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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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wellige Land hinweg von ihnen entfernt, aber sie kamen den Dörfern nie nahe genug, um die Menschen auf der Straße erkennen zu können. Oder nahe genug, dass diese Menschen eine nach Süden eilende Reisegruppe erkennen konnten. Sie sahen auch Bauernhöfe mit Häusern, deren Dächer weit hinuntergezogen waren, mit hohen Scheunen und qualmenden Schornsteinen, auf Hügelspitzen oder an den Abhängen oder in den Tälern, aber auch denen kamen sie nie nahe genug, dass der Bauer ihre Gruppe hätte erspähen können.
    Schließlich musste sogar Ingtar einsehen, dass die Pferde das angeschlagene Tempo nicht länger durchhalten konnten. Rand hörte, wie er leise fluchte, und sah, wie er sich mit der im Kampfhandschuh steckenden Faust grimmig auf die Schenkel schlug, aber er gab schließlich doch den Befehl abzusitzen. Sie marschierten eine Meile weit und führten die Pferde an den Zügeln hügelauf und hügelab hinter sich her, und dann saßen sie wieder auf und ritten weiter. Eine Weile später das Gleiche: eine Meile laufen und dann wieder eine Meile reiten. Laufen, reiten.
    Rand beobachtete mit Staunen, dass Loial grinste, wenn sie abgesessen waren und einen Hügel hinaufkeuchten. Der Ogier hatte sich beim Reiten noch nie sonderlich wohl gefühlt und lieber auf die eigenen Beine vertraut, aber Rand hatte geglaubt, er sei längst darüber hinweg.
    »Rennst du gern, Rand?«, lachte Loial. »Ich schon. Ich war der schnellste Läufer im Stedding Schangtai. Ich habe sogar einmal ein Pferd im Rennen geschlagen.«
    Rand schüttelte nur den Kopf. Er wollte sich die Atemluft zum Laufen sparen. Er sah sich nach Mat und Perrin um, doch sie befanden sich immer noch ganz hinten, und zwischen ihnen marschierten zu viele Männer, um sie richtig sehen zu können. Er fragte sich, wie die Shienarer das alles mit ihren Rüstungen bewältigen konnten. Keiner von ihnen fiel zurück oder beklagte sich. Uno wirkte sogar, als schwitze er nicht einmal, und der Bannerträger ließ die Graue Eule kein einziges Mal sinken.
    Sie kamen schnell vorwärts, doch die Dämmerung senkte sich, ohne dass sie irgendein Zeichen derer entdeckten, die sie verfolgten, außer eben ihren Spuren. Schließlich ließ Ingtar sie nach einigem Zögern anhalten und im Wald ihr Nachtlager aufschlagen. Die Shienarer entzündeten Feuer und schlugen Pfosten ein, um die Pferde daran anzubinden, und das alles mit einer Routine, die von langer Erfahrung zeugte. Ingtar stellte sechs Wachtposten paarweise für die erste Wache auf.
    Rand suchte in den Tragekörben der Packpferde nach seinem Bündel. Es war nicht schwer zu finden – unter den Vorräten befanden sich nur wenige persönliche Gepäckstücke –, aber als er es öffnete, stieß er einen Schrei aus, der jeden Mann im Lager hochschnellen und sein Schwert ziehen ließ.
    Ingtar rannte herbei. »Was ist los? Friede, ist jemand ins Lager eingedrungen? Ich habe die Wachen gar nicht gehört.«
    »Es sind diese Mäntel«, grollte Rand und starrte immer noch das an, was er da ausgepackt hatte. Ein Mantel war schwarz und mit Silberfäden verziert, der andere weiß und mit Goldfäden bestickt. Beide trugen Reiher am Kragen und waren zumindest genauso prunkvoll wie der rote Mantel, den er trug. »Die Diener sagten mir, sie hätten mir zwei gute, brauchbare Mäntel eingepackt. Schaut sie nur an!«
    Ingtar steckte über die Schulter hinweg sein Schwert in die Scheide zurück. Die anderen Männer setzten sich wieder. »Na ja, sie sind doch brauchbar.«
    »Die kann ich nicht tragen. Ich kann doch nicht die ganze Zeit in solcher Kleidung herumlaufen.«
    »Ihr könnt sie tragen. Mantel ist Mantel. Ich hörte, dass Moiraine Sedai selbst Eure Sachen eingepackt hat. Vielleicht versteht eine Aes Sedai nicht ganz, was ein Mann auf dem Schlachtfeld trägt.« Ingtar grinste. »Vielleicht veranstalten wir ein Fest, wenn wir die Trollocs erledigt haben. Dann seid wenigstens Ihr dafür richtig angezogen.« Er schlenderte zurück zu den Lagerfeuern.
    Rand hatte sich nicht bewegt, seit Ingtar Moiraine erwähnt hatte. Er starrte die Mäntel an. Was will sie eigentlich? Was auch immer, ich lasse mich nicht benützen. Er schnürte das Bündel wieder zu und steckte es in den Transportkorb zurück. Ich kann ja immer noch nackt herumlaufen, dachte er bitter.
    Die Shienarer wechselten sich beim Kochen ab, und als Rand zurück zum Feuer kam, rührte gerade Masema im Kessel. Der Geruch nach einem Eintopf mit Rüben, Zwiebeln und Trockenfleisch legte sich

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