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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Hand probeweise. Sie klang so sehr wie Moiraine. »Seid Ihr eine Aes Sedai?«
    Selenes Augenbrauen hoben sich. Ihre dunklen Augen funkelten ihn an, aber ihre Stimme klang sanft. »Eine Aes Sedai? Ich? Nein.«
    »Ich wollte Euch nicht kränken. Bitte verzeiht.«
    »Mich kränken? Ich bin nicht gekränkt, aber ich bin keine Aes Sedai.« Ihre Lippen verzogen sich spöttisch, und selbst das sah schön aus. »Sie hocken in ihrer vermeintlichen Sicherheit, obwohl sie so viel tun könnten. Sie dienen, obwohl sie herrschen könnten, und sie lassen die Männer Kriege ausfechten, während sie Ruhe und Ordnung in die Welt bringen könnten. Nein, nennt mich niemals eine Aes Sedai!« Sie lächelte und legte die Hand auf seinen Arm, um ihm zu zeigen, dass sie sich nicht geärgert hatte. Bei ihrer Berührung musste er schlucken. Er war erleichtert, als sie ihre Stute verhielt und dann neben Loial weiterritt. Hurin nickte ihr untertänig zu wie ein alter Diener der Familie.
    Rand war erleichtert, aber er vermisste auch gleichzeitig ihre Gegenwart. Sie befand sich nur zwei Spannen entfernt, aber das war eben nicht das Gleiche, wie wenn er sie direkt neben sich gehabt hätte, nahe genug, um ihren Duft zu riechen, nahe genug, sie zu berühren. Er drehte sich im Sattel um und sah nach ihr. Sie ritt neben Loial, und der Ogier hatte sich weit heruntergebeugt, um mit ihr zu sprechen. Rand setzte sich ärgerlich im Sattel zurecht. Es war ja nicht so, dass er sie unbedingt berühren wollte – er erinnerte sich an seine Liebe zu Egwene und hatte Schuldgefühle, weil sie ihm erst jetzt in den Sinn kam – aber sie war so schön, und sie hielt ihn für einen Lord, und sie behauptete, er könne ein großer Mann werden. Er kämpfte in Gedanken mit sich selbst. Moiraine sagt auch, du kannst groß werden – der Wiedergeborene Drache. Selene ist keine Aes Sedai. Das stimmt; sie ist eine Adlige aus Cairhien, und du bist ein Schäfer. Das weiß sie nur noch nicht. Wie lange willst du sie noch mit einer Lüge täuschen? Nur so lange, bis wir von hier weg sind. Falls wir wegkommen. Falls. Damit beruhigten sich seine Gedanken und verfielen in mürrisches Schweigen.
    Er bemühte sich, die Landschaft im Auge zu behalten. Wenn Selene behauptete, es gäbe mehr von diesen Dingern … diesen Grolmen … in der Gegend, dann glaubte er ihr. Hurin war zu sehr darauf bedacht, die Spur zu wittern, um irgendeine Gefahr zu bemerken, und Loial war ganz in seine Unterhaltung mit Selene versunken, sodass er nichts sehen würde, bis es ihn in die Ferse biss. Aber es war schwer, die Landschaft zu betrachten. Wenn er den Kopf zu schnell drehte, traten ihm Tränen in die Augen. Ein Hügel oder ein Gehölz konnten, aus einem Winkel gesehen, eine Meile entfernt erscheinen, und aus einem anderen Blickwinkel waren sie nur ein paar hundert Spannen entfernt.
    Die Berge kamen näher, das war sicher. Brudermörders Dolch, der nun hoch in den Himmel ragte, zeigte eine gezackte Reihe schneebedeckter Gipfel. Das Land ringsum stieg bereits zu einer Hügelkette an, die die nahen Berge ankündigte. Sie würden den Saum der eigentlichen Berge noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen, vielleicht in einer Stunde. Mehr als dreihundert Meilen in weniger als drei Tagen. Noch schlimmer: Wir haben den größten Teil eines Tages südlich des Erinin noch in unserer eigenen Welt verbracht. Mehr als dreihundert Meilen also in weniger als zwei Tagen.
    »Sie sagt, du hattest Recht mit deinen Ansichten hinsichtlich dieses Orts, Rand.«
    Rand fuhr zusammen, denn er hatte nicht bemerkt, dass Loial zu ihm aufgeschlossen hatte. Er sah sich nach Selene um und stellte fest, dass sie neben Hurin ritt. Der Schnüffler grinste, nickte und legte beinahe bei jedem Wort die Faust vor die Stirn. Rand warf dem Ogier einen Seitenblick zu. »Ich bin überrascht, dass du nicht mehr an ihrer Seite bist, so wie ihr die Köpfe zusammengesteckt habt. Was meinst du damit, dass ich Recht hatte?«
    »Sie ist eine faszinierende Frau, nicht wahr? Einige der Ältesten wissen nicht so viel über Geschichte wie sie – besonders, was das Zeitalter der Legenden betrifft – und auch über … Ach, ja. Sie sagt, du hättest Recht in Bezug auf die Kurzen Wege, Rand. Die Aes Sedai, jedenfalls einige von ihnen, untersuchten Welten wie diese, und diese Untersuchung war die Grundlage für die Erschaffung der Wege. Sie sagt, es gebe Welten, wo die Zeit sich ändert und nicht die Entfernung. Verbring einen Tag in einer dieser Welten,

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