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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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ausweichend, »und wir werden tun, was getan werden muss.«
    »Wenn es von irgendwelchem Nutzen wäre, würde ich Adeleas’ Nase aus den Büchern zerren und mit ihr zur Weißen Burg aufbrechen. Aber um ehrlich zu sein, ich bin lieber hier als dort. Vielleicht haben wir doch genügend Zeit, um unser Geschichtsbuch zu vollenden.«
    »Ich hoffe, das wird Euch gelingen, Schwester.«
    Vandene erhob sich. »Ich muss noch einiges erledigen, bevor ich zu Bett gehe. Falls Ihr keine weiteren Fragen habt, werde ich Euch Euren Studien überlassen.« Aber dann hielt sie noch einmal inne und bewies, dass sie trotz all der mit dem Studium von Büchern verbrachten Zeit immer noch eine Grüne war. »Ihr solltet etwas wegen Lan unternehmen, Moiraine. In dem Mann grollt es schlimmer als im Drachenberg. Früher oder später wird er explodieren. Ich habe schon oft genug erlebt, wie ein Mann wegen einer Frau in Schwierigkeiten geriet. Ihr beide seid lange Zeit zusammen gewesen. Vielleicht hat er sich endlich dazu durchgerungen, Euch als Frau zu sehen und nicht nur als Aes Sedai.«
    »Lan sieht mich als das, was ich bin, Vandene. Aes Sedai. Und immer noch als Freundin, hoffe ich.«
    »Ihr Blauen. Immer dazu bereit, die Welt zu retten, und dabei verliert ihr euch selbst aus den Augen.«
    Nachdem die weißhaarige Aes Sedai gegangen war, raffte Moiraine ihren Umhang um sich und ging vor sich hin murmelnd in den Garten. Irgendetwas von Vandenes Worten nagte an ihrem Verstand, doch sie konnte sich nicht erinnern, was es war. Eine Antwort oder der Anflug einer Antwort auf eine Frage, die sie nicht gestellt hatte. Aber sie konnte sich auch an die Frage nicht erinnern.
    Wie das Haus war auch der Garten klein, aber sehr gepflegt. Das wurde selbst im Mondschein deutlich, der von dem gelben Schein aus den Fenstern unterstützt wurde. Zwischen sorgfältig angelegten Blumenbeeten zogen sich Sandwege entlang. Sie zog in der sanften Kühle der Nacht den Umhang etwas fester zusammen. Welche Antwort war das – und auf welche Frage?
    Sand knirschte hinter ihr, und sie drehte sich um im Glauben, es sei Lan.
    Ein Schatten ragte nur wenige Schritte vor ihr auf, ein Schatten, der wie ein viel zu großer, in einen Umhang gehüllter Mann wirkte. Aber der Mondschein enthüllte das Gesicht. Hagere Wangen, blasse Haut, zu große schwarze Augen über einem Schmollmund mit blutroten Lippen. Der Umhang öffnete sich und wurde zu den riesigen Schwingen einer Fledermaus.
    Im Bewusstsein, dass es zu spät war, öffnete sie sich Saidar , doch der Draghkar begann leise zu singen, und die sanften Töne durchrieselten sie und ließen ihre Willenskraft erlahmen. Saidar entschlüpfte ihr. Sie empfand nur eine unbestimmte Traurigkeit, als sie auf die Kreatur zuschritt. Das tiefe Singen, das sie immer näher lockte, unterdrückte jedes andere Gefühl. Weiße, weiße Hände – wie die Hände eines Mannes, doch mit Klauen bewehrt –streckten sich nach ihr aus, und blutrote Lippen verzogen sich zum schrecklichen Abklatsch eines Lächelns. Spitze Zähne zeigten sich, aber nur ganz undeutlich. Sie wusste, dass er nicht beißen oder reißen würde. Fürchte den Kuss des Draghkar. Sobald diese Lippen sie berührten, war sie so gut wie tot. Erst würde ihr die Seele geraubt und dann das Leben. Wer immer sie auch finden mochte, und wenn es in dem Augenblick war, in dem der Draghkar sie fallen ließ, er würde eine Leiche ohne jede Verwundung finden – so kalt, als sei sie bereits zwei Tage lang tot. Und falls jemand kam, bevor sie tot war, wäre das, was sie fänden, noch schlimmer und hätte wirklich mit ihr nichts mehr zu tun. Das Singen lockte sie in die Reichweite dieser blassen Hände, und der Kopf des Draghkar neigte sich langsam ihr zu.
    Sie empfand nur eine gelinde Überraschung, als eine Schwertklinge über ihre Schulter fuhr und sich in die Brust des Draghkar bohrte, und auch nicht viel mehr, als eine zweite über ihre andere Schulter hinwegfuhr und neben der ersten eindrang.
    Betäubt und wankend beobachtete sie wie aus großer Entfernung, dass die Kreatur von ihr weggedrückt wurde. Lan kam in Sicht und dann Jaem. Die knochigen Arme des grauhaarigen Behüters hielten seine Klinge genauso gerade und fest wie die des jüngeren Mannes. Die blassen Hände des Draghkar färbten sich rot, als sie an dem scharfen Stahl rissen. Schwingen schlugen durch die Luft und erzeugten Donnerschläge. Verwundet und blutend, begann er wieder zu singen. Er sang zu den Behütern.
    Mit Mühe

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