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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Hosen darauf. Er legte ihn mit dem gefährlichen Wappen nach innen zusammen und verschnürte das Bündel so, dass er es an einer Schlaufe über der Schulter tragen konnte. Nun sah es nicht viel anders aus als die Bündel, die er schon oft an den Schultern anderer junger Männer auf der Straße gesehen hatte.
    Trompetengeschmetter drang durch die Schießscharten. Fanfarenklänge jenseits der Mauern wurden durch Trompeten von den Türmen der Festung herunter beantwortet.
    »Ich werde die Stickerei bei erster Gelegenheit herauszupfen«, murmelte er. Er hatte gesehen, wie Frauen Stickerei wieder entfernt hatten, wenn sie einen Fehler gemacht hatten oder das Muster ändern wollten, und es hatte nicht sehr schwierig ausgesehen.
    Den Rest der Kleidung – das meiste davon also – stopfte er in den Schrank zurück. Er musste ja nicht gleich dem ersten, der den Kopf zur Tür hereinsteckte, zeigen, dass er geflohen war.
    Mit gerunzelter Stirn kniete er sich neben sein Bett. Die gekachelten Podeste, auf denen die Betten standen, waren Öfen. Ein kleines Feuer, das die ganze Nacht über brannte, konnte das Bett auch im schlimmsten Winter Shienars warm halten. Die Nächte waren immer noch kälter als das, woran er um diese Jahreszeit gewöhnt war. Aber Decken reichten schon, um sich warm zu halten. Er zog die kleine Ofentür auf und nahm ein Bündel heraus, das er niemals zurückgelassen hätte. Er war froh darüber, dass Elansu nicht daran gedacht hatte, hier könne jemand Kleider aufbewahren.
    Er legte das Bündel auf die Decken, band ein Ende auf und entfaltete es ein wenig. Der Umhang eines Gauklers, mit der Innenseite nach außen gefaltet, damit die zahllosen Flicken verdeckt waren, Flicken in jeder Farbe und Größe, die man sich vorstellen konnte. Der Umhang selbst war in gutem Zustand – die Flicken waren einfach das Abzeichen eines Gauklers. Waren das Abzeichen eines Gauklers gewesen .
    Drinnen lagen zwei feste Lederbehälter. Im größeren steckte eine Laute, die er niemals anrührte. Die Laute ist nicht für die ungeschickten Finger eines Bauern gemacht, Junge. Der andere, lange und schmale Behälter enthielt die mit Gold und Silber verzierte Flöte, die er benützt hatte, um sich mehr als einmal, seit sie von zu Hause weg waren, sein Essen und eine Unterkunft zu verdienen. Thom Merrilin hatte ihm beigebracht, auf dieser Flöte zu spielen, bevor der Gaukler starb. Rand konnte sie nicht berühren, ohne an Thom zu denken – mit seinen scharfen, blauen Augen und seinem langen, weißen Schnurrbart –, wie er ihm den zusammengerollten Umhang in die Hände gelegt und geschrien hatte, er solle weglaufen. Und dann war auch Thom gerannt. Messer tauchten wie durch Zauberei in seinen Händen auf, als gebe er eine Vorstellung, aber er musste dem Myrddraal gegenübertreten, der gekommen war, sie zu töten.
    Schaudernd packte er das Bündel wieder zusammen. »Das ist nun alles vorbei.« Er dachte an den Wind auf der Turmspitze und fügte hinzu: »Seltsame Dinge geschehen so nahe an der Fäule.« Er war nicht sicher, ob er selbst daran glaubte, jedenfalls nicht so, wie Lan es gemeint hatte. Auf jeden Fall war es höchste Zeit für ihn, ob nun die Amyrlin hier war oder nicht, Fal Dara zu verlassen.
    Er schlüpfte in den Mantel, den er draußen gelassen hatte. Er war von einem tiefen, dunklen Grün, das ihn an die Wälder zu Hause erinnerte, an Tams Hof im Westwald, auf dem er aufgewachsen war, und an den Wasserwald, wo er Schwimmen gelernt hatte. Er schnallte sich das Reiherschwert um die Hüfte und hängte den mit Pfeilen prall gefüllten Köcher auf die andere Seite. Sein nicht bespannter Bogen stand zusammen mit denen Mats und Perrins in der Ecke. Der Bogen überragte ihn um zwei Handbreiten. Er hatte ihn selbst angefertigt, nachdem sie sich in Fal Dara eingerichtet hatten, und außer ihm selbst konnten ihn nur Lan und Perrin spannen. Er steckte seine Deckenrolle und den neuen Umhang durch die Schlaufen an seinen Bündeln, schlang sich alles über die linke Schulter, warf seine Satteltaschen obenauf und ergriff den Bogen. Lass den Schwertarm frei , dachte er. Lass sie denken, ich sei gefährlich. Vielleicht glaubt irgendjemand wirklich daran.
    Er öffnete die Tür einen Spalt und sah, dass der Flur beinahe leer war. Nur ein livrierter Diener huschte vorbei, aber er warf Rand nicht einmal einen Blick zu. Sobald die schnellen Schritte des Mannes verklungen waren, schlüpfte Rand hinaus in den Korridor.
    Er bemühte sich,

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