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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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»Loial, wenn sie uns nicht hineinlassen, müssen wir eine Möglichkeit finden, uns hineinzuschleichen.«
    »Aber Rand …«
    »Willst du lieber auf die Trollocs warten?« Er gab Loial einen sanften Stoß, damit er loslief, und fasste Selenes Hand, um Loial hinterherzurennen. »Such uns einen Weg, auf dem wir uns nicht gerade den Hals brechen, Loial.«
    »Ihr regt Euch viel zu sehr auf«, sagte Selene. Es schien ihr leichter zu fallen, Loial in der zunehmenden Dämmerung zu folgen, als Rand. »Sucht das Einssein, und beruhigt Euch. Einer, der groß sein will, muss immer ruhig bleiben.«
    »Die Trollocs könnten Euch hören«, entgegnete er. »Ich will kein großer Mann sein.« Er glaubte, von ihr ein resigniertes Seufzen zu hören.
    Manchmal rollten Steine unter ihren Füßen weg, aber ansonsten war der Weg über die Hügel nicht schwierig, trotz der langen Schatten der Dämmerung. Bäume und sogar Sträucher waren schon lange als Feuerholz abgehackt worden. Nichts wuchs hier außer kniehohem Gras, das leise um ihre Beine raschelte. Ein sanfter Nachtwind kam auf. Rand machte sich Sorgen, dass er den Trollocs ihre Witterung zutragen könnte.
    Loial blieb stehen, als sie die Mauern erreichten. Sie waren doppelt so hoch wie der Ogier und hell verputzt. Rand spähte zurück in Richtung Vortor. Von der Stadtmauer her glänzten die Reihen erleuchteter Fenster wie die Speichen eines Rads.
    »Loial«, sagte er leise. »Kannst du sie sehen? Folgen sie uns?«
    Der Ogier blickte in Richtung Vortor und nickte dann unglücklich. »Ich sehe nur ein paar Trollocs, aber sie kommen hierher. Sie rennen. Rand, ich glaube wirklich nicht …«
    Selene unterbrach ihn. »Wenn er hinein will, Alantin , braucht er eine Tür. So wie die dort.« Sie zeigte auf einen dunklen Fleck ein bisschen weiter hinten an der Mauer. Obwohl sie es behauptete, war Rand nicht sicher, dass es wirklich eine Tür war, aber als sie hinging und daran zog, öffnete sie sich.
    »Rand …«, begann Loial.
    Rand schob ihn auf die Tür zu. »Später, Loial! Und leise! Wir verstecken uns gerade, erinnerst du dich noch?« Sie drückten sich hinein und schlossen die Tür hinter sich. Es gab Halterungen für einen Riegel, aber es war kein Riegel zu sehen. Sie würde niemanden aufhalten, doch vielleicht zögerten die Trollocs hereinzukommen.
    Sie befanden sich in einer hügelan führenden Gasse zwischen zwei langen, niedrigen, fensterlosen Gebäuden. Zuerst glaubte er, sie bestünden ebenfalls aus Stein, doch dann wurde ihm klar, dass hier lediglich Holz weiß verputzt worden war. Es war nun dunkel genug, dass der Mondschein die Wände trübe beleuchtete.
    »Besser, von den Feuerwerkern gefangen genommen zu werden als von den Trollocs«, murmelte er und ging nach oben.
    »Aber das habe ich dir doch schon die ganze Zeit sagen wollen«, protestierte Loial. »Ich habe gehört, die Feuerwerker töten Eindringlinge. Sie bewahren ihre Geheimnisse auf sehr wirksame Art und Weise.«
    Rand blieb wie angewurzelt stehen und blickte zur Tür zurück. Die Trollocs waren noch immer dort draußen. Im schlimmsten Fall war es bestimmt besser, sich mit Menschen auseinander zu setzen als mit Trollocs. Vielleicht war er in der Lage, die Feuerwerker dazu zu überreden, sie laufen zu lassen; Trollocs hörten nicht zu, bevor sie töteten. »Tut mir Leid, dass ich Euch in diese Lage gebracht habe, Selene.«
    »Gefahr birgt einen gewissen Reiz«, sagte sie leise. »Und bis jetzt wurdet Ihr gut damit fertig. Sollen wir nachsehen, was wir dort entdecken?« Sie streifte an ihm vorbei die Gasse hoch. Rand folgte. Ihr würziger Duft stieg ihm in die Nase. Oben auf dem Hügel weitete sich die Gasse zu einer breiten Fläche geglätteten Lehmbodens, der beinahe genauso weiß war wie der Verputz an den Wänden. Der Platz war fast ganz von weiteren weißen, fensterlosen Gebäuden umgeben, in deren Schatten neue Gassen lagen. Zur Rechten stand ein Gebäude mit Fenstern, aus denen Licht auf den blassen Lehmboden fiel. Er drückte sich zurück in den Schatten der Gasse, als ein Mann und eine Frau erschienen, die langsam über den Platz schritten.
    Ihre Kleidung stammte offensichtlich nicht aus Cairhien. Der Mann trug Kniebundhosen, die genauso bauschig waren wie seine Hemdsärmel. Beides war goldgelb, und an den Hosenbeinen sowie auf der Hemdbrust befanden sich Stickereien. Das Kleid der Frau mit einem kunstvoll gearbeiteten Mieder schien von blassem Grün, und ihr Haar war zu einer Unzahl kleiner Zöpfe

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