Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
hatten, wenn ihre Träume überhaupt so weit gegangen waren. Er hatte eine Königin gesehen und die Tochter-Erbin von Andor kennen gelernt, einem Myrddraal gegenübergestanden und war auf den Kurzen Wegen gereist, aber nichts davon hatte ihn auf diesen Augenblick vorbereitet.
    »Warum so viele?«, flüsterte er wieder.
    »Die Amyrlin ist persönlich gekommen.« Lan sah ihn mit steinernem Gesichtsausdruck an. »Deine Lektionen sind vorbei, Schafhirte.« Er legte eine Pause ein, und Rand glaubte beinahe, auf seinem Gesicht Mitleid entdecken zu können. Aber natürlich musste das eine Täuschung sein. »Es wäre besser für dich, wenn du schon eine Woche unterwegs wärst.« Damit schnappte sich der Behüter sein Hemd und verschwand über die Leiter in den Turm hinunter.
    Rand bewegte den Mund, um etwas Speichel zu erzeugen. Er starrte die sich Fal Dara nähernde Kolonne an wie eine Schlange, eine tödliche Viper. Die Trommeln und Trompeten schallten laut in seinen Ohren. Die Amyrlin, das Oberhaupt der Aes Sedai. Sie kommt meinetwegen. Er konnte sich keinen anderen Grund denken.
    Sie wussten eine Menge, besaßen Kenntnisse, die ihm helfen konnten, dessen war er sicher. Und er wagte nicht, sie danach zu fragen. Er fürchtete, sie seien gekommen, um ihn im Zaum zu halten. Und ich habe auch noch Angst, sie könnten aus einem anderen Grund gekommen sein, gab er zögernd zu. Licht, ich weiß nicht, wovor ich mehr Angst hatte.
    »Ich wollte doch die Macht nicht lenken«, flüsterte er. »Es war nur Zufall! Licht, ich will doch gar nichts damit zu tun haben. Ich schwöre, dass ich es nie mehr tun werde! Ich schwöre!«
    Aufschreckend wurde ihm bewusst, dass der Zug der Aes Sedai gerade durch die Stadttore kam. Der Wind frischte auf und verwandelte seinen Schweiß in Eistropfen. Die Trompeten klangen ihm wie hinterhältiges Gelächter. Er glaubte, er könne den kräftigen Geruch eines geöffneten Grabes in der Luft wahrnehmen. Mein eigenes Grab, wenn ich hier stehen bleibe.
    Er nahm sein Hemd, kletterte die Leiter hinunter und rannte los.

KAPITEL 2

    Der Empfang
    I n den Räumen der Festung von Fal Dara, deren glatte Steinwände sparsam mit schlichten Wandbehängen geschmückt waren, überschlug sich der Klatsch über die unmittelbar bevorstehende Ankunft der Amyrlin. Diener in Schwarz und Gold eilten geschäftig umher, um die Zimmer vorzubereiten oder der Küche Aufträge zu bringen, und jammerten darüber, dass sie unmöglich alles für eine solch große Anzahl von Gästen vorbereiten konnten, wo sie doch gar keine Vorwarnung gehabt hatten. Krieger mit dunklen Augen, deren Köpfe bis auf einen von einem Lederband zusammengehaltenen Haarknoten obenauf kahl geschoren waren, rannten wohl nicht, aber ihre Schritte waren hastig, und ihre Gesichter zeugten von einer Erregung, die normalerweise dem Kampf vorbehalten war.
    Einige der Männer sprachen Rand an, als er an ihnen vorbeieilte.
    »Ach, da seid Ihr ja, Rand al’Thor. Der Friede sei Eurem Schwert gnädig. Geht Ihr nach oben, um Euch zurechtzumachen? Ihr wollt schließlich gut aussehen , wenn Ihr der Amyrlin vorgestellt werdet. Sie wird Euch genau wie Eure beiden Freunde und die Frauen sehen wollen, darauf könnt Ihr wetten.«
    Er hastete auf die breite Treppe zu – breit genug für zwanzig Männer nebeneinander –, die zu den Wohnquartieren der Männer führte.
    »Die Amyrlin selbst, und das ohne jede Vorwarnung, wie ein Hausierer. Das geschieht bestimmt Euretwegen, wegen Moiraine und euch Südländern, was? Warum denn auch sonst?«
    Die breite, eisenbeschlagene Tür zu den Männerquartieren stand offen und war halb verstopft mit Männern, die sich über die Ankunft der Amyrlin unterhielten.
    »He, Südländer! Die Amyrlin ist hier. Ist wegen Euch und Euren Freunden gekommen, schätze ich. Friede, welche Ehre für Euch! Sie verlässt Tar Valon nur selten, und meines Wissen ist sie noch nie in die Grenzlande gekommen.«
    Er hielt sich die anderen mit ein paar Ausflüchten vom Leibe. Er müsse sich waschen. Ein sauberes Hemd anziehen. Keine Zeit, sich zu unterhalten. Sie glaubten zu verstehen und ließen ihn ziehen. Kein Einziger von ihnen wusste irgendetwas, außer, dass er und seine Freunde in der Gesellschaft einer Aes Sedai unterwegs waren, dass zwei seiner Gruppe Frauen waren, die nach Tar Valon gehen wollten, um sich zur Aes Sedai ausbilden zu lassen, aber ihre Worte trafen ihn, als wüssten sie über alles Bescheid. Sie ist meinetwegen gekommen.
    Er hetzte durch die

Weitere Kostenlose Bücher