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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Gefühl war. Diese Bauernburschen brauchten jemanden an ihrer Seite. Rand auf jeden Fall. Moiraine, ich glaube an das, was du tust. Selbst jetzt, da ich nicht einmal die Hälfte davon weiß, glaube ich daran, wie ich an dich glaube. Ich habe nicht darum gebeten, vom Behüterbund befreit zu werden, und ich werde das auch nicht tun. Welche Pläne du auch für den Fall deines Todes und meine weitere … Verwendung haben magst: Ich werde dich mit größter Freude am Leben halten und dafür sorgen, dass wenigstens diese Pläne scheitern.«
    »Ta’veren« , seufzte Moiraine. »Vielleicht lag es daran. Ich lenke kein Ästchen, das einen Bach hinuntertreibt, sondern einen Baumstamm durch die Stromschnellen. Jedes Mal, wenn ich ihm einen Stoß gebe, schlägt er zurück, und der Stamm wird immer größer, je weiter wir kommen. Und doch muss ich bis zum Ende darauf sitzen bleiben.« Sie lachte ein wenig. »Ich werde nicht unglücklich darüber sein, mein alter Freund, wenn du es schaffst, meine Pläne überflüssig zu machen. Jetzt geh aber bitte. Ich muss allein sein und nachdenken.« Er zögerte nur kurz, bevor er sich zur Tür wandte. Aber im letzten Moment konnte sie sich eine weitere Frage nicht verkneifen: »Träumst du manchmal von einem ganz anderen Leben, Lan?«
    »Alle Menschen träumen. Aber ich kann die Träume von der Wirklichkeit unterscheiden. Dies hier …« – er berührte den Griff seines Schwerts –, »… ist die Wirklichkeit.« Die Mauer um sein Ich war wieder da, so hoch und fest wie immer.
    Nachdem er gegangen war, lehnte sich Moiraine auf ihrem Stuhl zurück und blickte ins Feuer. Sie dachte an Nynaeve und die Risse in der Mauer. Ohne zu wollen und auch ohne überhaupt zu bemerken, was sie anrichtete, hatte diese junge Frau der Mauer um Lan herum Risse zugefügt und Schlingpflanzen hineingesät. Lan wähnte sich sicher, in der Festung seines Schicksals und seiner eigenen Wünsche gefangen, doch langsam und geduldig zerstörten die stetig wachsenden Ranken die Mauer und legten den Mann dahinter bloß. Bereits jetzt teilte er einige der Verhaltensweisen Nynaeves. Anfangs waren ihm die Leute aus Emondsfelde gleichgültig gewesen, außer eben als Menschen, an denen Moiraine einiges Interesse hatte. Nynaeve hatte diese Haltung geändert, so wie sie Lan bereits verändert hatte.
    Zu ihrer eigenen Überraschung fühlte Moiraine einen Anflug von Eifersucht. Das war ihr noch nie zuvor passiert, jedenfalls bei keiner der anderen Frauen, die ihm ihr Herz zu Füßen gelegt hatten, oder bei denen, die sein Bett geteilt hatten. Sie hatte ihn überhaupt nie als ein Quell der Eifersucht betrachtet, ihn genauso wenig wie alle anderen Männer. Sie war mit ihrem Kampf verheiratet, so wie er mit seinem. Aber sie waren schon so lange Kampfgenossen. Nach der letzten Schlacht hatte er ein Pferd zuschanden geritten und sich anschließend beinahe zu Tode gerannt, immer mit ihr auf den Armen, um sie zu Anaiya zu bringen, damit sie ihre Wunden heilen konnte. Sie hatte mehr als einmal seine Verwundungen versorgt und mit ihrer Heilkunst ein Leben erhalten, das er jederzeit wegwerfen würde, um ihres zu retten. Er hatte immer gesagt, er sei mit dem Tod verheiratet. Nun hatte ihn eine neue Braut für sich gewonnen, und er merkte es nicht einmal. Er glaubte sich immer noch sicher hinter seiner inneren Mauer, aber Nynaeve hatte einen Brautkranz in sein Haar geflochten. War er immer noch in der Lage, blindlings in den möglichen Tod zu reiten? Moiraine fragte sich, wann er sie wohl bitten würde, ihn von seinem Eid zu entbinden, und was sie dann tun würde.
    Mit einer Grimasse stand sie auf. Es gab wichtigere Dinge. Viel wichtigere. Ihr Blick wanderte über die aufgeschlagenen Bücher und Papiere, mit denen der Raum übersät war. So viele Andeutungen, aber keine Antworten.
    Vandene kam mit einer Kanne Tee und mit Tassen auf einem Tablett herein. Sie war schlank und graziös in ihrer aufrechten Haltung und hatte die beinahe weißen Haare im Nacken zu einem Knoten zusammengebunden. Die Alterslosigkeit ihres faltenlosen Gesichts zeugte von langen, langen Jahren. »Jaem hätte das hereinbringen können, um Euch nicht zu stören, aber er ist draußen in der Scheune und übt mit dem Schwert.« Sie schnalzte mit der Zunge, als sie die zerfledderten Manuskripte zur Seite schob, um das Tablett abstellen zu können. »Seit Lan hier ist, hat er sich wieder daran erinnert, dass er mehr ist als ein Gärtner und Gehilfe im Haus. Diese Gaidin

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