Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
die sie je gesehen haben.«
    Hurin nickte. »Ja, Lord Rand. Meine Kinder würden bestimmt gern die Geschichte hören, wie ihr Vater Falkenflügels Säule gesehen hat.«
    »Rand …«, begann Loial besorgt.
    »Wir können den Rest des Wegs galoppieren«, sagte Rand. »Kommt schon. Ein Galopp wird uns gut tun. Dieser Ort mag tot sein, aber wir leben.«
    »Rand«, sagte Loial, »ich glaube nicht, dass dies ein …«
    Rand wartete nicht ab, um den Rest des Satzes zu hören, sondern hieb dem Braunen die Fersen in die Flanken, und der Hengst galoppierte los. In zwei Sätzen platschte er durch den seichten Wasserstreifen und erklomm das andere Ufer. Hurin hielt sein Pferd dicht bei ihm. Rand hörte, wie Loial von hinten etwas rief, aber er lachte, winkte dem Ogier zu, er solle folgen, und galoppierte weiter. Wenn er seinen Blick immer auf den gleichen Fleck richtete, schien die Landschaft nicht so schlimm vorbeizugleiten, und es tat gut, den Wind im Gesicht zu fühlen.
    Der Hügel bedeckte eine Fläche von gut zweihundert auf hundert Schritt, aber der grasbewachsene Abhang wies nur eine sanfte Neigung auf. Der graue Pfeiler ragte viereckig und mächtig genug in den Himmel, um einen Eindruck von Erhabenheit zu erwecken. Und doch wirkte die Säule beinahe gedrungen und zu niedrig. Rands Lachen erstarb, und er brachte den Braunen mit grimmiger Miene zum Stehen.
    »Ist das Falkenflügels Siegessäule, Lord Rand?«, fragte Hurin unsicher. »Irgendwie wirkt sie nicht so.«
    Rand erkannte die harte eckige Schrift, die die Oberfläche des Monuments bedeckte, und er erkannte einige der Symbole, die mannshoch in die Seiten des Sockels eingemeißelt waren. Der gehörnte Schädel der Da’vol-Trollocs. Die eiserne Faust der Dhai’mon. Der Dreizack der Ka’bol und der Wirbelwind der Ahf’frait. Es gab auch einen Falken, ganz unten, gleich über dem Boden. Bei einer Flügelspannweite von zehn Schritt lag er auf dem Rücken, von einem Lichtblitz durchbohrt, und Raben pickten ihm die Augen aus. Die riesenhaften Schwingen oben auf der Säule schienen den Sonnenschein abzuhalten. Er hörte, wie Loial von hinten herangaloppierte. »Ich habe versucht, dir das zu sagen, Rand«, sagte Loial. »Das ist ein Rabe und kein Falke. Ich konnte ihn deutlich erkennen.« Hurin wandte sein Pferd und weigerte sich, die Säule noch länger anzublicken.
    »Aber wieso?«, fragte Rand. »Artur Falkenflügel errang hier einen großen Sieg über die Trollocs. Das hat Ingtar gesagt.«
    »Hier nicht«, sagte Loial bedächtig. »Offensichtlich hier nicht. ›Von Stein zu Stein verlaufen die Linien des Möglichen zwischen den Welten, die sein könnten.‹ Ich habe darüber nachgedacht und glaube, ich weiß, was ›die Welten, die sein könnten‹ bedeutet. Vielleicht weiß ich es. Welten, zu denen unsere Welt geworden wäre, hätten sich die Dinge nicht anders ergeben. Vielleicht wirkt deshalb hier alles so … ausgebleicht. Weil es ein ›Wenn‹ ist, ein ›Vielleicht‹. Nur der Schatten einer wirklichen Welt. In dieser Welt, glaube ich, haben die Trollocs gewonnen. Möglicherweise haben wir deshalb keine Dörfer und Menschen gesehen.«
    Rand lief es kalt über den Rücken. Wenn die Trollocs gewannen, ließen sie keinen Menschen am Leben, außer als Nahrung. Wenn sie auf einer Welt ganz und gar gewonnen hatten … »Wenn die Trollocs gewonnen hätten, wären sie doch überall. Wir hätten jetzt schon tausend von ihnen gesehen. Wir wären bereits seit gestern tot.«
    »Ich weiß nicht, Rand. Vielleicht haben sie nach den Menschen sich gegenseitig umgebracht. Trollocs müssen einfach töten. Das ist alles, was sie können, alles, was sie sind. Ich weiß einfach nicht …«
    »Lord Rand«, fiel ihm Hurin ins Wort, »dort unten hat sich etwas bewegt.«
    Rand riss sein Pferd herum und war darauf vorbereitet, angreifende Trollocs zu entdecken, aber Hurin deutete den Weg zurück, den sie gekommen waren. Es war nichts zu sehen. »Was hast du gesehen, Hurin? Wo?«
    Der Schnüffler ließ den Arm sinken. »Ganz am Ende dieser Baumgruppe, ungefähr eine Meile entfernt. Ich glaubte, es ist eine Frau … und noch etwas, das ich nicht erkennen konnte, aber …« Er schauderte. »Es ist so schwer, hier Dinge zu erkennen, die man nicht unmittelbar vor der Nase hat. Aaah, dieser Ort verschafft mir eine Darmverschlingung. Vielleicht bilde ich mir nur alles ein, Lord Rand. Hier kann man wirklich Wahnvorstellungen bekommen.« Er saß da mit eingezogenen Schultern, als stemme er

Weitere Kostenlose Bücher