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Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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verabscheuten die Sklaverei.Beide glaubten auf gewisse Weise an ein Leben nach dem Tod oder an die Reinkarnation. Beide gestanden Frauen ein ungewöhnliches Maß an Respekt und Macht zu. Marcellina, eine von Karpokrates berühmtesten Anhängerinnen, wurde sogar zu einer angesehenen Persönlichkeit in Rom. Beide Lehren hatten hellenistische Elemente und viel mit den Pythagoreern gemeinsam. In beiden kann man Spuren der Sonnenanbetung erkennen. Beide studierten Engel und Dämonen. Beide glaubten an Zauberei und praktizierten sie. Beide schätzten Zahlen und Symbole. Außerdem sind beide Gruppierungen brutal verfolgt worden. Vielleicht haben sie deshalb auch außerhalb Alexandrias gelebt. Da fällt mir gerade ein, dass die Karpokratianer gegen hundertzwanzig vor Christus auftauchten, ungefähr zur gleichen Zeit, als sich die Spuren der Therapeuten verlieren.»
    «Glauben Sie, dass die Therapeuten zu Karpokratianern geworden sind?»
    «Ich halte das nicht für unwahrscheinlich. Aber eigentlich wollte ich nur sagen, es ist gut möglich, dass sie sich irgendwie überschnitten haben. Denken Sie daran, dass diese gesamte Region damals ein philosophischer und religiöser Schmelztiegel war, in dem alles zusammenkam. Die Religionen hatten sich noch nicht so herauskristallisiert, wie wir sie heute kennen. Orte, die von den einen geweiht worden waren, waren auch anderen heilig. Viele frühe Kirchen wurden auf den Fundamenten alter heidnischer Tempel gebaut. Selbst der Vatikan. Vielleicht haben sie also eine Weile zusammengelebt. Oder vielleicht haben die Karpokratianer diese Anlage, die Sie gefunden haben, übernommen, nachdem die Therapeuten fortgezogen sind.»
    Knox nickte. Diese Theorie erschien ihm ziemlich plausibel, obwohl Plausibilität etwas völlig anderes war als die Wahrheit. «Was wissen wir noch von den Karpokratianern?»
    «Wie gesagt, gegründet in Alexandria. Aber es gab sie auch an anderen Orten, zum Beispiel in Rom, wie ich schon erwähnt habe. Und ich glaube, sie hatten auch einen Tempel in   …» Er stemmte sich hoch, ging zu seinem Bücherregal, zog einen Band heraus, blätterte ihn durch, stellte ihn dann zurück und schüttelte den Kopf.
    «Kommen Sie, Kostas. Erzählen Sie es mir.»
    «Geduld, junger Mann, Geduld.» Er zog eine schwere Kirchenenzyklopädie aus dem Regal, schleppte sie zum Ecktisch, befeuchtete Daumen und Zeigefinger und blätterte durch die dünnen Seiten. «Ja», sagte er, als er die Stelle gefunden hatte. «Sie hatten auch einen Tempel auf einer griechischen Insel.»
    Knox musste an sein letztes Telefonat mit Augustin denken. «Doch nicht Kefalonia, oder?»
    Kostas lächelte verwirrt. «Woher wissen Sie das denn?»
    «Was steht da noch?»
    Er befeuchtete seine Fingerspitze und schlug die Seite um. «Ha! Wie wär’s damit!»
    «Womit?»
    «O ja, das wird Ihnen gefallen.»
    «Ich bitte Sie, Kostas, erzählen Sie es mir einfach, ja?»
    «Sie wissen, dass sich christliche Gruppen gegenseitig durch geheime Zeichen und Markierungen wie dem Fisch und dem Kreuz erkannt haben, ja? Also, die Karpokratianer hatten ein eigenes Zeichen.»
    «Welches?»
    «Das steht hier nicht», erwiderte Kostas. «Hier steht nur, an welcher Stelle ihres Körpers es tätowiert war.»
    «Und?»
    Kostas Augen funkelten. «Auf der Rückseite des rechten Ohrläppchens», sagte er.

Kapitel 28
    I
    Das Handy hörte nicht auf zu klingeln. «Schalten Sie das aus», sagte Khaled. Dann lauter, mit einem Anflug von Panik in der Stimme: «Schalten Sie es aus!» Stafford griff langsam in seine Tasche, zog sein Handy hervor und schaltete es aus. Aber es war zu spät. Der Schaden war bereits angerichtet. Oder, genauer gesagt, das Klingeln hatte Khaled auf ein ernsthaftes Problem aufmerksam gemacht. Handys senden und empfangen Signale, selbst wenn sie nicht benutzt werden. Sie müssen nur angeschaltet sein, was Staffords eindeutig war.
    Wenn er jetzt verschwand, würde die Polizei ihre Schritte mit Leichtigkeit verfolgen können. Sie würden geradewegs hierherkommen. Er und seine Männer wären automatisch die Hauptverdächtigen. Dann würde die Zeit der Rohrstöcke, der Schläuche, des Waterboardings beginnen. Und einer von ihnen würde mit Sicherheit zusammenbrechen. Wahrscheinlich Faisal. Er hatte fast etwas Weibisches an sich.
    Vom Lärm der Schüsse alarmiert, war Abdullah von seinem Wachposten zu ihnen herübergelaufen. «Was ist los?», keuchte er.
    «Wonach sieht’s denn aus?», entgegnete Khaled finster und starrte die

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