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Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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war verlorengegangen, in der sich Gaille einen Vorsprung verschaffen konnte.
    Als er oben auf dem Plateau war, sah er sie Hals über Kopf hinter ihren Begleitern herlaufen, Stafford an der Spitze, Lily dahinter mit der Kamera auf der Schulter. Khaled sprintete los und holte ein bisschen auf, aber es reichte nicht. Sie liefen den Hang hinab ins Wadi und kletterten nach Osten über das Geröll Richtung Wüste. Khaled konnte die Geschwindigkeit nicht halten, wurde langsamer und blieb stehen. «Warten Sie!», keuchte er mit den Händen auf den Knien. Seine Beinmuskulatur zuckte. Die Flüchtenden wurden langsamer und drehten sich um, wenn auch nur, um Atem zu schöpfen. «Lassen Sie uns reden», rief er und hob lächelnd seine Hände. Er wollte ihnen zeigen, dass er sie nicht bedrohte. «Wir können alles klären.» Doch selbst er konnte die Falschheit in seiner Stimme hören.
    Sie liefen weiter. Er fluchte, zog seine Walther und feuerte einmal in die Luft. Doch sie rannten nur noch schneller davon. Nasser und Faisal hatten ihn eingeholt und rangen nach Atem. Mitschweren Beinen nahmen sie die Verfolgung wieder auf. Vor ihnen war nun der Discovery zu sehen. Lily drehte sich nach ihren Verfolgern um und stolperte prompt über einen Stein. Die Kamera fiel ihr aus den Händen und knallte auf die Felsen. Stafford erreichte den Wagen. Er wollte die Tür öffnen, doch sie war verschlossen. «Die Schlüssel!», brüllte er Gaille an, die Lily hochhalf. «Werfen Sie die verdammten Schlüssel her!»
    Khaled schnaufte. Sein Hemd war aus der Hose gerutscht, was ihn seltsam wütend machte. Er feuerte einen weiteren Schuss ab, aber die Frauen achteten nicht darauf. Dann sprintete er mit letzter Kraft erneut los. Gaille zog die Schlüssel hervor und drückte auf die Fernbedienung. Die Lichter des Discovery blinkten auf. Stafford öffnete die Tür und stieg ein. Sie würden davonkommen. Khaled blieb stehen, zielte so gut er konnte und feuerte drei Salven ab. Die Kugeln trafen klirrend auf Metall. Das Fahrerfenster zerplatzte und fiel heraus. Wie erstarrt blieben die beiden Frauen stehen, als hielten sie Khaled für einen Scharfschützen, der sie jederzeit treffen könnte. Mit erhobenen Armen drehten sie sich zu ihm um.
    Er ging auf sie zu, eine Hand in die Seite gepresst und schwer atmend. Doch er wollte sich seine Erschöpfung nicht anmerken lassen, er wollte kontrolliert wirken. Schweißperlen tropften ihm von der Stirn. Faisal und Nasser waren hinter ihm, doch er hielt seinen Blick fest auf die Fremden gerichtet, auf ihre hängenden Schultern, ihre verschwitzten Gesichter, ihr zerzaustes Haar und ihre angsterfüllten Augen, in denen er einen Funken Hoffnung erkennen konnte. Er setzte einen finsteren Blick auf und unterdrückte alle Emotionen. Das waren keine Menschen. Es waren Probleme. Probleme, die gelöst werden mussten. Probleme, die aus dem Weg geräumt werden mussten. Er näherte sich ihnen bis auf wenige Schritte und überlegte, wen er sich zuerst vornehmen sollte.
    Die mit den Autoschlüsseln. Gaille.
    Als er seine Waffe hob, um sie zu töten, begann ein Handy zu klingeln.

III
    Knox schenkte Kostas und sich selbst noch etwas Tee ein und beobachtete dann, wie sich der Zucker beim Umrühren auflöste. «Was ist mit den Therapeuten?», fragte er. «Haben sie irgendwelche Verbindungen zu diesen Karpokratianern?»
    Kostas verzog das Gesicht. «Mir ist die Behauptung zu Ohren gekommen, dass Karpokrates ein Anhänger des Talmudgelehrten Jehoshua Ben Panther war. Eine faszinierende Persönlichkeit. Möglicherweise haben Sie von ihm gehört, denn er ist von einigen mit Christus gleichgesetzt worden. Höchstwahrscheinlich war er aber ein essenischer Führer.»
    «Was ihn mit den Therapeuten verbindet.»
    «Genau», stimmte Kostas ihm zu. «Auch ihre Lehren ähneln sich, allerdings mit einem wichtigen Unterschied: Die Therapeuten waren bekanntermaßen keusch, wohingegen die Karpokratianer für ihre Lasterhaftigkeit und ihre Orgien berüchtigt waren. Doch fast alles, was wir über die Karpokratianer wissen, wurde von ihren Feinden geschrieben, es ist also gut möglich, dass es sich dabei nur um böswillige Propaganda handelt. Und wenn man diesen Aspekt vernachlässigt, erweisen sich die beiden Gruppierungen als erstaunlich geistesverwandt.»
    «In welcher Hinsicht?»
    «In jeder Hinsicht. Lange Aufnahmerituale. Wassertaufen. Die Ablehnung des Materiellen. Karpokrates wird die Phrase ‹Eigentum ist Diebstahl› zugeschrieben. Beide

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