Die Jagd beginnt
jenseits dessen, wovon diese Frauen von Tar Valon träumen, und dazu ewiges Leben, wenn du dich nur mir ergibst und mir dienst.«
Rand leckte sich über die Lippen. Nicht wahnsinnig werden! Nicht sterben! »Niemals! Ich wandle im Licht«, krächzte er heiser, »und du kannst mich niemals berühren!«
»Dich berühren, Lews Therin? Dich berühren? Ich kann dich verschlingen. Probier sie aus und wisse, was ich weiß!«
Die dunklen Augen wurden wieder zu Flammen und der Mund ebenfalls, Flammen, die aufloderten, bis sie heller als die Sommersonne schienen. Sie wuchsen, und plötzlich glühte Rands Schwert, als sei es gerade erst aus dem Schmiedfeuer gezogen worden. Er schrie auf, als der Griff ihm die Hand verbrannte, und ließ das Schwert fallen. Und der Nebel fing Feuer, Feuer, das sich ausbreitete und alles verbrannte.
Schreiend schlug Rand auf seine Kleidung ein, die rauchte und rußte und zu Asche zerfiel. Er schlug mit Händen, die schrumpften und sich schwärzten, als sich das nackte Fleisch in den Flammen abschälte. Er schrie. Schmerz schlug auf das Nichts in seinem Inneren ein, und er bemühte sich, tiefer in die Leere zu kriechen. Das Glühen war da, das befleckte Licht gerade außerhalb seiner Sicht. Halb verrückt und nicht mehr daran interessiert, was es eigentlich war, griff er nach Saidin , versuchte, sich darin einzuhüllen, versuchte sich darin vor dem Brennen und dem Schmerz zu verstecken.
So plötzlich, wie das Feuer aufgeflammt war, verschwand es wieder. Rand blickte erstaunt auf die Hand, die aus dem roten Ärmel seines Mantels ragte. Auf der Wolle war keine auch nur angesengte Stelle zu entdecken. Ich habe mir alles nur eingebildet. Verzweifelt sah er sich um.
Ba’alzamon war weg. Hurin wälzte sich im Schlaf herum; der Schnüffler und Loial waren immer noch zwei aus dem Bodennebel herausragende Erhebungen. Ich habe es mir tatsächlich nur eingebildet.
Bevor die Erleichterung in ihm aufsteigen konnte, stach ihm der Schmerz in die rechte Hand, und er drehte sie um und betrachtete sie. Über die ganze Handfläche war ein Reiher eingebrannt, der Reiher vom Griff seines Schwerts, zornig und rot, so sauber eingebrannt, als habe ein Künstler das Werk vollbracht.
Er zog ungeschickt ein Taschentuch aus der Manteltasche und wickelte es um die Hand. Die Hand pulsierte nun. Da konnte das Nichts ihm helfen – er war sich im Nichts des Schmerzes bewusst , fühlte ihn aber nicht –, aber er schlug sich das aus dem Kopf. Zweimal hatte er nun, ohne es zu wollen – und dazu einmal ganz bewusst; das konnte er nicht vergessen –, versucht, die Macht zu lenken, während er sich im Nichts befand. Dazu wollte ihn Ba’alzamon verlocken. Das war es, was Moiraine und die Amyrlin von ihm wollten. Er würde ihnen den Gefallen nicht tun.
KAPITEL 16
Im Spiegel der Dunkelheit
D as hättet Ihr nicht tun sollen, Lord Rand«, sagte Hurin, als Rand die anderen bei Tagesanbruch weckte. Die Sonne versteckte sich noch hinter dem Horizont, aber es war bereits hell genug, um alles zu erkennen. Der Nebel hatte sich noch während der Dunkelheit verzogen. »Wenn Ihr Euch schädigt, um uns zu schonen, wer wird dann dafür sorgen, dass wir wieder nach Hause kommen?«
»Ich musste nachdenken«, sagte Rand. Nichts deutete darauf hin, dass es je Nebel gegeben hatte und dass Ba’alzamon da gewesen war. Er betastete das Taschentuch, das um seine rechte Hand gewickelt war. Das bewies: Ba’alzamon war wirklich da gewesen. Er wollte weg von diesem Ort. »Zeit zum Aufsitzen, wenn wir Fains Schattenfreunde finden wollen. Höchste Zeit. Wir können unser Fladenbrot beim Reiten essen.«
Loial, der sich gerade streckte, wobei seine Arme so hoch hinaufreichten, wie Hurin groß gewesen wäre, wenn er sich auf Rands Schultern gestellt hätte, hielt inne. »Deine Hand, Rand. Was ist passiert?«
»Ich habe mich verletzt. Es ist weiter nichts.«
»Ich habe eine Salbe in meinen Satteltaschen …«
»Es ist weiter nichts!« Rand wusste, dass es grob klang, aber ein Blick auf seine Hand hätte zu Fragen geführt, die er nicht beantworten wollte. »Wir dürfen keine Zeit verschwenden. Reiten wir los!« Er machte sich daran, den Braunen zu satteln, ungeschickt mit seiner verletzten Hand, und Hurin begab sich zu seinem eigenen Pferd.
»Deswegen musst du doch nicht so empfindlich sein«, murrte Loial.
Eine Spur, so dachte Rand beim Aufbruch, wäre in dieser Welt etwas ganz Natürliches. Es gab schon zu viele unnatürliche Dinge hier.
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