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Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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Erleuchteten. Ein sehr
einsteinischer
Gott, wenn man so will. Und an diesem Punkt kommt Christus ins Spiel, denn die Gnostiker hielten ihn, genauso wie Platon und Aristoteles und andere, für einen begabten, aber im Grunde gewöhnlichen Mann, der seine göttlichen Talente ausreichend gepflegt hat, um hin und wieder die Wahrheit durchscheinen zu lassen. Aber ich schweife vom eigentlichenThema ab, den Ähnlichkeiten zwischen Harpokrates und Christus.»
    «Und die wären?»
    «Ach, mein lieber Daniel! Wo soll ich anfangen? Vielleicht beim Tempel von Luxor. Bei den Reliefs, die die Geburt darstellen. Ein neugeborener Pharao als Harpokrates. Was natürlich nicht überraschend ist. Pharaonen waren die irdische Inkarnation von Horus, junge Pharaonen waren also erklärtermaßen Horus, das Kind, oder Harpokrates. Doch die Einzelheiten dieser speziellen Darstellung sind merkwürdig. Eine sterbliche Frau wird von einem Heiligen Geist geschwängert, bleibt aber Jungfrau. Eine Verkündigung durch Thot, der ägyptischen Entsprechung des Erzengels Gabriel. Ein Stern, der drei Weise aus dem Osten mit Geschenken den Weg weist.»
    «Sie nehmen mich auf den Arm.»
    «Ich wusste, dass Ihnen das gefällt», meinte Kostas lächelnd. «Aber die Weisen tauchen immer wieder in göttlichen Geburtsgeschichten auf, besonders unter Sonnenverehrern. Dabei handelt es sich natürlich wie bei vielen anderen religiösen Vorstellungen um eine astronomische Allegorie. Die drei Gürtelsterne Orions zeigen auf Sirius, den Schlüssel des ägyptischen Sonnenkalenders und der Vorhersage der jährlichen Überschwemmungen. Auch Gold, Weihrauch und Myrrhe findet man in vielen Legenden. Es waren die ersten Besitztümer der Menschheit, von Gott gegeben, um Adam und Eva nach ihrer Vertreibung aus dem Paradies zu trösten. Siebzig Ruten Gold, wenn ich mich recht erinnere.»
    «Ruten?», wiederholte Knox skeptisch. Eine Rute war eine Längeneinheit, keine Gewichtseinheit.
    «So steht es im Buch von Adam und Eva», sagte Kostas nickend. «Oder war es das Buch der Schatzhöhle?» Er seufzte wehmütig. «Ach, mein Gedächtnis.»
    «Ich glaube nicht, dass es Die Schatzhöhle war», sagte Knox, der zahllose herrliche Sommertage verschwendet hatte, um Syrisch zu lernen, indem er ebendiesen Text über eine Höhle studiert hatte, in der angeblich Adam, Abraham, Noah, Moses und die meisten anderen führenden jüdischen Patriarchen bestattet worden sein sollen. «Und sonst?»
    «Es gibt ein paar verblüffende Parallelen zwischen Horus’ Mutter Isis und Jesus’ Mutter Maria. Aber die kennen Sie wahrscheinlich. Außerdem soll Harpokrates auf einem Berg geboren worden sein, der mit den gleichen Hieroglyphen dargestellt wurde wie eine Krippe. Die alten Ägypter pflegten seine Geburt zu feiern, indem sie mit einer Krippe durch die Straßen zogen. Das war leichter, als einen Berg herumzutragen.»
    «Ach.»
    Kostas nickte. «Das Evangelium nach Matthäus behauptet, dass die Heilige Familie nach Ägypten floh, als Jesus ein Kind war, weil Herodes es töten wollte. Laut Edward dem Märtyrer kamen sie südlich bis Hermopolis, der Stadt des Thot. Damit schließt sich der Kreis, denn Hermopolis lag am Nil direkt auf der gegenüberliegenden Seite von jener Stadt, die von dem Pharao gegründet wurde, den ich erwähnt habe, dem Pharao auf den Reliefs in Luxor.»
    «Sie meinen Amarna?», fragte Knox. «Der Pharao war Echnaton?»
    «So ist es», sagte Kostas und lachte leise auf. «Stellen Sie sich das nur vor! Die Texte von der Geburt Christi im Neuen Testament sind Berichten von der Geburt eines ketzerischen ägyptischen Pharaos entlehnt. Das möchte die Kirche aus mancherlei Gründen natürlich nicht an die Öffentlichkeit dringen lassen.» Er hob seine Tasse. «Würden Sie mir wohl noch etwas Tee einschenken?»

II
    «Kommen Sie zurück!», brüllte Khaled, während er hinter Gaille hereilte und fast ins Stolpern geriet. «Kommen Sie zurück!», rief er wieder. Doch Gaille tat nichts dergleichen. Über ihm bewegte sich etwas, Staub und Steinchen rieselten herab. Khaled schaute hoch und sah Lily, die ihre Kamera schulterte. Ihm wurde schlecht. Er musste sie aufhalten, bevor sie sich mit jemanden in Verbindung setzen konnten. Dann machte er einen unachtsamen Schritt und rutschte auf dem Kalkstein aus, hielt sich verzweifelt mit einer Hand fest, während er mit der anderen seine Walther in das Holster stecken wollte. Faisal eilte ihm zu Hilfe und zog ihn in Sicherheit, doch wertvolle Zeit

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