Aber haben Sie Geduld mit mir, wenn es ein bisschen wirr ist. Ich habe einen Schlag auf den Kopf abbekommen.»
    «Das habe ich bemerkt.»
    «Es sieht so aus, als wäre ich gestern Abend in der Nähe von Borg auf eine antike Anlage gestoßen. Sie ist von biblischen Archäologen ausgegraben worden und hat offenbar etwas mit den Therapeuten zu tun. Ich habe ein paar Fotos dort gemacht. Unter anderem von einer Harpokrates-Statuette, von sechs abgetrennten, mumifizierten Ohren und von einem Mosaik, das

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