Die Jagd beginnt
Finger des Ogiers das Handgelenk des Trollocs umklammerten.
»Halt durch, Rand!« Loials Stimme klang gequält. Die andere Hand des Ogiers kam in Sicht und packte den Arm, der Rand immer noch ein Stück über dem Boden hielt. »Halt dich fest!«
Rand wurde kräftig durchgeschüttelt, als Ogier und Trolloc so miteinander rangen. Plötzlich war er frei und fiel ein Stück herunter. Taumelnd machte er zwei Schritte, um aus der Reichweite des Trollocs zu kommen, und drehte sich dann mit erhobenem Schwert um. Loial stand hinter dem Trolloc mit der Keilerschnauze und hielt ihm mit festem Griff an Handgelenk und Unterarm die Arme weit gespreizt auseinander. Er atmete schwer vor Anstrengung. Der Trolloc knurrte kehlige Worte in der harten Trollocsprache und warf den Kopf hin und her in der Absicht, Loial mit einem der Hauer zu erwischen. Ihre Stiefel rutschten durch den Staub der Straße.
Rand versuchte, eine Stelle zu finden, wo er den Trolloc mit seinem Schwert durchbohren konnte, ohne Loial zu treffen, aber Ogier und Trolloc taumelten in ihrem tödlichen Tanz so umher, dass er keine finden konnte.
Mit einem Aufgrunzen riss der Trolloc seinen linken Arm aus der Umklammerung, aber bevor er sich vollends befreien konnte, hatte Loial von hinten seinen Hals umklammert und presste die Kreatur fest an sich. Der Trolloc griff nach seinem Schwert. Die sichelförmige Klinge hing jedoch an der falschen Seite, um sie mit der linken Hand zu ziehen. Doch ganz, ganz langsam brachte er es fertig, die Klinge Stück für Stück aus der Scheide zu ziehen. Und immer noch taumelten sie so umher, dass Rand nicht zustoßen konnte, ohne Loial zu gefährden.
Die Macht. Die könnte helfen. Er wusste nicht wie, aber es schien ihm der einzige Weg. Der Trolloc hatte sein Schwert schon halb aus der Scheide. Wenn die gekrümmte Klinge frei war, würde sie Loial töten.
Zögernd bildete Rand das Nichts. Saidin schimmerte ihm entgegen, zog ihn in sich hinein. Verschwommen erinnerte er sich an das eine Mal, als es zu ihm gesungen hatte, aber nun zog es ihn lediglich an, wie der Duft einer Blume die Biene anzieht oder der Gestank von Abfall eine Fliege. Er öffnete sich und griff danach. Es war nichts da. Er hätte genauso gut wirklich nach Licht greifen können. Der Gestank nach Fäule erfasste ihn und beschmutzte ihn, aber in seinem Inneren ergab sich kein Strom von Energie. Von augenblicklicher Verzweiflung getrieben, versuchte er es immer wieder. Und immer wieder war da nur diese Verderbnis.
Mit einem plötzlichen Aufbäumen warf Loial den Trolloc zur Seite, und zwar so hart, dass die Kreatur gegen die Hauswand prallte. Mit dem Kopf voran knallte er dagegen. Es gab ein deutlich vernehmbares Knacken, und dann glitt der Trolloc mit gekrümmtem Hals zu Boden.
Loial stand da und blickte ihn schwer atmend an. Rand sah einen Augenblick lang verständnislos aus der ihn umgebenden Leere hinaus, bevor ihm bewusst wurde, was geschehen war. Sobald es ihm klar war, ließ er Nichts und faulendes Licht fahren und eilte an Loials Seite.
»Ich habe noch nie … zuvor getötet, Rand.« Loial atmete zittrig ein.
»Er hätte dich getötet, wenn du ihm nicht zuvorgekommen wärst«, sagte Rand zu ihm. Nervös sah er sich um: dunkle Gassen, Fenster mit geschlossenen Läden und verriegelte Türen. Wo sich zwei Trollocs befanden, steckten bestimmt noch mehr. »Es tut mir Leid, dass du das tun musstest, Loial, aber er hätte uns beide getötet oder noch Schlimmeres …«
»Ich weiß. Aber es gefällt mir trotzdem nicht. Selbst wenn es ein Trolloc ist.« Der Ogier deutete auf die untergehende Sonne und packte dann Rand am Arm. »Da ist noch einer von ihnen.«
Rand musste gegen die Sonne sehen und konnte deshalb keine Einzelheiten erkennen, aber eine andere Gruppe von Männern mit einer riesigen Puppe schien sich Loial und ihm zu nähern. Nun wusste er aber, worauf er achten musste. Die ›Puppe‹ bewegte ihre Beine zu natürlich, und der Tierkopf hob sich und witterte, ohne dass jemand eine Stange bewegte. Er glaubte nicht, dass ihn die Schattenfreunde und der Trolloc in den tiefen, abendlichen Schatten erkennen konnten, genauso wenig wie das, was neben ihnen auf der Straße lag – dafür bewegten sie sich zu langsam. Doch es war offensichtlich, dass sie suchten und näher kamen.
»Fain weiß, dass ich irgendwo hier draußen bin«, sagte er und wischte schnell sein Schwert am Mantel des toten Trollocs ab. »Er hat sie geschickt, um mich aufzuspüren. Er will
Weitere Kostenlose Bücher