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Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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sie ihn zuerst gar nicht bemerkt hatten, obwohl er sich über die gesamte Breite des Gangs erstreckte. Und er war tief. Nachdem sie alles andere abgesucht hatten, hatten sieihre Aufmerksamkeit auf den Schacht gerichtet. Eimer für Eimer hatten sie den Schutt abgetragen und immer tiefer gegraben, bis man nur noch mit einer Strickleiter auf den Grund klettern konnte. Die Eimer hatten sie dann an Seile gebunden, sodass einer von ihnen unten bleiben konnte, um sie zu füllen, während die anderen sie hochzogen, um den Inhalt durchzusieben und schließlich zu entsorgen.
    Er stieg die Strickleiter hinab, um ein letztes Mal nachzuschauen. Aber seine Taschenlampe beleuchtete nur ihren eigenen Müll: leere Wasserflaschen, Lebensmittelverpackungen, ein Kerzenstumpf, ein Streichholzheftchen. Die Disziplin hatte als Erstes dran glauben müssen. Sie waren schon sechs Meter tief gekommen und hatten den Boden noch immer nicht erreicht.
Sechs Meter!
Er schüttelte den Kopf über die alten Ägypter. So viel Aufwand ohne jeden Sinn.
    Wozu sollte ein über sechs Meter tiefer Schacht schließlich gut sein?

Kapitel 25
    I
    Knox war auf dem römischen Friedhof in einen erholsamen Schlaf gefallen. Laute Schritte auf dem Pflaster vor dem Grabmal weckten ihn auf. Für einen Moment befürchtete er, entdeckt zu werden, doch die Schritte verhallten, ohne langsamer zu werden. Er wartete, bis sie nicht mehr zu hören waren, und stemmte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht hoch. Sein ganzer Körper war steif. Er humpelte vom Friedhof, kaufte in einem Laden eine Telefonkarte, fand dann eine abgeschiedene Telefonzelle, von der aus er Augustin anrief.
    «Cedric, mon cher ami!»,
rief Augustin, als er Knox’ Stimme erkannte.
    Knox verstand sofort und wechselte mühelos ins Französische. «Du bist nicht allein, oder?»
    «Neben mir sitzt ein Gesetzeshüter. Er spricht ein bisschen Englisch, aber mit Französisch müssten wir auf der sicheren Seite sein. Warte mal einen Moment.» Knox hörte gedämpfte Stimmen, anscheinend hatte Augustin eine Hand auf die Sprechmuschel gelegt. Dann meldete er sich wieder. «Alles okay», sagte er. «Ich habe seine Mutter gerade eine fette Sau genannt. Keine Regung.»
    Knox lachte. «Was machst du bei der Polizei?»
    «Wir sind auf dem Weg nach Borg.» Er fasste kurz zusammen, was er über die Texanische Gesellschaft für biblische Archäologie erfahren hatte, über ihre Verbindung mit der UMC und ihre Ausgrabungen auf Kefalonia. Dann erzählte Knox Augustin von seinem mysteriösen Angreifer, der mit dem Laptop verschwunden war.
    «Scheiße!», schimpfte Augustin. «Ich habe mir das Teil gerade erst gekauft. Aber du bist in Ordnung, ja?»
    «Mir geht’s gut. Aber ich muss mich irgendwo verstecken. Ich dachte an Kostas. Vielleicht erfahre ich von ihm noch etwas. Aber ich kann mich nicht an seine Adresse erinnern.»
    «Sharia Muharram Bey Nr.   35.   Dritte Etage. Und sag ihm, dass ich mein Lukrez-Buch zurückhaben will. Der Scheißkerl hat es schon seit Monaten.»
    «Mache ich», sagte Knox.

II
    Dies war die beste Zeit, um in die Wüste zu fahren. Am späten Nachmittag hob die Sonne die zuvor flach und trist wirkenden Felsen kontrastreich hervor und färbte den westlichen Himmel mit der gesamten Farbpalette. Gaille fuhr am südlichen Ende der Felsen von Amarna vorbei und bog dann nach Norden zum östlichen Rand des königlichen Wadis. Sie zeigte über die Sanddünen. «Die Wüstenstraße liegt ungefähr fünf Kilometer in dieser Richtung.»
    «Und sie führt direkt nach Assiut, richtig?», fragte Lily.
    «Ja.» Nach Einbruch der Dunkelheit verkehrten die Fähren nicht mehr, sie mussten also auf dieser Seite des Nils nach Süden fahren. Sie bog in den Wadi ein. Hier gab es keine befestigte Straße, nur felsigen Boden. Gaille fuhr vorsichtig weiter, während Stafford neben ihr saß, die Arme mürrisch verschränkt, alle paar Sekunden seufzend, bis sie eine unpassierbare Geröllhalde erreichten.
    «Ich dachte, Sie kennen den Weg», sagte er.
    «Sie können von hier zu Fuß gehen. Es geht immer geradeaus. Nur ein paar Kilometer.»
    «Ein paar Kilometer!»
    «Dann gehen wir besser sofort los, oder?», sagte Lily. «Es sei denn, Sie wollen die Aufnahme nicht mehr.» Stafford warf ihr einen finsteren Blick zu, stieg aber aus und marschierte los. «Wunderbar», murmelte Lily. «Bemüh dich bloß nicht mit dem Equipment.»
    «Was für ein Arschloch», sagte Gaille. «Wie halten Sie das nur aus?»
    «Es sind ja nur noch ein

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