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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Gehölz auf, das der Brand verschont hatte. Sie aßen direkt aus ihren Satteltaschen: Fladenbrot und Trockenfleisch, mit schalem Wasser hinuntergespült – kaum ein richtiges Essen zu nennen, zäh und ohne jeden Geschmack. Rand hoffte, dass sie genug Proviant für eine Woche dabei hatten. Danach … Hurin aß langsam und bedächtig, während Loial sein Essen mit verächtlich verzogenem Gesicht hinunterwürgte. Dann richtete er sich auf und zog seine Pfeife heraus. Den Bauernspieß hatte er neben sich gelegt, um ihn gleich zur Hand zu haben. Rand hielt das Feuer klein und gut hinter den Bäumen versteckt. Fain und seine Schattenfreunde und die Trollocs konnten nahe genug sein, um ein Feuer zu erspähen.
    Man konnte so etwas nie wissen, auch wenn Hurin sich ständig über die Eigenart der Spur Gedanken machte. Es erschien Rand selbst eigenartig, dass es für ihn Fains Schattenfreunde und Fains Trollocs waren. Fain war nur ein Verrückter. Warum haben sie ihn dann gerettet? Fain war Teil des Plans des Dunklen Königs gewesen, um ihn zu finden. Vielleicht hatte es damit zu tun. Warum läuft er dann davon, anstatt mich zu verfolgen? Was ist in diesem Zimmer voller Fliegen geschehen? Und wer hat den Blassen umgebracht? Und diese Augen, die mich in Fal Dara beobachteten. Und dieser Wind, der mich so unversehens erwischt hat? Nein. Nein, Ba’alzamon muss tot sein. Die Aes Sedai glaubten das keineswegs. Moiraine glaubte es nicht, und die Amyrlin war der gleichen Meinung. Hartnäckig weigerte er sich, weiter daran zu denken. Im Augenblick dachte er lediglich daran, den Dolch für Mat aufzuspüren und Fain und das Horn zu finden.
    Es ist niemals vorbei, al’Thor.
    Die Stimme wisperte ihm diese Worte in den Hinterkopf – ein dünnes, eisiges Geflüster, das bis in die hintersten Windungen seines Verstands vordrang. Beinahe hätte er das Nichts gesucht, um ihr zu entkommen, aber er erinnerte sich noch zu gut daran, was dort auf ihn wartete, und er zügelte seinen Wunsch.
    Im Zwielicht der Dämmerung übte er die Attacken und Paraden mit dem Schwert, so wie Lan es ihm beigebracht hatte. Aber er beschwor das Nichts dabei nicht herauf. ›Die Seide zur Seite schieben‹, ›Die Hummel küsst eine Rose‹, ›Der Reiher watet durch das Schilf‹. Er brauchte das, um das Gleichgewicht zu halten. Er verlor sich in diesen schnellen, sicheren Bewegungen, vergaß für eine Weile, wo er sich befand, und trainierte, bis er ganz von Schweiß bedeckt war. Doch als er aufhörte, kehrte alles wieder, und nichts hatte sich geändert. Das Wetter war nicht kalt, aber er schauderte und zog seinen Umhang fest um sich, während er am Feuer kauerte. Die anderen bemerkten seine Stimmung, und so aßen sie schnell und schweigend. Niemand beklagte sich, als er lockere Erde auf die letzten aufzuckenden Flammen trat.
    Rand übernahm die erste Wache. Er ging am Rand des Gehölzes mit seinem Bogen in der Hand auf und ab. Gelegentlich lockerte er das Schwert in der Scheide. Der kalte Mond war beinahe eine volle Scheibe. Er stand hoch droben in der Schwärze, und die Nacht war genauso still, wie es der Tag gewesen war, und genauso leer. Leer war der richtige Ausdruck dafür. Das Land war leer wie eine staubige Milchkanne. Es fiel schwer, daran zu glauben, dass es überhaupt jemanden auf der ganzen Welt gab, auf dieser Welt, außer ihnen dreien. Es fiel sogar schwer, daran zu glauben, dass sich die Schattenfreunde irgendwo vor ihnen befinden sollten.
    Um sich die Zeit zu vertreiben, wickelte er Thom Merrilins Umhang auf und holte die Laute und die Flöte aus ihren Lederbehältern, die auf den vielfarbigen Flicken lagen. Er befühlte die mit Gold und Silber verzierte Flöte und dachte daran, wie ihn der Gaukler das Spielen gelehrt hatte. Er spielte ein paar Takte von ›Der Wind, der die Weide beugt‹, aber leise, damit er die anderen nicht weckte. Aber sogar so leise gespielt, klang der klagende Ton an diesem Ort noch zu laut, zu schrill. Seufzend legte er die Flöte zurück und packte das Bündel wieder zusammen.
    Er hielt bis weit in die Nacht hinein Wache, damit die anderen schlafen konnten. Er wusste nicht, wie spät es war, als er plötzlich bemerkte, dass Nebel aufgekommen war. Er lag dicht über dem Boden und machte Hurin und Loial zu undeutlichen Schemen. Weiter oben war der Nebel feiner, doch verbarg er das sie umgebende Land bis auf die nächsten Bäume. Es schien so, als betrachte er den Mond durch feuchte Seide hindurch. Alles konnte sich

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