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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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rennt nicht weg. Und Rand al’Thor auch nicht. Das täte er nicht, denn er kennt jetzt seine Pflichten. Geh weiter, Uno. Such den Boden nochmals ab.« Uno deutete eine Verbeugung an und eilte davon. Der Griff seines Schwerts hüpfte über den Schultern. Ingtar murrte: »Warum sollte Hurin ohne ein Wort mitten in der Nacht abhauen? Er weiß doch, worum es geht. Wie soll ich diesen schattengeborenen Dreckskerlen ohne seine Hilfe folgen? Ich gäbe tausend Goldkronen für ein Rudel Spürhunde. Wenn ich es nicht besser wüsste, müsste ich annehmen, die Schattenfreunde hätten ihre Hand im Spiel gehabt, sodass sie nach Osten oder Westen verschwinden können, ohne dass ich es weiß. Friede, ich weiß nicht einmal, was ich überhaupt weiß.« Er stapfte hinter Uno her.
    Perrin trat unsicher von einem Fuß auf den anderen. Zweifellos entfernten sich die Schattenfreunde von Minute zu Minute von ihnen. Sie entfernten sich, und mit ihnen das Horn von Valere – und der Dolch aus Shadar Logoth. Er glaubte nicht, dass Rand, was immer mit ihm geschehen war, diese Jagd aufgeben würde. Aber wo steckt er? Loial war vielleicht aus Freundschaft mit Rand gegangen – aber warum Hurin?
    »Vielleicht ist er wirklich weggerannt«, knurrte er und blickte sich um. Keiner schien es gehört zu haben; selbst Mat achtete nicht auf ihn. Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Wenn hinter ihm die Aes Sedai her gewesen wären, um aus ihm einen falschen Drachen zu machen, wäre er auch weggerannt. Aber sich um Rand Sorgen zu machen half auch nicht, die Spur der Schattenfreunde zu finden.
    Es gab vielleicht eine Möglichkeit, falls er das wirklich wollte. Er wollte aber nicht. Er war lange genug davor weggelaufen. Vielleicht konnte er jetzt nicht mehr länger weglaufen. Geschieht mir recht nach allem, was ich Rand gesagt habe. Ach, könnte ich doch weglaufen! Obwohl er wusste, was er tun musste, um zu helfen, zögerte er.
    Keiner sah ihn an. Keinem wäre auch klar gewesen, was er da sah, wenn er ihn anblickte. Schließlich schloss er zögernd die Augen und ließ sich treiben, ließ seine Gedanken hinaustreiben, weg von ihm selbst.
    Er hatte es von Anfang an abgelehnt, lange bevor die Farbe seiner Augen sich von Dunkelbraun zu glänzendem Goldgelb veränderte. Bei diesem ersten Zusammentreffen, dem ersten Augenblick des Erkennens, hatte er sich geweigert, daran zu glauben, und vor dieser Erkenntnis war er seither weggelaufen. Er wollte immer noch fliehen.
    Seine Gedanken trieben hinaus, fühlten nach dem, was dort draußen sein musste, was sich immer in einem Land befand, wo die Menschen weit verstreut lebten, suchten nach seinen Brüdern.
    Anfangs hatte er befürchtet, sein Tun werde irgendwie vom Dunklen König geprägt oder auch von der Einen Macht – beides genauso schlimm für einen Mann, der nicht mehr wollte, als ein Hufschmied sein und sein Leben lang im Licht und in Frieden wandeln. Von der Zeit an konnte er Rands Gefühle besser nachvollziehen: sich vor den eigenen Fähigkeiten fürchten, sich unrein fühlen. Er war noch nicht ganz darüber hinweg. Aber was er da tat, hatte es schon gegeben, bevor Menschen die Eine Macht anwendeten. Es stammte von der Geburt der Zeit her. Es sei nicht die Macht, hatte Moiraine gesagt. Etwas lange Verschwundenes, das nun wiedergekehrt war. Auch Egwene wusste davon, wenn es ihm auch lieber gewesen wäre, sie hätte nichts gewusst. Er wünschte, keiner hätte darüber Bescheid gewusst. Er hoffte, dass sie es niemandem erzählt hatte.
    Kontakt. Er fühlte sie, fühlte andere Wesen. Fühlte seine Brüder, die Wölfe.
    Ihre Gedanken erreichten ihn als ein Gewirr von Eindrücken und Gefühlen. Zuerst war er nicht in der Lage gewesen, mehr als die stärksten Gefühle darin auszumachen, doch nun formte sein Verstand die Worte, die darin steckten. Wolfsbruder. Überraschung. Zweibeiner, der spricht. Ein verblasstes Bild, vom Alter getrübt, älter als alt, das Menschen zeigte, die mit den Wölfen jagten. Zwei Rudel, die gemeinsam jagten. Wir haben gehört, dass es wiederkommt. Bist du Langzahn?
    Es war das blasse Bild eines in Felle gekleideten Mannes mit einem langen Messer in der Hand, aber das Bild wurde in der Mitte von dem eines zerzausten Wolfs überlagert, der einen Zahn besaß, länger als alle anderen, einen stählernen Zahn, der im Sonnenschein glitzerte, als der Wolf das Rudel in einem verzweifelten Angriff auf einen Hirsch durch den Tiefschnee führte. Der Hirsch bedeutete für sie Leben anstelle des

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