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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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rot angelaufen. Loials Worte hatten zu genau dem entsprochen, was er selbst empfand.
    Die Frau lachte melodiös, doch im nächsten Augenblick hatte sie ihre edle Haltung wiedergewonnen und wirkte wie eine Königin auf ihrem Thron. »Man nennt mich Selene«, sagte sie. »Ihr habt Euer Leben riskiert und meines gerettet. Ich gehöre Euch, Lord Rand al’Thor.« Und zu Rands Entsetzen kniete sie vor ihm nieder.
    Er sah Hurin und Loial nicht an und zog sie hastig wieder auf die Beine. »Ein Mann, der nicht bereit ist, für eine Frau zu sterben, ist kein Mann.« Sofort beschämte er sich selbst, indem er rot wurde. Es war eine Redensart der Shienarer, und er wusste schon, dass sie allzu großspurig klang, bevor die Worte noch seinen Mund verlassen hatten, aber ihr Gebaren hatte ihn angesteckt, und er konnte sich nicht zurückhalten. »Ich meine … das heißt, es war …« Narr, du kannst doch einer Frau nicht sagen, es sei nichts, ihr Leben gerettet zu haben. »Es war mir eine Ehre.« Das klang in etwa shienarisch und auch höflich. Er hoffte, dies sei die richtige Antwort gewesen. Ansonsten war sein Verstand wie leer gefegt, als befände er sich noch im Nichts.
    Plötzlich wurde er sich ihres Blickes bewusst, der auf ihm ruhte. Ihr Gesichtsausdruck hatte sich nicht verändert, aber unter ihren dunklen Augen fühlte er sich nackt. Gegen seinen Willen stellte er sich Selene ebenfalls nackt vor. Wieder errötete er. »Äh! Äh, wo kommt Ihr her, Selene? Seit wir hier sind, haben wir noch kein menschliches Wesen getroffen. Wohnt Ihr in einer nahen Stadt?« Sie sah ihn nachdenklich an, und er trat einen Schritt zurück. Ihr Blick machte ihm ihre körperliche Nähe zu deutlich bewusst.
    »Ich komme nicht von dieser Welt, Herr«, sagte sie. »Hier gibt es keine Menschen. Nichts lebt hier außer den Grolm und ähnlichen Kreaturen. Ich komme aus Cairhien. Und wie ich hierher kam, weiß ich nicht genau. Ich war ausgeritten und hielt an, um ein wenig zu schlafen. Als ich aufwachte, befanden sich mein Pferd und ich hier. Ich kann nur hoffen, Herr, dass Ihr mich erneut rettet und mir helft, wieder nach Hause zu kommen.«
    »Selene, ich bin kein … aber nennt mich doch bitte Rand.« Seine Ohren waren schon wieder heiß. Licht, es schadet niemandem, wenn sie mich für einen Lord hält. Seng mich, das schadet doch nicht!
    »Wenn Ihr wünscht … Rand.« Ihr Lächeln schnürte ihm die Kehle zusammen. »Ihr werdet mir helfen?«
    »Natürlich werde ich das.« Seng mich, sie ist so schön. Und sie sieht mich an wie einen Helden aus einer Sage. Er schüttelte den Kopf, um ihn von solch närrischen Gedanken zu befreien. »Aber zuerst müssen wir die Männer finden, denen wir folgen. Ich werde mich bemühen, Euch vor aller Gefahr zu bewahren, aber wir müssen sie finden. Mit uns zu kommen ist besser für Euch, als allein hier zu bleiben.«
    Einen Augenblick lang schwieg sie. Ihr Gesicht wirkte ausdruckslos, die Züge waren glatt. Rand hatte keine Ahnung, was ihr durch den Kopf ging, außer dass sie ihn erneut genau zu mustern schien. »Ein pflichtbewusster Mann«, sagte sie schließlich. Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen. »Das mag ich. Ja. Wer sind diese Übeltäter, denen Ihr folgt?«
    »Schattenfreunde und Trollocs, Lady«, platzte Hurin heraus. Er verbeugte sich ungeschickt im Sattel. »Sie begingen Morde in der Festung von Fal Dara und stahlen das Horn von Valere, Lady, aber Lord Rand wird es wieder zurückholen.«
    Rand sah den Schnüffler vorwurfsvoll an. Hurin grinste schwach. Alle Geheimhaltung dahin! Hier spielte das vielleicht keine große Rolle, dachte er sich, aber wenn sie wieder in ihrer eigenen Welt wären … »Selene, Ihr dürft niemandem von dem Horn erzählen. Wenn es herauskommt, haben wir hundert Leute auf den Fersen, die das Horn auch suchen, aber für sich selbst.«
    »Nein, das darf niemals sein«, sagte Selene. » Das darf nicht in die falschen Hände fallen. Das Horn von Valere. Ich kann Euch gar nicht sagen, wie oft ich davon geträumt habe, es zu berühren, es in Händen zu halten. Ihr müsst mir versprechen, dass ich es berühren darf, wenn Ihr es habt.«
    »Bevor ich dazu in der Lage bin, müssen wir es erst finden. Wir sollten jetzt besser aufbrechen.« Rand bot ihr die Hand zum Aufsteigen, und Hurin kletterte herab, um ihr den Steigbügel zu halten. »Was das auch für ein Ding gewesen sein mag, das ich tötete – ein Grolm?  –, es könnten noch mehr davon in der Gegend sein.« Ihr Griff war

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