Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Bring sie raus, Yarin. Bring sie jetzt raus, und komm zu mir zurück, wenn wir sein jenseits der Brandung.«
    Sein Zweiter zögerte – Domon ließ sich sonst kein schwieriges Segelmanöver entgehen, ohne dass er an Deck die Befehle gab, und die Gischt bei Nacht hinauszubringen würde ziemlich schwierig werden, selbst bei ihrem geringen Tiefgang –, nickte aber dann und verschwand. Augenblicke später konnte Domon in seiner Kajüte hören, wie Yarin leiernd Befehle erteilte und wie an Deck bloße Füße hin und her trampelten. Er ignorierte die Geräusche und auch das Rucken des Schiffs, als es in die Strömung driftete.
    Schließlich hob er den Schirm der Laterne und hielt ein Messer in die Flamme. Rauch kräuselte empor, als das Öl an der Klinge brannte, aber bevor sich das Metall rot färben konnte, schob er Seekarten beiseite, drückte das Pergament flach auf den Tisch und fuhr mit dem heißen Stahl langsam unter das Siegelwachs. Das Deckblatt kam frei.
    Es war ein einfaches Dokument ohne Vorrede oder Begrüßung, und es ließ ihm den Schweiß auf der Stirn ausbrechen.
    Der Überbringer ist ein Schattenfreund, der in Cairhien wegen Mordes und anderer gemeiner Verbrechen gesucht wird, deren geringstes es war, Unserer Person Dinge zu entwenden. Wir wünschen, dass Ihr diesen Mann ergreift und alles sicherstellt, was er bei sich trägt; selbst das Geringste. Unser Vertreter wird kommen und alles mitnehmen, was er Uns gestohlen hat. Nehmt alle seine Besitztümer, bis auf das, was Wir für Uns beanspruchen, an Euch als Belohnung für seine Ergreifung. Lasst den bösartigen Halunken unverzüglich hängen, sodass seine vom Schatten hervorgebrachte Verbrechergestalt das Licht nicht länger befleckt.
    Von Unserer Hand versiegelt
    Galldrian su Riatin Rie
    König von Cairhien
    Verteidiger des Drachenwalls
    In das dünne rote Wachs unter der Unterschrift hatte man die Aufgehende Sonne von Cairhien und die Fünf Sterne des Hauses Riatin gedrückt.
    »Verteidiger des Drachenwalls, dass ich nicht lache«, krächzte Domon. »Schönes Recht der Mann haben, sich jetzt noch so zu nennen.«
    Er untersuchte die Siegel und die Unterschrift ganz genau, wobei er das Pergament nahe an die Lampe hielt und es mit der Nase beinahe berührte, aber erstens konnte er nichts Verfälschtes daran entdecken, und zweitens hatte er keine Ahnung, wie Galldrians Handschrift aussah. Falls es nicht der König selbst gewesen war, der unterschrieben hatte, dann vermutete er, dass derjenige sich alle Mühe gegeben haben musste, um Galldrians Gekritzel gut zu imitieren. Auf jeden Fall spielte das keine Rolle. In Tear würde dieser Brief in den Händen eines Illianers tödliche Wirkung haben. Oder auch in Mayene, wo der Einfluss der Taren so stark war. Es herrschte momentan kein Kriegszustand, und die Männer aus jedem dieser Häfen kamen und gingen unbehelligt, aber in Tear waren die Illianer nicht gerade beliebt, ebenso wie umgekehrt. Und dann noch ein solch perfekter Grund, einen Illianer zu ergreifen.
    Einen Augenblick lang hatte er den Wunsch, das Pergament in die Laternenflamme zu halten – es war ein gefährlicher Besitz, sowohl in Tear als auch in Illian oder sonst irgendwo –, aber schließlich steckte er es behutsam in ein Geheimfach hinter seinem Schreibtisch, das durch einen Teil der Holztäfelung verschlossen wurde, den nur er öffnen konnte.
    »Meine Besitztümer, eh?«
    Er sammelte alte Dinge, jedenfalls soweit er sie an Bord eines Schiffes aufbewahren konnte. Was er nicht kaufen konnte, weil es zu teuer oder zu groß war, sammelte er mit den Augen und dem Gedächtnis. All diese Überreste vergangener Zeiten, diese rund um die Welt verstreuten Wunder, hatten ihn als Jungen erst an Bord eines Schiffes gelockt. Er hatte seiner Sammlung auf der letzten Reise in Maradon vier Stücke hinzugefügt, und zu der Zeit hatte auch die Verfolgung durch Schattenfreunde begonnen. Und die durch Trollocs, jedenfalls eine Weile lang. Er hatte gehört, dass kurz nach seiner Abreise Weißbrücke niedergebrannt worden sei, und es hatte Gerüchte gegeben, dass außer Trollocs noch ein Myrddraal beteiligt gewesen sei. Gerade das alles zusammengenommen hatte ihn davon überzeugt, dass er sich dies alles nicht nur einbildete. Deshalb war er auf der Hut gewesen, als ihm dieser erste eigenartige Auftrag angeboten wurde: zu viel Geld für eine einfache Reise nach Tear, und der Grund klang auch fadenscheinig.
    Er kramte in seiner Truhe herum und stellte das auf den

Weitere Kostenlose Bücher